Titel: Haarspaltereien
Autor: Esther
Teil: 08/11

Genre: Reale Welt
Rating: PG-16
Warnung: Yaoi, rheinhessisch, sap
Verfasst: 25. August 2002
Kommentar: Antwort auf Blubbsies Friseur-Ballett-Challenge
Disclaimer: alles mir ^^
Feedback: immer her damit ^^
Inhalt: Friseur meets Macho – Was passiert, wenn ein schwuler Friseur ausgerechnet den größten Macho weit und breit als männliches Haarmodell für einen Friseurwettbewerb aussucht – und zu dem Wettkampf noch die nymphomanische Schwester des Machos mitkommt O.o;;


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Kapitel 08: Streicheleinheiten

Mark schnarchte, ganze Wälder abholzend, inmitten eines Haufens Papier, in dem er nahezu zu ertrinken drohte. In seiner rechten Hand lag noch lose ein Kulli, an dem er die ganze Zeit beim Lösen einer "unheimlich spannenden" Wahrscheinlichkeitsberechnung genagt hatte und der auch deshalb noch halb in seinem leicht geöffneten Mund zwischen seinen Beißerchen hing.

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Richard trommelte schon beinahe gegen die Türe in der Hoffnung endlich ein Lebenszeichen von Mark zu vernehmen, doch ihm antwortete nur absolute Stille. Es war nicht mal halb zehn.
Der Kerl konnte doch unmöglich schon im Bett sein!!
"Mark! He, Mark!!" Seine Stimme klang besorgt. Wieso antwortete der Langhaarige ihm nicht? Er machte sich wirklich langsam Gedanken.

Als er schließlich des Wartens überdrüssig wurde, drückte er entschlossen die Türklinke herunter. Vielleicht hatte er ja nicht abgeschlossen?! Und tatsächlich war sein wagemutiger Entschluss von Erfolg gekrönt. Wie ein Sieger betrat er theatralisch den Raum, als wäre der Durchgang die Ziellinie eines Wettlaufs oder dergleichen.
Er blickte sich in dem Zimmer um, das seinem zum Verwechseln ähnlich war. Kein Wunder, dass Mark es für das eigene gehalten hatte, als er am Morgen in seinem Bett erwacht war!

Bei dem Gedanken lief er leicht rötlich an und sah augenblicklich zu Marks Schlaflager.
Überrascht registrierte er die dort herrschende Unordnung.
/Was für ein Chaot!/, grinste er in sich hinein.
Zwischen ein paar Büchern lugte eine Hand hervor. Richards Grinsen wurde noch breiter. Da lag dieser Typ inmitten des Durcheinanders und schien seelenruhig zu pennen!
Vorsichtig, um den Anderen auch ja nicht zu wecken, näherte er sich ihm.

Mark lag ein wenig schräg in dem großen Hotelbett und zwar genau auf den Stellen der Matratze, die nicht von seinen Matheunterlagen bedeckt waren.
Immer noch lutschte er an einem Kugelschreiber, der ihm aus der Hand geglitten war. Beim Anblick Marks, der so mit halboffenem Mund, aus dem der Stift ragte, da lag, stieg in Richard die Hitze auf. Er drehte sich hastig um, so dass er ihn nicht mehr ansehen musste und damit eine weitere "Eskalation" der Situation verhindern konnte.

Wieso musste er auch so unschuldig und so... so... begehrenswert aussehen, wenn er schlief?
Richard wurde schmerzlich bewusst, dass sein Verlangen nach diesem Jungen innerhalb eines Tages noch stärker geworden war, obwohl er das eigentlich nicht für möglich gehalten hatte.
/Wie lang noch werd ich es aushalten können? Wie lange noch...?/

Traurig und ein wenig depressiv wendete er sich wieder dem Schlafenden zu - die schlechten Gefühle hatten ihm gründliche die Lust verdorben, so dass nun keine Gefahr mehr bestand - und setzte sich auf eine "unbelagerte" Stelle des Bettes. Zögerlich hob er eine Hand und fuhr damit vorsichtig und sanft durch das seidenweiche Haar seines Modells. Gedankenverloren hielt er damit auch nicht inne, als sich die Gestalt neben ihm langsam zu rühren begann und auf angenehme Weise auf seine Berührungen reagierte.

~*~*~*~*~

Mark musste erst ein wenig blinzeln und den Blick umherschweifen lassen, bevor er wieder wusste, wo er sich befand. Mit einem abschließenden, wütenden Blick auf die Schulsachen, schloss er die Augen wieder und ließ sich weiter hinter den Ohren kraulen, schnurrte dabei wohlig.

Nach einer Weile, in der er einfach nur so dagelegen und die sanften Berührungen genossen hatte, schlug er widerstrebend die Augen auf und sah zu demjenigen herauf, der, den Blick in die Ferne gerichtet, so als könne er damit die Wand durchdringen, ihn anscheinend unbewusst streichelte.

Gleich darauf weiteten sich seine Augen ungläubig. Moment mal, der Typ HÄTSCHELTE ihn?!

Erst ein wenig schockiert, dass er sich so bereitwillig von Richard auf diese Weise hatte anfassen lassen, und auch ein wenig säuerlich, weil der sich überhaupt diese Freiheit genommen hatte, stahl sich ungefragt ein nachsichtiges Lächeln in Marks Züge. Naja, sooo unangenehm war das ja nun auch wieder nicht, was der Wuschelkopf da tat.
Amüsiert über den abwesenden Gesichtsausdruck des Anderen überlegte er sich, wie er Richards geistige Aufmerksamkeit auf sich lenken konnte ohne die ruhige Atmosphäre zu zerstören, die nun herrschte.

Schließlich gewann dann aber doch der Teufel in ihm und er grinste fies.
Richard saß genau richtig da. Richtig schön verwundbar und ungeschützt...

Mit sadistischem Gekicher stürzte er sich ohne Vorwarnung auf den Anderen und kitzelte drauf los.
Richard quiekte erschrocken auf und wand sich glucksend auf dem Bett, dabei Marks Unterlagen zerknüllend und durcheinander bringend.
Mark hatte einen Heidenspaß und stocherte, durch die heftige Reaktion des Wuschelkopf ermutigt, munter weiter.

"Ha! Mich einfach im Schlaf zu überfallen!", schalt er ihn albernd. "Dich werd ich lehren, Schurke! - Spür meinen Zorn und meine Vergeltung!"
Richard rollte hilflos vom Bett und landete auf dem Teppichboden. Der Langhaarige quälte jedoch immer weiter. Der Friseur war, wie es schien, wohl unheimlich kitzlig, das musste man einfach ausnutzen.

"Gna... Gnade!", wimmerte Richard, kicherte jedoch immer weiter, krümmte sich dabei auf dem Boden, um Marks Händen zu entgehen - allerdings wenig erfolgreich. Nicht, dass er etwas dagegen hatte von diesem angefasst zu werden - eher im Gegenteil! - aber KITZELN, das musste nun wirklich nicht sein.

Schließlich ließ der Langhaarige von dem Älteren ab, erlaubte ihm zu Luft zu kommen.
Bedrohlich baute sich Mark vor ihm mit in die Hüften gestemmten Fäusten auf, sah zu von oben auf ihn herab.
"Und?", fragte er gebieterisch. "Was hat er zu seiner Verteidigung zu sagen?"

Richard setzte sich aufrecht hin, lehnte sich mit dem Rücken an das Bett.
Bevor er jedoch antwortete, lächelte er wieder dieses undeutbare Lächeln - woraufhin Mark ein komisches Gefühl in der Magengegend bekam, was er sofort auf den Döner schob.
/Wer weiß, was die da reingepanscht haben.../

"Ich wollte noch mal nach Sabine sehen und dich fragen, ob du mit hoch kommst.", begann er schließlich leise, irgendwie schuldbewusst. "Als ich gesehen habe, dass du schläfst, wollte ich dich aber nicht wecken. - Sorry..."

Mark zuckte mit den Schultern. "Ist doch nicht schlimm."
Mit einem genervten Blick zur Seite meinte er dann. "Meinetwegen, komm ich halt mit zu der... Aber nur, weil DU so lieb drum gebeten hast!"
/Naja, ich kann ihn mit dieser Irren ja schließlich nicht alleine lassen. Die bespringt den armen Kerl noch oder so... und wenn der eben schon so wehrlos bei der Kitzelattacke war, wie wird das mit dieser gemeingefährlichen Psychopathin dann erst ausgehen... das will ich mir lieber nicht ausmalen.../

Was lernte man schließlich schon im Karate? Sich selbst und Schwächere zu beschützen, genau! Und Richard war gegenüber Sabine garantiert der Unterlegene.
Dass der chaotisch frisierte junge Mann etliches mehr an Muskelmasse als er selbst vorzuweisen hatte, ignorierte er geflissentlich. Stärke hatte ja schließlich nichts mit Muskeln zu tun, jawohl!

Richard freute sich unterdessen ausgesprochen über Marks unbewusste Wortwahl - von wegen, dass er wegen IHM und nicht wegen Sabine mitginge - und sah ihn immer wieder verträumt von der Seite her an.

~*~*~*~*~

Gleich beim ersten Klopfen wurde die Tür zu Sabines Zimmer aufgerissen und Mark wurde irgendwie den Verdacht nicht los, dass die Blondine hinter der Tür auf Richard gelauert hatte.
/Schwarze Witwe!/, kam ihm in den Sinn.

Um so enttäuschter war sie nun, dass sie zuerst ihren Bruder erblickte, der neben ihrem Schwarm im Türrahmen lehnte. Sie bemühte sich um ein Lächeln für ihren Angebeteten, das allerdings ziemlich gezwungen aussah, und gab den Weg in ihr Reich frei.
Höflich bot sie den Beiden Sessel und Bett als Sitzgelegenheit an.

/Mensch, der ihr Zimmer iss aber auch riesig! Viel mehr Möbel als bei mir - Sauerei! Und dieser riesige Fernseher.../

"Tut´s noch sehr weh?", erkundigte sich Richard erneut, während er sich auf einem der Sessel niederließ.
Bine schüttelte lächelnd den Kopf.
"Nein, sieht nur scheiße aus..."
"Was?!", fuhr Mark hoch, der soeben auf ihrem Bett Platz genommen hatte.
"Hast du etwa an den Bandagen rumgemacht?"
Wie konnte sie es wagen! Wo ER persönlich sie ihr doch so schön angelegt hatte!!
Sabine grinste neckisch zu ihm herüber und trällerte: "Jaha!!"

Keine zwei Sekunden später hatte sie ein großes Kissen im Gesicht. Mark streckte ihr lachend die Zunge raus und wälzte sich auf den Laken.
Das hatte zur Folge, dass sowohl Sabine als auch Richard rot anliefen - Sabine vor Wut /Wie kann es dieser Wicht wagen?!/ und Richard vor Erregung /Muss der denn unbedingt so erotisch auf dem Bett rumturnen? Nimmt denn hier niemand Rücksicht auf meine Libido?!/.

Mark war wohl wirklich schon am Durchdrehen, so wie er sich an diesem Abend aufführte. - Oder er war einfach nur in Scherzstimmung oder hyperaktiv. Jedenfalls konnte er es sich nicht verkneifen erst Richard zu piesacken und nun seine Schwester. Mensch! So eine Gelegenheit gab es ja auch nicht jeden Tag! - So viele Opfer auf einmal...

"Ich bin schwerverletzt!", maulte Sabine und zog eine Schnute, die Richard schwer an deren Bruder erinnerte. "Und du machst dich noch darüber lustig!"
Mark lachte herzlich. "Mach ich doch gar nicht. Das war bloß die Rache dafür, dass du am Verband rumgefummelt hast, wo ich mir doch solche Mühe gegeben habe!"

Nun zog er ebenfalls eine Schnute - und Richard wurde es immer heißer...
Warum musste dieser Kerl auch nur so zum Anbeißen aussehen, ohne es auch nur zu ahnen?!

"Und außerdem bist du nicht "schwer verletzt", pienz [1] also nicht so rum!"
/Pff, vorhin hat ihr das ja auch nichts ausgemacht. Die will doch nur Richards Mitleid erregen. Wenn ich´s nicht besser wüsste, würd ich denken, dass sie dem Riesenbärenklau für extra zu nahe gekommen ist./

Noch während sich die Beiden angifteten und gegenseitig mit Blicken aufspießten, stand Richard plötzlich auf. Die Geschwister sahen ihn fragend an.
"Ehm, es ist wohl besser, wenn wir Sabine wieder alleine lassen. Sie braucht sicher Ruhe nach all der Aufregung."
Die Bergers sahen ihn erstaunt an. Jetzt schon? Sie waren doch gerade erst in ihr Zimmer gekommen!
Mark nickte natürlich sofort begeistert bestätigend, stand auf und war schon auf dem Weg zur Tür.
/Nix wie weg! - Obwohl, jetzt, wo sie sich grade so schön aufgeregt hat... eigentlich schade.../

Sabine konnte nur noch traurig hinterher sehen, wie der Mann ihrer Träume zu dem Mann ihrer Alpträume aufschloss und gemeinsam mit diesem verschwand.

~*~*~*~*~

In einträchtigem Schweigen schritten die beiden Gestalten in Richtung der Treppe. Wegen einem Stockwerk den Aufzug zu nehmen, fanden sie beide nicht so sinnvoll, vor allem wenn man dann erst noch zehn Minuten auf den Lift warten musste.

"Wann stehst du morgens so auf?", durchbrach schließlich Richard die Stille.
"Huh? Wieso?"
Wie ein verlegenes, verliebtes Schulmädchen senkte der Friseur den Kopf.
"Naja.", nuschelte er. "Ich würde gerne joggen gehen. Hast du Bock mitzukommen?"

Mark grinste wissend.
"Hast du Angst, dass sich deine Muskeln zurückentwickeln, wenn du deinem Fitnessstudio so lange fern bleibst?"
"Ich gehe nicht ins Fitnessstudio!", verteidigte sich der Beschuldigte. "Okay, nicht mehr... Klappt auch von der Zeit her nicht so toll: immer erst dort hinmarschieren ... und dann wieder zurück..."
"Ach, und diese "Gewächse"?!" Er deutete auf die ausmodellierten Oberarme des Friseurs.
"Die kommen von ganz alleine, oder was?!"
Vorwurfsvoll sah er dem Größeren in die pinkfarbenen Augen.

Richard grinste und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Gewächse! Der Kerl war ja gut!
Er beugte sich zu dem Anderen herüber und raunte an dessen Ohr: "Bist du neidisch?".
Mark hob hochnäsig den Kopf. "Ach was! Ich doch nicht!"
Jetzt kicherte seine Begleitung. "Ja, ja... - Nein, weißt du, ich hab ´ne Hantelbank zu Hause. Da trainiere ich manchmal dran. Und sonst geh ich fast täglich joggen."

Mark sah ihn scheinbar erstaunt an. "Echt?! Ich hab dich noch nie im Ort gesehen! Wo und wann läufst du denn immer?"
"Mhh? Meistens entweder vor der Arbeit... so um halb acht rum.. oder mal in der Mittagspause und so..."
Mark lächelte. "Ach so. Ich laufe auch ab und zu, aber dann eher gegen Abend."

Inzwischen waren sie im ersten Stock angekommen und erreichten gerade Marks Tür.
"Also?", hakte der Friseur noch mal nach. "Kommst du jetzt mit?"
Mark grinste. "Sicher! Mal sehen, wer die meiste Ausdauer hat!"

Richard lehnte sich nach vorne, abgestützt an der Wand, und flüsterte dann ins linke Ohr des Langhaarigen: "Da wüsst ich noch eine andere Methode das herauszufinden."

Marks Herz setzte einen Schlag aus, nur um dann mit der doppelten Geschwindigkeit, was garantiert ungesund war, zu rasen. Dass er bereits wieder knallrot war, bezweifelte er nicht. Eiligst drehte er sich von dem Wuschelkopf weg und schloss die Zimmertür auf.
"Lass den Scheiß!", zischte er noch wütend, doch seine Stimme vibrierte ein wenig unsicher.
Jetzt hatte er den ganzen Tag vor solch anzüglichen Bemerkungen Ruhe gehabt und nun fing dieser Typ plötzlich wieder damit an! Was sollte das denn nur?!

Richard lachte glucksend und schloss ebenfalls seine Tür auf.
"Bis morgen dann! Neun Uhr?"
"Okay, Showdown um neun Uhr. Ich bevorzuge es meine Duelle vor dem Frühstück auszutragen.", nuschelte er im Ton von John Wayne. "Also vergiss deinen Colt nicht, Cowboy!"
Richard grinste lüstern. "Den vergess ich NIE!"

Bevor er noch weiter erröten konnte, verschwand Mark in das rettende Zimmer. Er war sich nämlich ziemlich sicher in Bezug darauf, was Richard wieder mit "Colt" assoziiert hatte.
/Arrrrgg!! Ich wollte doch besser aufpassen, was ich sage!!!/<

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Kommentare:

[1] pienzen = rumzicken, überempfindlich reagieren


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