Titel: Unerreichbar nah
Autor: Whisper
Teil: 03/11
Genre: Fantasy
Rating: MA
Copyrights: Alles meins!!!!! Sugar and flames immer herzlich willkommen!--->Karamel mjam!^-^
Warnung: etwas [angst]
Kommentar: Meine Debutstory!......ein Wechselbad der Gefühle! *eg*
"blabla" Gesprochenes
,blabla' Gedanken
,Wort' Betonung
/blabla/ Erinnerung
Rotes Mondlicht auf reflektierendem Spiegelglas.
Sehnsucht und Verlangen zum Greifen nah.
--- Unerreichbar nah ---
UNERREICHBAR NAH
5.Ausgestoßen
Mit den Rücken an die kalte, grob behauene Steinwand meines
Gefängnisses
gelehnt, saß ich da und dachte nach. Die Knie eng an meinen
vor Kälte
zitternden Körper gezogen, verbarg ich mein Gesicht in der
Wärme meiner
verschränkten Arme. Ich fröstelte, und der eiskalte Boden
unter mir machte
diesen Umstand nicht gerade besser.
Ich hätte jederzeit aufstehen und mich in eine meiner dünnen
Decken wickeln
können, aber das wollte ich nicht.
Ich hieß die Kälte, die langsam, unaufhaltsam meinen Körper
hochkroch
Willkommen, glich sie doch der, die sich in meinem Inneren
ausbreitete. Nach
einer Weile nahm ich sie kaum noch wahr, meine Gedanken waren
längst
abgeschweift zu dieser Person jenseits des, nun verhangenen
Spiegels.
Alex, so hieß er, wie ich nun schon wusste. Er war mir vom
ersten Augenblick
an - seit dem Abend seines Einzuges - sympathisch gewesen. Wie
auch nicht?
Mit seinem kurzen, honigblonden - ständig leicht zerzaustem -
Haar, gepaart
mit den klaren, blauen Augen und seiner liebenswert
tollpatschigen Art,
musste man ihn einfach gern haben.
Mein Gott, was hatte ich mich erschreckt, als er mich
bemerkte.
Eben dachte ich noch: ,Was macht er denn jetzt? Er starrt mich
ja direkt an!
Aber er kann mich doch gar nicht sehen!'
Im nächsten Moment traf mich dann beinahe der Schlag als er
mich ansprach.
,Er sieht mich! Er sieht mich wirklich!', jubelte ich
innerlich vor Freude.
Hoffnung machte sich in mir breit. Vielleicht hatte meine
zwangsauferlegte
Einsamkeit nun ein Ende. Es wäre zu schön, um wahr zu sein.
Meine Stimme, die ich seit Jahren nur selten benutzt hatte,
klang seltsam
fremd in meinen Ohren, als ich seine Fragen beantwortete. Rau,
beinahe
heiser....und um etliches tiefer, als ich mich erinnerte.
Doch allzu bald schwang seine Stimmung abrupt um. ,Hatte ich
irgendetwas
Falsches gesagt?', fragte ich mich. Lange musste ich auf eine
Antwort nicht
warten, denn er wetterte los.
Zerknirscht musste ich mir eingestehen, dass er Recht hatte.
Immerhin hatte
ich ihn beobachtet. Ich hatte seine Privatsphäre verletzt,
aber war das in
meiner Situation nicht verständlich? Abgeschnitten von der
Außenwelt, in
dieser Zelle isoliert seit nunmehr fünf Jahren?!
,Außerdem, was konnte ich dafür, dass mir mein Spiegel sein
Schlafzimmer
zeigte?', dachte ich nun meinerseits ärgerlich.
Ich hatte schließlich nicht darum gebeten!
,Ich wollte doch nur...doch nur...ein wenig Gesellschaft.',
dachte ich
niedergeschlagen.
Mühsam unterdrückte ich die plötzlich aufsteigenden
Tränen, aber ich fürchte
meine Stimme klang trotzdem seltsam erstickt, als ich mich
entschuldigte und
mich dann in diese Ecke verzog, in der ich immer noch sitze.
Nein, ich würde ihm nicht die Genugtuung geben, mich weinen
zu sehen, ganz
egal wie sehr ich mich danach fühlte.
Ich würde mich ihm ganz bestimmt nicht aufdrängen! So tief
war ich sicher
nicht gesunken.
Entschlossen schluckte ich die Tränen hinunter und lauschte.
,Das darf doch nicht wahr sein! Soll ich mir denn etwa auch
noch die Ohren
zustopfen, damit ich ihn auch nicht hören konnte?', dachte
ich rebellisch.
Ich hätte nie geglaubt, dass in diesem netten Jungen so viele
Flüche stecken
könnten.
Seine Aktion des Spiegelverhängens, war für mich wie ein
Schlag ins Gesicht.
Das war doch wirklich nicht notwendig.
Wie hätte ich auch wissen sollen, dass er derart empfindlich
reagieren
würde? Er sah so ruhig und besonnen aus, aber das war
anscheinend eine
Täuschung.
Zögerlich riskierte ich wieder einmal einen Blick über meine
Schulter,
Richtung Spiegel.
Noch immer verhangen, sicher nun schon seit einigen Stunden.
,Nun, ich werde ganz bestimmt nicht um seine Aufmerksamkeit
betteln! Ich
hatte bis jetzt ganz allein gelebt. Ich brauchte ihn nicht!
Ich war es doch
so gewohnt! Es würde wieder funktionieren! Ich genüge mir
selbst!' ,
versuchte ich mich selbst zu überzeugen.
,Weshalb,', fragte ich mich bitter,' tut es dann so weh?'
6. Barriere
Drei Tage war es nun schon her, seit ich Xela im Spiegel
gesehen hatte, und
er verhielt sich auffallend ruhig.
Nicht das kleinste Geräusch hätte verraten, dass er sich
zweifellos noch
immer hinter den Laken und dem Glas befand.
Ich wusste es, da ich immer noch seine Anwesenheit fühlen
konnte. Das hieß,
wenn ich mir dieses ständige Gefühl der Einsamkeit, dass
mich immer in
meinem Schlafzimmer befiel, nicht einbildete.
Mittlerweile nagte das schlechte Gewissen an mir. Wie konnte
ich bloß so
ausrasten? Das war doch sonst nicht meine Art.
Ok, es kam nicht alle Tage vor, dass einem ein völlig Fremder
im
Schlafzimmerspiegel erschien. Wenigstens das konnte ich zu
meiner
Verteidigung vorbringen. Eine echte Entschuldigung, dass ich
derart
überreagiert hatte, war es meiner Meinung nach nicht.
Jetzt wo mein Ärger verraucht war und ich mich beruhigt
hatte, begann ich
nachzudenken. Über Xela und mein Verhalten im Allgemeinen.
Irgendwie musste
ich mich bei ihm entschuldigen, dass war mir mittlerweile
klar. Bloß wie?
,Ihr...Ihr seht mich wirklich?', hatte er mich mit weit
aufgerissenen Augen,
voll banger Hoffnung gefragt.
Dieser Blick verfolgte mich bis in meine Träume und ließ
mich nicht
schlafen. Ständig wiederholten sich seine Worte quälend in
meinen Gedanken.
,Ihr...könnt mich wirklich sehen?'
Schmerzhaft wurde mir mein Mangel an Höflichkeit bewusst. Er
hatte mich sehr
respektvoll angesprochen...wie eine hochstehende Person, und
ich Trottel
hatte nichts anderes zu tun gehabt, als ihn ungefragt zu Duzen
und meinen
Ärger an ihm auszulassen.
Wieder schob sich das Bild seiner flehenden Augen vor mein
inneres Auge und
ich seufzte.
Sein Blick ging mir einfach nicht mehr aus dem Sinn. Bis ins
kleinste Detail
erinnerte ich mich an diese purpurnfarbenen Tiefen,
überschattet von langen
Wimpern. Das feingeschnittene Gesicht umrahmt von Haaren, die
aussahen wie
gesponnenes Silber.
Abgesehen davon musste ich mir beschämender Weise
eingestehen, dass ich
nicht viel mehr mitbekommen hatte.
Was trug er eigentlich? Die Augenbrauen konzentriert
zusammengezogen,
versuchte ich mich zu erinnern.
Irgendetwas langes Dunkles, dass den Blick auf eines seiner
bloßen Beine
freigab. Barfuss! Er war barfuss gewesen, und dieses etwas an
Kleidung das
er trug, sah sehr zerschlissen aus. Ja genau, zerrissen und
reichlich
fadenscheinig, erinnerte ich mich jetzt zögerlich.
Fragend runzelte ich die Stirn. Aber weshalb sollte er so
herumlaufen?
Seiner Ausdrucksweise nach zu schließen, hatte er Erziehung
genossen und wie
ein Straßenkind sah er, trotz der zerlumpten Garderobe, beim
besten Willen
nicht aus.
Woran konnte ich mich noch erinnern? Da war doch auch noch ein
Raum hinter
ihm! Zwar dunkel, aber irgendetwas musste mir doch aufgefallen
sein.
Grübelnd dachte ich einige Minuten nach, aber nichts regte
sich in meiner
Erinnerung. Ich war kurz davor aufzugeben, irgendetwas
Wichtiges hatte ich
übersehen, da war ich mir sicher. Aber was?
Ich stellte mir Xela noch mal vor, wie er da vor mir gestanden
hatte.
Den Blick rebellisch erhoben, das lange Haar wie Wasser über
seine Schultern
fließend, beschienen durch das fahle Licht des Mondes,
welches durch das
einzige Fenster im Raum einfiel.
Ein vergittertes Fenster. Vergittert?
Wie Schuppen fiel es mir plötzlich vor Augen.
Die schäbige Kleidung, barfuss, der steinerne Fußboden, die
groben, kahlen
Wände...die Gitter!
"Eine Zelle!", murmelte ich fassungslos.