Titel: Unerreichbar nah
Autor: Whisper
Teil: 08/11
Genre: Fantasy
Rating: MA
Copyrights: Alles meins! Selbst drüber staun!
Warnung: [angst] ...endlich [lime]^^;;
Kommentar: Meine Debutstory!......ein Wechselbad der Gefühle! *eg*
Feedback: Immer willkommen! Gern gesehen! Gebraucht! Lebensnotwendig!...Noch ne Steigerung möglich?
"blabla" Gesprochenes
,blabla' Gedanken
,Wort' Betonung
/blabla/ Erinnerung
Rotes Mondlicht auf reflektierendem Spiegelglas.
Sehnsucht und Verlangen zum Greifen nah.
--- Unerreichbar nah ---
UNERREICHBAR NAH
15.Black satin sheets
Irgendetwas riss mich aus meinem tiefen Schlummer und
beförderte mich in den 
Dämmerzustand zwischen Träumen und Wachen. Jedoch fühlte
ich mich in meinem 
warmen, weichen Bett viel zu wohl um mich für letzteres zu
entscheiden. So 
kuschelte ich mich tiefer in die behaglichen Falten meines
Bettzeugs und 
döste vor mich hin. Vage nahm mein schlafdurchtränktes
Bewusstsein das 
Senken der Matratze am Fußende des Bettes wahr und mühsam
öffnete ich meine 
Augen einen Spaltbreit. Ich sah nichts außer Dunkelheit,
bevor sich meine 
vom Schlaf schweren Lider wieder schlossen. Unwillig grummelte
ich 
undeutlich vor mich hin und drehte mich von der Seite auf den
Rücken.
, Seltsamer Traum, seit wann hatte ich denn ein Wasserbett?' 
Die Matratze schwankte, es fühlte sich an als würde jemand
auf allen Vieren 
zum Kopfteil hochkriechen. Unmöglich. Ich blinzelte und mir
war als nähme 
ich eine Bewegung wahr. Langsam und geschmeidig, katzengleich.
Einen Moment 
später fühlte ich ein Paar warme Hände über meine Brust
gleiten und 
schreckte aus meinem schlafumnebelten Zustand auf. Panik
durchfuhr mich, 
geschockt hielt ich die Luft an und lag angespannt da. Meine
Gedanken jagten 
sich in meinem Kopf. Was war bloß los? Einbrecher? Aber was
wollte ein 
Einbrecher in meinem Bett?
Hellwach und aufs äußerste gespannt lag ich da und wartete
ab. Was sollte 
ich auch anderes tun? Der nächste Zug lag bei meinem
nächtlichen Besucher.
Ich hoffte bloß aus dieser absurden Situation heil
herauszukommen. Nun da 
ich wach war konnte ich, trotz geschlossener Augen, des
Fremden Position 
bestimmen. Er kniete über mir und als er sich zu mir
hinunterbeugte strichen 
die Spitzen der offensichtlich langen Haare über die vor
Aufregung 
übersensible Haut meiner Brust, kitzelten über Hals und
Gesicht. Überrascht 
schnappte ich nach Luft, wagte es jedoch nicht mich zu
rühren. Ich fühlte 
mich wie versteinert. Warmer Atem streifte mein Ohr, meine
Nackenhaare 
richteten sich auf. Erschauernd drehte ich abwehrend den Kopf
zur Seite um 
mich dem Eindringling zu entziehen. Mein Herzschlag jagte sich
vor 
Aufregung und meine Muskeln begannen vor Anspannung zu
zittern.
"Alex....Alex....aufwachen!", hauchte mir eine nur
zu bekannte Stimme ins 
Ohr und ich riss erstaunt die Augen auf. Ich entließ den
angehaltenen Atem 
und rang keuchend nach Luft. Sprachlos starrte ich die so
liebgewonnene 
Gestalt an. Lächelnd wich er ein Stück von mir zurück und
ich sah direkt in 
sein Gesicht. Nur zu deutlich konnte ich nun die Identität
des Fremden im 
schwachen Licht des Mondes ausmachen. Kein Zweifel möglich!
Die langen, silbrigen Strähnen, diese unvergleichlichen
violetten Augen.
"Xela!", flüsterte ich ungläubig. Schwungvoll
rollte ich mich herum und 
drückte ihn in die Kissen.
"Wie...?", wollte ich drängend wissen, doch er
unterbrach mich.
"Shhh!", meinte er leise beschwichtigend und brachte
mich, mir sanft den 
Zeigefinger auf die Lippen legend zum Schweigen. Leicht den
Kopf schüttelnd 
sah er mich lächelnd an. Sein Anblick verschlug mir den Atem.
Ein lebendig 
gewordener Traum.
Seine seidig schimmernde Haarpracht lag wie kunstvoll
arrangiert über seinen 
Schultern, schmeichelten dem engelsgleichen, blassen Gesicht
um sich dann 
wie flüssiges Silber über den schwarzen Satinstoff meiner
Kissen und Laken 
zu ergießen. Die dunkle Farbe und das edle Material brachten
seine helle 
Schönheit nur noch mehr zur Geltung. Entspannt durch die
Lippen atmend sah 
er mich aus halbgeöffneten, lavendelfarbenen Augen abwartend
an. Unfähig 
mich zu beherrschen hob ich die Hand und berührte vorsichtig
seine Wange.
Zum Greifen nah und genauso samtweich wie ich es mir
vorgestellt hatte.
Samt und Seide auf schwarzem Satin.
Die vollendete Versuchung.
Die pure Sünde.
Ich schluckte trocken.
Aber wie kam er hierher? Xela unterband weitere Überlegungen
äußerst 
effektiv. Sich von der Matratze abdrückend griff er in mein
Nackenhaar und 
hauchte einen Kuss auf meine Lippen. Damit riss er mich
völlig von den 
Socken. Nie und nimmer hätte ich mit dieser Berührung
gerechnet. Ein 
überraschtes Krächzen entrang sich meiner Kehle und ich
schloss überwältigt 
die Augen. Das war einfach zu schön um wahr zu sein. Wie oft
war ich bei 
Xela's Anblick schon in Tagträumen versunken, mir genau dies
wünschend. Und 
jedes Mal wenn er mich dabei ertappt hatte wäre ich am
liebsten im Boden 
versunken.
Das Nächste was ich mitbekam war, dass nun ich meinerseits
mit dem Rücken in 
die Kissen gepresst und Xela der ganzen Länge nach an mich
geschmiegt dalag.
Das Laken hatte sich um und zwischen unser beider Hüften
gewickelt und zum 
ersten Mal bemerkte ich, dass mein Spiegelfreund gar kein Hemd
trug. Was 
sich jenseits der Gürtellinie befand konnte ich nun nicht
mehr ausmachen, 
dennoch oder vielleicht gerade deswegen spielte meine
Phantasie verrückt.
Auf die Ellbogen gestützt schaute er auf mich herunter, seine
Haare bildeten 
einen seidigen Vorhang um uns beide, schirmten uns von der
Umgebung ab. In 
dieser kleinen abgeschlossenen Welt verlor ich mich in Xela's 
unbeschreiblichen Blick.
,Gott, ich bin tot und im Himmel!', dann setzte mein Verstand
komplett aus, 
denn ich spürte Xela's warmen, weichen Mund wieder auf
meinem. Mit sanftem 
Druck küsste er mich, biss leicht in meine Unterlippe, leckte
verführerisch 
um Einlass bittend darüber.
Welchen ich ihm aufseufzend gewährte.
Langsam teilte er meine nachgiebigen Lippen, knabberte wieder
spielerisch 
an meiner Unterlippe und saugte leicht daran. Ungeduldig
seufzend fing ich 
seinen funkelnden Blick auf und schloss meine Augen gleich
wieder verzückt.
Betörend langsam tauchte seine Zunge zwischen meine
geöffneten Lippen, 
suchte die meine, kostete den ersten Geschmack meines Mundes
aus bevor er 
ganz vordrang und genüsslich meine Mundhöhle erforschte.
Unkontrolliert zitternd zog ich ihn mit meinen, in seinem Haar
vergrabenen 
Händen noch weiter zu mir herunter. Wollte mehr von diesen
begnadeten 
Lippen. Unser Kuss vertiefte sich, dauerte an bis er
schließlich aus 
Sauerstoffmangel abbrach. Keuchend sah ich Xela aus
verschleierten Augen an.
Gott, um nichts in der Welt hätte ich dies beenden wollen.
Begierig zupfte ich an der silbrigen Haarsträhne, die sich
zwischen meinen 
Fingern verfangen hatte und sah dabei bedeutungsvoll auf
Xela's Mund.
Zufrieden registrierte ich wie er sich wieder zu mir beugte,
doch anstatt 
meinen Wunsch zu erfüllen wich er nach links aus und
schnappte sich mein 
Ohrläppchen um daran zu knabbern. Protestierend drehte ich
den Kopf weg, ich 
wollte ihn wieder schmecken, war schon geradezu süchtig nach
ihm. Ein leise 
und amüsiert klingendes erneutes "Shhh!" erreichte
mein Ohr und dann fühlte 
ich wie mein schon offenes Pyjamaoberteil noch weiter zur
Seite geschoben 
wurde. Geschickte Finger streichelten meine Haut unter dem
dünnen, karierten 
Stoff und nach kurzer Zeit teilte mir ein kühler Hauch auf
der nackten Haut 
mit, dass Xela es geschafft hatte mich des störenden
Materials zu 
entledigen. Wie, war mir entgangen. Eine wohlige Gänsehaut
überzog mich bei 
jeder federleichten Berührung. Stöhnend drängte ich mich
Xela's Liebkosung 
entgegen, verlangte stumm nach mehr.
,Wenn das ein Traum ist will ich nie wieder aufwachen!' 
Ein erneuter lustvoller Schauer durchrieselte mich als sich
Xela's Zähne in 
sanften Bissen meinen Hals entlang und dann seine Zunge, den
Pfad 
fortsetzend, zum Schlüsselbein hinunterarbeitete. Still
daliegen war ein 
Ding der Unmöglichkeit geworden, doch Xela's unvermutetes
Gewicht drückte 
mich immer wieder in die Kissen zurück. Inzwischen klammerte
ich mich mit 
einer Hand in Xela's Nacken fest, die andere krallte sich in
das Bettlaken 
neben meiner Hüfte.
Zu einem klaren Gedanken war ich seit dem Moment in dem unsere
Lippen sich 
trafen nicht mehr fähig und so überließ ich mich
widerstandslos meinen 
Empfindungen. Wer war ich, mich solch einem köstlichen
Ansturm zu 
widersetzen?
Anscheinend wollte Xela dies auch nicht beenden, denn er
rutschte ein Stück 
tiefer und bearbeitete küssend, streichelnd, hier und da
einen sanften Biss 
setzend meine Brust. Unerträglich! Wenn er so weitermachte,
würde ich noch 
vor Hitze vergehen. Mit einem schelmischen Glitzern in den
wunderschönen 
Augen ließ er seine Hände streichelnd an meinen Seiten
hinunterwandern und 
umfasste meine Hüfte bevor er sich nochmals tiefer bewegte.
Fasziniert 
beobachtete ich das Spiel der Muskeln unter seiner
mondbeschienen Haut.
Neckend zog er mit der Zunge eine feucht glitzernde Spur über
meinen 
angespannten Bauch und tauchte sie dann spielerisch in meinen
Nabel. Ich 
folgte dieser Reise mit meinem Blick und schluckte schwer. Im
nächsten 
Moment verließ er meinen Bauchnabel und platzierte einen
heißen Kuss kaum 
zwei Fingerbreit über dem elastischen Bund meiner
Schlafshorts, die während 
ich schlief schon recht tief gerutscht waren.
Mein Herz schlug Purzelbäume, Luft bekam ich sowieso kaum
noch und wenn das 
so weiterging würde mein Verstand komplett ins Nirwana
verschwinden. Aber 
egal! Er funktionierte sowieso nur noch auf Kurzschlussbasis
und lieferte 
Informationen wie: sexy...Xela....heiß....mhmmm....mehr!!!
Er sah aber auch atemberaubend aus.
Wirre Haare die ihm in die Stirn fielen und teils meine
Oberkörper, teils 
seine Schultern und Rücken bedeckten. Die lustvoll
glitzernden Augen 
kombiniert mit der verführerischen geschmeidigen Pose in der
er sich 
zwischen den Laken rekelte verlieh ihm etwas Wildes,
unglaublich Erotisches.
Kurz sah er mich nachdenklich, die Unterlippe zwischen seinen
Zähnen 
festgeklemmt an. Ein verschmitztes Lächeln breitete sich auf
seinen Zügen 
aus. Dem Wahnsinn nahe schnappte ich nach Luft als Xela den
Kopf senkte, den 
Bund meiner Shorts leise knurrend mit den Zähnen fasste.
Er würde doch nicht etwa.....?
"I CAN GET NO SATISFACTION!", plärrte Mick Jagger
ohrenbetäubend los und ich 
saß innerhalb von Sekundenbruchteilen aufrecht im Bett. Blind
nach der 
Wurzel des lärmenden Übels schlagend, traf ich den
Radiowecker am 
Nachttisch, schaffte es aber erst beim dritten Versuch das
Ding zum 
Schweigen zu bringen. Irritiert fuhr ich mir durch die
schlafzerzausten 
Haare und stöhnte gepeinigt auf. Es war stockdunkel um mich
herum, kein Mond 
schien und ich schwitzte und zitterte am ganzen Körper.
Keuchend rieb ich 
mir den Schlaf aus den Augen und sah mich suchend um. Kein
Xela, und der 
Spiegel war genauso leer wie die Woche davor.
"Ein Traum...nur ein Traum!" 
Frustriert boxte ich in die mit himmelblauer Baumwolle
bezogenen Kissen.
"Verdammt!", fluchte ich.
Ein Blick auf den Wecker zeigte mir, dass es sieben Uhr
morgens war. Ich 
Idiot hatte vergessen den Alarm abzustellen. Es war Anfang
Februar und ich 
hatte gerade Ferien.
Langsam trocknete der Schweiß auf meiner Haut und ich begann
mich unwohl zu 
fühlen. Also schlug ich die durchnässte Decke zurück und
hockte einen Moment 
lang auf der Bettkante. Resigniert aufseufzend stand ich
schließlich auf und 
trottete zur Dusche. Hastig schlüpfte ich aus meinen
Schlafklamotten und 
stellte das Wasser an. Unter dem warmen Wasserstrahl
entspannte ich mich 
etwas und wusch mir die Spuren meines Traums vom Leib.
So ging das nicht weiter. Nicht genug damit, dass ich schon
tagsüber ständig 
an meinen ,Mitbewohner' dachte, jetzt schlich er sich auch
schon in meine 
Träume, und was für Träume. Dabei ahnte er wohl gar nicht
was er in mir 
auslöste. War wohl auch besser so.
Leider half die Wärme des Wassers nicht dabei mich
abzukühlen. Der Traum 
hatte mich in einen ziemlich unangenehmen Zustand versetzt.
Rigoros drehte ich den Kaltwasserhahn bis zum Anschlag auf und
ließ das 
eisige Wasser auf mich einprasseln. Vielleicht kam ich ja
dadurch wieder zu 
Verstand. Ich war wütend auf mich selbst. Ich verhielt mich
ja wie ein 
sexbesessener Vollidiot! Null Selbstbeherrschung! Es reichte
wohl nicht, 
dass ich Xela mit Blicken auszog wann immer sich die
Möglichkeit dazu 
geboten hatte, nein jetzt hatte ich auch schon feuchte Träume
seinetwegen 
und diese kalte Dusche setzte dem Fass nun wirklich die Krone
auf.
Und das alles wegen einem MANN!!
Bibbernd drehte ich das Wasser ab, schnappte mir ein Handtuch
und rubbelte 
mich trocken. Mein Pyjama war hinüber und so schlüpfte ich
genervt in das 
nächstbeste frische Paar Boxershorts und zog mir ein
extragroßes T-Shirt 
über.
Ich verstand mich wirklich selbst nicht mehr. Was war nur los?
Ich hatte doch immer Mädchen gemocht. Ein unbeschriebenes
Blatt war ich auch 
längst nicht mehr. Ok, ich hatte schon längere Zeit keine
Freundin mehr 
gehabt, aber das lag gewiss nicht an mangelnder Gelegenheit.
Viel mehr war 
es so, dass ich es bevorzugt hatte solo zu bleiben. Irgendwie
hatte mich das 
letzte Jahr lang jeglicher näherer Kontakt mit anderen - egal
ob männlich 
oder weiblich - genervt. Ich brauchte was eigenes, ganz für
mich allein und 
das hatte ich jetzt ja auch. Na ja...fast. Aber warum - zum
Teufel - unter 
all den Frauen, wieso musste es ausgerechnet Xela sein der
mich wieder so 
empfinden ließ? Noch dazu war er unerreichbar für mich.
,Unerreichbar nah!', dachte ich schmerzlich.
Gedankenverloren ging ich zurück in mein Schlafzimmer und
musterte mein 
Bett. Ich hoffte nur Xela hatte auf seiner Seite nichts
mitbekommen.
Beschämt zog ich hastig die eingesaute, verschwitzte
Bettwäsche ab, 
entsorgte sie im Schmutzwäschekorb im Bad und ging dann daran
die von dort 
mitgebrachte frische Bettwäsche neu aufzuziehen.
Während dessen versuchte ich meine gegenwärtige Situation
auf die Reihe zu 
bringen. Fest stand, irgendetwas musste ich unternehmen. Auf
keinen Fall 
wollte ich die kostbare Freundschaft zu Xela aufs Spiel
setzen.
Sofern ich ihn je wiedersah. Dieses Fenster öffnete sich
anscheinend 
willkürlich, bis jetzt war keiner von uns dahintergekommen
wie es 
funktionierte. Ich hoffte nur, dass es gnädigerweise wieder
erschien und 
dieses Mal vielleicht auf Dauer bestehen blieb. Für diesen
Fall musste ich 
meine Gefühle unter Kontrolle bringen. Leichter gesagt als
getan.
Vielleicht legten sie sich ja wieder. ,Eine Phase! Ja genau!
So wird es 
sein. Einfach nicht mehr auf diese Art an Xela denken. Er ist
mein Freund, 
nur mein bester Freund!', hämmerte ich mir ein, fest dazu
entschlossen 
diesen Vorsatz einzuhalten.
Meinen inneren Kampf beendend, blickte ich auf mein frisch
gemachtes Bett 
und seufzte geschlagen.
Ich hatte es mit meiner schwarzen Satinbettwäsche bezogen.
16. Erkenntnis
Ein paar Tage später gewährte der Spiegel tatsächlich
wieder die Durchsicht.
Ich fand Xela am vergitterten Fenster stehend vor. Sein Blick
war 
sehnsuchtsvoll in die Ferne gerichtet und der Wind spielte in
seinem langen 
Haar. Noch nie hatte ich ihn seinen Wunsch nach Freiheit so
offen zur Schau 
tragen sehn. Sich eine wirre Strähne aus dem Gesicht
streichend schloss er 
die Augen und genoss die Brise.
Es versetzte mir einen Stich ihn so traurig zu sehen. Ich
hasste es nichts 
tun zu können und sah ärgerlich zur Seite. Mein Blick blieb
an ein paar 
Sachen hängen, die ich vergessen hatte wegzuräumen nachdem
ich vor kurzem 
nach etwas gesucht hatte. Dabei war mir ein Baseballschläger
unter die Hände 
gekommen der mir gar nicht gehörte. Musste wohl beim Umzug
zwischen meine 
Sachen geraten sein. Der Besitzer ließ sich trotz meiner
Bemühungen nicht 
ausforschen und so blieb das Ding in meinem Besitz.
Nun vielleicht war es doch zu etwas zu gebrauchen. Ich ergriff
den Schläger, 
wog ihn in der Hand und musterte den verhassten Spiegel
abschätzend. Ein 
Idee formte sich in meinen Gedanken.
,Hmmm! Dann mach ich mir die Tür eben selbst!', dachte ich
mir.
"Xela! Bleib jetzt besser dort stehen!", rief ich
meinem Freund warnend zu 
und holte weit zum Schlag aus.
Überrascht drehte Xela sein Gesicht zu mir und ein freudiges
Lächeln glitt 
über seine Züge.
,Oh Mann, für dieses Lächeln bräuchte er einen
Waffenschein!', dachte ich 
geplättet und hielt in der Bewegung inne. Das verschaffte ihm
genau die Zeit 
die er brauchte.
Als Xela erkannte was ich gerade im Begriff war zu tun,
erschien ein 
Ausdruck des Entsetzens auf seinem Antlitz. Mit drei langen,
hastigen 
Schritten war er am Spiegel und verhinderte damit, dass ich
den Schlag 
ausführte. Schließlich wollte ich ihn nicht verletzen.
"Nicht! Bitte! Wenn du mich nicht mehr sehen willst, dann
sag es doch 
einfach!", rief Xela außer sich.
Perplex sah ich ihn an, er hatte verletzt geklungen aber
irgendwie schwang 
auch Verständnis in seiner Stimme mit. Dachte er etwa ich
will ihn 
loswerden? Ich ließ den Schläger auf der Stelle fallen und
blickte Xela 
eindringlich in die Augen.
"Was redest du denn da? Ich wollte dir doch bloß
helfen!", erwiderte ich.
Nun dämmerte ihm was ich vorgehabt hatte. Der gehetzte
Ausdruck verschwand 
aus seinen Augen und er beruhigte sich etwas.
"Nein. Du kannst mir nicht helfen. Denk doch mal nach. Du
zerstörst doch nur 
das Fenster und schaffst keinen Durchgang. Hinter den Spiegeln
befindet sich 
nichts! Woher ich das weiß?", meinte er meinen fragenden
Gesichtsausdruck 
deutend und ich nickte.
"Nun, eigentlich ist es nur eine Vermutung, aber sag,
siehst du die 
ausgebrochene Ecke meines Spiegels?", fragte er und
deutete auf die rechte 
untere Spiegelecke. Da war nichts oder besser gesagt, ich sah
keine 
Bruchkante und das sagte ich ihm auch.
"Wie ich's mir gedacht habe. Das bestätigt meine
Vermutung nur noch.
Verstehst du denn nicht? Es gibt keinen Durchgang, so leid es
mir auch tut.
Zerstörst du den Spiegel, zerstörst du das Fenster.",
erklärte er traurig.
Hätte ich also zugeschlagen, säße ich nun vor einem
Riesenscherbenhaufen und 
Xela hätte ich auch verloren. Sofern seine Theorie zutraf.
Auf den Schreck 
musste ich mich erst mal hinsetzen.
"Woher weißt du das?" 
"Glaubst du ich hätte nicht auch schon an diese
Möglichkeit gedacht?", 
meinte er bitter.
"Als ich hier reingekommen bin, hab ich ziemlich alles in
der Zelle 
befindliche zerschlagen und der Spiegel hat auch was
abbekommen, von daher 
stammt auch die ausgebrochene Ecke. Vor kurzem hab ich
versucht noch ein 
Stück auszubrechen. Wie du siehst hatte ich in etwa die
gleiche Idee wie du, 
aber alles was es mir eingebracht hat war ein weiterer
Splitter, ein Stück 
kahle Steinmauer mehr und", demonstrativ hielt er mir
seinen rechten Daumen 
unter die Nase, "einen verdammt tiefen Schnitt!" 
Die Wunde war schon von Schorf bedeckt, es war ein ziemlich
langer dünner 
Schnitt - musste geblutet haben wie die Hölle. Schmerzlich
verzog ich das 
Gesicht.
"Was ich dich schon mal fragen wollte...seit wann gibt es
Zellen mit 
Spiegeln?", lenkte ich von der Schnittwunde ab. Sie
allein anzusehen tat 
schon weh.
"Keine Ahnung. Aber ich denke er ist da, weil diese Zelle
von der Tür nicht 
ganz überblickbar ist. Als Sicherheitsmaßnahme.",
meinte er spöttisch.
Theatralisch seufzte er auf und blickte gen Himmel:
"Vielleicht auch damit 
mir beim Schminken nicht der Lidstrich verrutscht!" 
Glucksend verbiss ich mir ein Lachen. Oh ja, dass war mein
Xela. Trotz 
seiner miserablen Situation hatte er seinen Humor nicht
verloren.
Moment mal....MEIN Xela?
Die nächsten zwei Wochen verbrachten wir so lange es ging
gemeinsam, lebten 
von einem Tag auf den Anderen. Wir wussten immerhin nicht wie
lange das 
Fenster bestehen bleiben würde. Dennoch war es ein zeitweise
angespanntes 
Miteinander. Er verheimlichte mir irgendetwas, dass spürte
ich genau und 
ich, tja ich versuchte mit aller Macht meinem Vorsatz treu zu
bleiben, was 
mir leider nicht immer gelang. Als der Spiegel schließlich
leer blieb, war 
ich zugleich enttäuscht und erleichtert.
Man hätte meinen sollen Xela's Abwesenheit würde mir dabei
helfen meine 
irritierenden Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Das
Gegenteil war 
der Fall. Die kalten Duschen häuften sich und wenn ich nicht
acht gab, würde 
ich mir noch eine Erkältung einfangen. Meine
Ungeschicklichkeit nahm schon 
fast Katastrophenausmaß an und meine Konzentrationsfähigkeit
war gleich 
null. Mit einer Ausnahme versteht sich, aber gerade daran
durfte ich nicht 
denken.
Vielleicht....nur vielleicht war mein Schlafmangel in letzter
Zeit mit die 
Ursache für meine Entgleisungen. Die wenigen Stunden die ich
in einem kurzen 
komaähnlichen Erschöpfungsschlaf verbrachte, wogen
keinesfalls weitere 
schweißtreibende Träume mit Xela als Hauptfigur auf.
Zu allem Unglück lief ich knapp zwei Wochen später meiner
tratschsüchtigen 
Vermieterin in die Arme. Ich traf sie im Stiegenhaus vor
meiner Wohnung, ein 
Fluchtversuch war da unmöglich. Eigentlich war sie ja eine
ganz nette ältere 
Frau, hätte sie bloß nicht so einen Narren an mir gefressen.
Mir blieb auch wirklich nichts erspart, mir war kalt und ich
hatte 
Kopfschmerzen, aber das würde ich meiner gluckenhaften
Vermieterin bestimmt 
nicht auf die Nase binden, wollte ich sie je wieder loswerden.
Direkt vor 
der Wohnungstür konnte ich sie auch nicht gut stehen lassen,
also bat ich 
sie auf eine Tasse Tee herein. Das ließ sie sich natürlich
nicht zweimal 
sagen und ehe ich michs versah stand ich schon in der Küche
und kochte Tee, 
während ich ihrem nervenaufreibenden Geplänkel zuhörte.
Dann jedoch gab sie 
etwas äußerst interessantes von sich.
"Und wie gefällt es Ihnen hier?", hatte sie mich
gefragt und ich bekannte 
wie wohl ich mich in der Wohnung fühlte, Xela verschwieg ich
wohlweislich.
Ihre nächste Frage ließ mich stutzen.
"Nichts ungewöhnliches?", wollte sie neugierig
wissen.
"Nein, wieso? Im Gegenteil, ich frage mich schon die
ganze Zeit, weshalb 
diese Wohnung so billig zu haben war. Wieso sind denn die
vorigen Mieter 
ausgezogen?", hakte ich nun meinerseits misstrauisch
nach. Vielleicht wusste 
sie ja etwas über den Spiegel und traute sich bloß nichts zu
sagen.
"Es geht mich ja nichts an!", meinte ich
beschwichtigend als ich sie nervös 
am Henkel ihrer Handtasche fingern sah.
"Jedenfalls bin ich froh, dass es so gekommen ist, sonst
wäre ich kaum hier, 
nicht wahr? Hatten wohl Angst vor den vielen Stufen!",
vermutete ich 
schmunzelnd.
"Das wohl weniger", meinte sie plötzlich redselig,
"Sie wollten mir doch 
tatsächlich weiß machen, dass es hier in Vollmondnächten
spuken würde.
Geister! Man stelle sich das mal vor!", lachte sie.
"Schließlich sind sie ausgezogen. Schade eigentlich, sie
haben gut sechs 
Jahre hier gelebt, waren nette Leute." 
Nun, dass machte mich hellhörig. "Ach und wann genau
soll das gewesen sein?
", versuchte ich mehr zu erfahren.
"Oh, das muss ab Mitte Juni gewesen sein - die
Geistererscheinungen meine 
ich - ausgezogen sind sie dann im Juli. Mit all den
Formalitäten, der 
Ablöse, einigen Renovierungsarbeiten etc. hat es dann
gedauert bis ich die 
Wohnung weitervermieten konnte, und da sie doch Student
sind....was soll ich 
alte Frau noch mit dem hohen Mietzins!", meinte sie mir
freundlich 
zuzwinkernd.
Überrascht über soviel Freundlichkeit lächelte ich zurück.
Donner aber auch, 
mit so was hätte ich nie gerechnet.
Etwas später verabschiedete sie sich endlich und verschwand
wieder aus 
meiner Wohnung. Erleichtert ließ ich mich in meinen weichen
Couchsessel 
fallen und verarbeitete das soeben gehörte.
Geister! So ein Quatsch! Ich war mir sicher, dass diese Leute
Xela gesehen 
hatten. Nur schade, dass ich nicht mehr erfahren hatte. Mal
sehen, 
vielleicht gab es ja irgendeine Verbindung. Meine Gedanken
wanderten wieder 
einmal zu Xela und wie immer, wenn ich an ihn dachte, stand
mir sein Bild 
lebhaft vor Augen.
Insgeheim hatte ich einen Narren an seinen seidig im Mondlicht
schimmernden, 
langen Haaren gefressen. Moment mal......Mondlicht? hatte
meine Vermieterin 
nicht etwas von Vollmond gefaselt? Jetzt wo ich darüber
nachdachte, fiel mir 
auf, Xela immer nur von Mondlicht beschienen gesehen zu haben.
Ohne Mond 
kein Xela! Die beiden waren anscheinend untrennbar miteinander
verbunden.
Einen Verdacht hegend lief ich zum Kalender der an der Wand
hing und schlug 
nach. Dort hatte ich alles aufgeschrieben, von
Prüfungsterminen bis zu 
Einkaufsrechnungen, auch meine Nächte mit Xela hatte ich
notiert. Wann waren 
die Vormieter ausgezogen? Ein Monat nachdem ihnen der ,Geist'
erschienen 
war? Mitte Juni? Eilig blätterte ich zurück. Ja genau! Das
könnte es sein!
Zu diesem Zeitpunkt war die letzte Sommersonnenwende gewesen.
Langsam setzte 
sich das Puzzle Stück für Stück zusammen.
Das Spiegelfenster basierte offensichtlich auf den Mondphasen.
Was war ich bloß für ein Idiot gewesen das nicht früher
herauszufinden?
Xela hatte mir doch auch erzählt, dass er erst ab November
Kontakt zu meinem 
Zimmer gehabt hatte und dieser Termin fiel genau mit der
Wintersonnenwende 
zusammen. Also ein Sichtwechsel! Darauf beruhte also das
Geheimnis des 
Spiegels.
Mondphasen und Sonnenwende.
Laut Kalender würde morgen der Mondzyklus von Neuem beginnen
und sofern 
meine Theorie zutraf würde ich Xela wiedersehen. Unbändige
Freude erfüllte 
mich, alle guten Vorsätze Xela betreffend waren vergessen.
Zum Teufel damit! Ein leises sehnsüchtiges Seufzen
entschlüpfte mir.
"Morgen."