Titel: Unerreichbar nah
Autor: Whisper
Teil: 02/11

Genre: Fantasy
Rating: MA
Copyrights: Alles meins!!!!! Sugar and flames immer herzlich willkommen!--->Karamel mjam!^-^
Warnung: wird pro Teil einzeln gewertet
Kommentar: Meine Debutstory!......ein Wechselbad der Gefühle! *eg*

"blabla" Gesprochenes
,blabla' Gedanken
,Wort' Betonung
/blabla/ Erinnerung


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Rotes Mondlicht auf reflektierendem Spiegelglas.
Sehnsucht und Verlangen zum Greifen nah.
--- Unerreichbar nah ---

UNERREICHBAR NAH

3.Mondlicht

Etwas mehr als eine Woche war nun schon vergangen, seit ich in meine neue Wohnung eingezogen war. Ich hatte mich schon recht gut eingelebt und genoss die neu gewonnene Freiheit.
Alles war perfekt, abgesehen von dem völlig irrationalen Gefühl, beobachtet zu werden wann immer ich mein Schlafzimmer betrat.
Aber das war einfach unmöglich. Meine Wohnung lag im vierten Stock, mein Schlafzimmerfenster ging auf den nahegelegenen Park hinaus und sofern man keine versteckte Kamera angebracht hatte, bestand keine Möglichkeit, dass mich irgendjemand bespitzeln hätte können.
,Anscheinend hat mich der Verfolgungswahn gepackt - Spätfolgen meines Zusammenlebens im Studentenheim? Na dann wurde es ja höchste Eisenbahn, dass ich da raus kam.', dachte ich selbstkritisch.

Mittlerweile hatte ich mich fast vollständig eingerichtet, nur noch einige Kleinigkeiten und ein Feldzug mit Putzlappen und Besen fehlten.
Zum Glück war heute Wochenendbeginn, also massig Zeit um diesen Missstand zu beheben.
Mit diversem Putzzeug bewaffnet rückte ich dem Schmutzteufel zu Leibe.

Am Abend ließ ich mich müde, aber siegreich und frisch gebadet auf mein Bett fallen und zog zufrieden lächelnd Bilanz.

Ich hatte alte Klamotten ausgemustert, stellenweise fingerdicken Staub weggewischt, dem schmutzigen Geschirrberg in der Spüle den Kampf angesagt und - auf Kosten einiger Gläser, die dabei zu Bruch gegangen waren - gewonnen. Außerdem hatte ich den Fußboden und diverse andere Möbelstücke von ihrer Belagerung durch Kleidungsstücke, Zeitschriften und manch anderem Zeug befreit.
Das Ergebnis meiner Bemühungen war eine blitzblanke Wohnung, wenn auch so ziemlich der ganze Dreck nun an mir selbst geklebt hatte.

Erschöpft driftete ich in einen wohlverdienten Schlaf, aus dem ich erst gegen Mitternacht aufschreckte.
Nachdem sich meine schlafumwobenen Gedanken etwas geklärt hatten, erfassteich die Ursache, die mich aus dem Schlaf gerissen hatte.
,Mondlicht! Na toll!', murrend drehte ich mich auf die andere Seite, weg vom jalousielosen Fenster durch das die störenden Mondstrahlen einfielen. ,Ich hasse Mondlicht!', grummelte ich mürrisch vor mich hin.
Doch der Richtungswechsel half mir auch nicht viel. Der Schlafzimmerspiegel reflektierte das Licht und ließ mich nicht zur Ruhe kommen.
,Nur gut, dass ich morgen nicht zur Uni muss.', dachte ich missmutig.
Ich öffnete meine Augen einen Spaltbreit und bedachte den Spiegel mit einemfeindseligen Blick und schloss sie dann gleich wieder.

Eine Sekunde später saß ich aufrecht und hellwach im Bett und starrte entgeistert auf die reflektierende Glasfläche.

Nein, es war kein Traum gewesen...





4. Kontakt

Dort im Spiegel saß zusammengekauert ein junger Mann, kaum älter als ich selbst.
Ganz am Rande nahm ich wahr, dass hinter ihm sich ein, in Dunkelheit liegendes Zimmer, befand. Mondlicht schmeichelte über seine überaus blasse Haut, tanzte über hüftlange, silbrige Haare und verlieh ihm eine nahezu filigrane Ausstrahlung. So zart und zerbrechlich wie feinstes Porzellan.
Als er zögernd den Kopf hob und mich seinerseits betrachtete trafen sich unsere Blicke. Trotz einer Entfernung von gut drei Metern konnte ich genau seine Augen sehen, die in der Dunkelheit lebendig schimmerten.
Soviel Einsamkeit und Sehnsucht lag in diesem purpurfarbenen Blick, der sich direkt in mich zu bohren schien.

Einige Minuten - die Zeit schien still zu stehen - starrten wir uns schweigend an. Schließlich gab ich mir einen Ruck und bewegte mich vorsichtig Richtung Spiegel.
Er folgte jeder meiner Bewegungen, bis ich direkt vor ihm stand, ohne jegliche Reaktion. Völlig ruhig saß er da, beobachtete nur.
Ich hockte mich hin um auf gleiche Blickebene mit ihm zu kommen und starrte ihm in diese violetten Augen. Bei näherer Betrachtung erkannte ich, dass sich die Iris von innen nach außen in Farbabstufungen verdunkelte.
Dieser Fremde hatte faszinierende Augen, in denen man sich mühelos verlieren konnte.
Der Kontakt brach erst, als mein ,Gast' seinen Kopf fragend zur Seite neigte und mich unsicher ansah.

"Hey, du!", sprach ich ihn etwas dümmlich an und tappte mit einem Finger gegen das Glas.
Beinahe augenblicklich kam Leben in ihn. Die Augen ungläubig geweitet, raffte er sich entsetzt auf und stolperte erschrocken einen Schritt vom Spiegel weg, in dem Bestreben etwas Distanz zwischen ihn und mich zu bringen.

"Meint Ihr mich? Ihr...Ihr könnt mich wirklich sehen?", stammelte er erstaunt und hoffnungsvoll. Aufregung ließ seine angenehme Stimme zittern.
"Dumme Frage! Natürlich!", erwiderte ich.

Bei diesen Worten ging ein Strahlen über des Fremden Gesicht und ein Lächeln verwandelte die vorher traurigen Züge meines Gegenübers.
"Wer bist du überhaupt, und was soll das alles hier?", stellte ich die ersten beiden Fragen die mir in den Sinn kamen.

"Man nennt mich Xela!", kam die eifrige Antwort, "Und wer seid Ihr?", stellte er auch gleich die Gegenfrage.
,Xela?', Irgendetwas klickte in meinem Hirn. ,Hey, das ist ja mein Name, bloß rückwärts!' Stockend brachte ich schließlich: "Alex! Mein Name ist Alex!", heraus.
Scheinbar setzte mein Denkvermögen danach wieder aus, denn ich fragte: "Von welchem Planeten bist du denn?" Etwas verwundert sah er mich an: "Erde."

Nach seiner völlig unerwarteten Antwort überschlugen sich die wahnwitzigsten Ideen und Einfälle in meinem Kopf.
,Oh Mann! Das war nun wirklich zuviel! Ok, ich wusste zwar von gewissen Theorien über Parallelwelten und Dimensionsportale, aber das hier? Total irre!' Anscheinend hatte ich etwas in der Art von mir gegeben, denn Xela meinte: "Nein! Kein Portal!" Das gab mir erst mal den Rest. Sollte ich mit meiner verrückten Vermutung tatsächlich die Wahrheit getroffen haben?

Mit einem traurigen, kleinen Lächeln fuhr er fort: "Ich würde es eher ein Fenster nennen! Man kann zwar alles sehen und hören, aber nicht hindurchgelangen!", wie zum Beweis klopfte er prüfend gegen die Scheibe.

Ich HATTE Recht! Mein Gott, das darf doch nicht wahr sein...ein Mann in meinem Schlafzimmerspiegel! Und er war zweifellos da, sprach sogar mit mir, antwortete auf meine Fragen...was zwangsläufig voraussetzte, dass auch er mich wahrnahm. Moment mal...er konnte mich SEHEN.
Diesen Gedanken aufnehmend, setzte anscheinend etwas in mir aus, als mir eine Sache klar wurde.
Ärger wallte in mir hoch und ich brachte ihn nicht gerade leise zum Ausdruck: "Du warst das also!" Xela zuckte ob meiner wütenden Worte eingeschüchtert zusammen.
"Du hast mich die ganze Zeit über beobachtet!", klagte ich ihn an.
Schuldbewusste, traurige Augen, in denen es verräterisch glitzerte, schauten zurück, bevor sich die Lider senkten und seinen Blick vor mir verbargen.

"Wie lange geht das schon so!", verlangte ich zu wissen und Xela antwortete mir niedergeschlagen: "Seit etwas mehr als einem Monat!" "Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang!", fügte er hilfreich hinzu.

Stolz aufgerichtet, die Augen noch immer geschlossen stand er da und ließ meinen nun folgenden Wutausbruch über sich ergehen. Schien er erst zerknirscht, reckte er nun etwas rebellisch sein Kinn und hielt meinem wütenden Blick stand. Irgendwie irritierte mich das gehörig. Vor allem als er dann auch noch sprach:

"Entschuldigt bitte! Ich verstehe das Ihr...ungehalten seid. Ich habe Eure Privatsphäre verletzt. Es wird nicht wieder vorkommen.", klang es etwas erstickt, bevor er sich leicht verbeugte und sich in eine uneinsichtliche Ecke seines Zimmers verzog.

"Kann mir nur recht sein!, meinte ich grob.
Und dann tat ich etwas, wofür ich mich später zutiefst schämte.
Etwas, dass ich in den nächsten Tagen und Nächten bereuen sollte.

Immer noch aufgebracht, verhing ich den kompletten Spiegel mit vier großen Bettlaken. Schottete mich vollständig von der Präsenz des Anderen ab.
Sperrte ihn aus.


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