Titel: Haarspaltereien
Autor: Esther
Teil: 07/11

Genre: Reale Welt
Rating: PG-16
Warnung: Yaoi, rheinhessisch (hmm, dieses Mal eigentlich "kaum" bis "gar nicht")
Verfasst: 23. Juli 2002
Kommentar: Antwort auf Blubbsies Friseur-Ballett-Challenge
Disclaimer: alles mir ^^
Feedback: immer her damit ^^
Inhalt: Friseur meets Macho – Was passiert, wenn ein schwuler Friseur ausgerechnet den größten Macho weit und breit als männliches Haarmodell für einen Friseurwettbewerb aussucht – und zu dem Wettkampf noch die nymphomanische Schwester des Machos mitkommt O.o;;


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Kapitel 07: Sense für Sabine

Drei entgeisterte und vor Entsetzen weit aufgerissene Augenpaare starrten auf einen augenscheinlich den Boden bewundernden Mark, dessen Gesichtsfarbe gerade ein ebenbürtiges Komplementär zu Grünschopfs Haarpracht bildete. /Nun sind die Ampelmännchen wohl komplett.../
Sabine stierte ihn verblüfft an. /Nein, das hat er jetzt nicht gesagt, das hat er jetzt nicht gesagt.../
Richard gaffte fassungslos irgendwo zwischen vager Hoffnung und Verwirrung schwankend.
Es kribbelte ihm angenehm im Bauch. Hatte er eben wirklich gesagt, was er zu hören geglaubt hatte?! /Wunschdenken Richard! Du halluzinierst schon!!/, redete er sich vehement ein.
Und Conny...
Connys Mundwinkel zucken nervös. Hatte Richards neuer Lover sich da gerade verraten?!
"So, so..", lästerte er schadenfroh über diese offensichtliche Offenbarung und der Langhaarige wurde augenblicklich noch roter, falls das überhaupt noch möglich war.

"Ich... öhem...", stotterte er, eine Verteidigung versuchend. Toll! Da war er wegen seiner unüberlegten Äußerung nun ganz schön in die Bredouille [1] geraten.
/Scheiße! Wie red ich mich da jetzt nur wieder raus? - Was sag ich nur, ohne die Situation noch peinlicher zu machen?! - Vorher DENKEN!/, versuchte er sich selbst zu erziehen - auch wenn es dafür jetzt schon zu spät war. Ihm war dieser Satz nun mal herausgerutscht und jetzt galt es sich so gut wie möglich aus der Misere zu manövrieren, Schadensbegrenzung zu betreiben, von seinem Ruf zu retten, was noch zu retten war.

Plötzlich hob er abrupt den Kopf, eine ernste Miene vorgaukelnd.
Vermeintlich selbstsicher blickte er dem Typ, der wohl in die Steckdose gegriffen und sich dabei sowohl die Frisur als auch die Gehirnzellen ruiniert hatte, in die Augen. Ihm war wohl bewusst, dass er immer noch farblich mit einer reifen Tomate konkurrieren konnte, doch er versuchte sich seine Unsicherheit deswegen nicht anmerken zu lassen.
"Schließlich bin ich SEIN Modell und NICHT deins, du Witzfigur!", belehrte er ihn mit fester Stimme.

Irgendwie wurde es Richard richtig warm ums Herz, als er diese Worte aus dem Mund seines Angebeteten vernahm. /MEIN... NICHT seins...!!/
Dass Mark lediglich zugestanden hatte sein HAARMODELL zu sein, ignorierte er gänzlich - und zwar komplett mit Absicht.

~*~*~*~*~

Sabine beobachtete fasziniert das ungewohnte Schauspiel, das sich ihr bot.
Sie war geradezu erschreckend - weil für sie ungewöhnlich - stumm und kratzte sich nervös am linken Unterarm. Sie musste schon wieder im falschen Film gelandet sein, denn nicht nur, dass ihr Bruder eine, ihr ganzes bisheriges Weltbild auf den Kopf stellende, Bemerkung abgegeben hatte. Nein, jetzt war er auch noch deswegen rot aus Verlegenheit geworden - ihr Bruder, Mark, dem sonst nichts peinlich war! -, nur um kurz darauf wieder zu sich selbst zu finden und den Grünschopf zu beschimpfen. - Und dabei verteidigte er auch noch Richard - zwar nicht sooo sehr offensichtlich aber immerhin latent.
Und das war doch für einen menschenhassenden "Ich-komme-zuerst"-Typen wie Mark absolut un-normal!!
Wieder kratzte sie sich am Arm - dieses Mal am anderen. Verdammt noch mal!! Die Sache juckte sie gewaltig!!

~*~*~*~*~

Conny blickte ebenso starr zurück, ersparte sich aber weiter Kommentare zu diesem Thema.
Es war offensichtlich, dass mit diesem eingebildeten "Modell" seines Ex nicht gut Kirschen essen war. Ihn weiter zu löchern würde zu nichts führen. Wenn dieser mürrische Sturkopf etwas mit "seinem" Richie hatte, würde er es Conny wohl kaum sagen.
Achselzuckend überließ er die Drei ihrem Schicksal. Er würde es schon noch herausbekommen, ob da was lief. Dieses blonde Mädchen da konnte er ja schließlich auch noch verhören, falls sich eine günstige Gelegenheit bot, sprich: die anderen Beiden gerade nicht anwesend waren.
"Ich hab noch zu tun, Richard.", sagte er harsch.

Richard bemerkte sowohl den eisigen Unterton als auch, dass er zum ersten Mal überhaupt seinen vollständigen Namen ausgesprochen hatte, aber es interessierte ihn nicht. CONNY interessierte ihn nicht. Ihn interessierte viel mehr, ob Mark das, was er gesagt hatte, gesagt hatte, weil er nicht nachgedacht hatte und sich so nicht der eigentlichen Aussage seiner Aussage bewusst war oder es ihm einfach so rausgerutscht war und er genau das gesagt hatte, was er auch hatte sagen wollen bzw. NICHT wollen... [2]

Nachdem das Ampelmännchen irgendwie schwuchtelig auf eine Gruppe mindestens genauso tuntig aussehender Personen, von denen man nicht sagen konnte, ob Männlein oder Weiblein, zugestürzt war, atmeten die drei Anderen erleichtert aus. Es verlor zwar keiner ein Wort darüber, aber man konnte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sie sich stillschweigend darüber einig waren, das Conny eine Nervensäge war.
Anscheinend waren sie wohl auch alle der Ansicht, dass dieser es nicht wert war, dass man das noch extra anführte.

Mark seufzte innerlich erleichtert auf. /Menschenskind! Ich muss mich zusammenreißen!! Ich sollte echt vorher überlegen WAS ich sage und ob man es auch ja nicht falsch deuten kann!/
Aber hatte man es überhaupt "falsch" gedeutet?! Es war doch so, dass er einfach nur die Wahrheit gesagt hatte! Er wollte nicht von Conny angefasst werden - aber bei Richard hatte es ihn nicht gestört. /Nein, nein, nein!! Was denk ich nur, verdammt!! Richard ist ja auch nicht auf mich zugesprungen und hat mir einfach in den Haaren rumgewühlt, wie dieses... dieses "Ding aus dem Sumpf" da!/
Er schoss noch einen letzten verärgerten Blick auf den Störenfried ab, der bereits dabei war komplett aus ihrem Sichtfeld zu verschwinden und verdrängte dann den Gedanken an das Vorgefallene.

~*~*~*~*~

Sabine schabte immer noch unbewusst mit ihren Nägeln über ihre Unterarme.
"Um Himmels Willen!", rief Richard, der sich gerade vom soeben auf einem Friseurstuhl platzierten Mark zu ihr umgedreht hatte und nun bestürzt an ihr herunter sah.
Die Blondine verstand nicht, was ihn so hatte erschrecken lassen und sah ihn fragend an.
Ihr Herz schlug plötzlich schneller, als sich die Hände des Friseurs um ihre Handgelenke legten und er sie an ihren Armen zog, wodurch sie nun ganz dicht vor ihm stand.
Erwartungsvoll und beinahe schon mit Freudentränen in den verliebt glitzernden Augen sah sie ihn von unten her an.
Ihre Gedanken waren schon in Richtung einer überaus schmalzigen Phantasie abgetriftet. Sie sah schon direkt vor ihren Augen, wie Richard sie fest an sich zog in eine stürmische Umarmung, um ihr dann voll wilder Leidenschaft seine Lippen auf den Mund zu pressen und in einem sinnlichen Kuss mit ihr zu verschmelzen. [3]

Richard starrte weiterhin entsetzt auf die Unterarme der Blondine, die ein schreckliches Bild abgaben. Sie sahen aus, als hätte das Mädchen mit bloßen Händen im offenen Feuer herumgewühlt, nachdem sie sich einen Kanister Benzin über selbige gekippt hatte.
Mark verfolgte die nahezu panischen aufgerissenen Augen des Friseurs und erstarrte. Bines Arme sahen wirklich zum Fürchten aus! Kein Wunder, dass sich der Wuschelkopf so erschrocken hatte!
"Wie ist das denn nur passiert?", fuhr Richard inzwischen an Sabine gewandt fort, die ihn irgendwie seltsam entrückt anstarrte.
"Ist dir nicht gut?", fragte er sorgenvoll.

Wie perplex registrierte Marks Schwester, dass Richard sie immer noch nicht geküsst hatte und das anscheinend auch keineswegs vorhatte.
/So ein Mist!/, dachte sie. Aber was wollte er dann von ihr?! Sie folgte seinem Blick, der an ihren Armen klebte - und wäre vor Schock beinahe in Ohnmacht gefallen.
"Ahhh!", gab sie wenig produktiv aber dafür um so ohrenbetäubender von sich.
"Was... was ist denn DAS?"

"Bist du gegen irgendwas allergisch?" Richard sah fragen in die Augen der Blondine. Sie schüttelte nur den Kopf.
"Wie ist das denn dann nur... - Oh nein!" Erschrocken weiteten sich seine Augen, als ihn schlagartig die Erkenntnis traf. "Doch nicht etwa..."
"Doch.", unterbrach Mark sein Gestammel und meinte unter halb geschlossenen Augen altgescheit und betont beiläufig: "Der Riesenbärenklau, die Herkulesstaude, Heracleum mantegazzianum."
/Als wenn ich´s geahnt hätte, dass der doofen Kuh so was passiert./
Sabine sah verächtlich zu ihm herüber. Musste der hier einen auf Mr. Superschlau machen, oder was?! Wie konnte man nur so wichtigtuerisch sein?! [4]

"Damit musst du zum Arzt!", befand Richard. "Am Besten sofort!"
Mark grinste voller Vorfreude zu dem Größeren. /Au ja! Schick sie weg! Schick sie weg!/, pfiff er innerlich auf die "Melodie" von "Jetzt geht´s los".
*Endlich* würde er vor seiner Schwester verschont bleiben.

"Mark, du bringst sie am Besten gleich hin!"
Das Grinsen gefror dem Langhaarigen und seine Mundwinkel sanken herab.
/Neeeeeeiiiiiiiinnn! Mach das doch selber, du Arsch!!!!/

"Ich muss hier bleiben - wegen dem Wettbewerb, tut mir leid!", entschuldigte er sich auch sogleich bei Bine, die ihn bereits traurig ansah.
"Öhem.", hüstelte Mark möglichst auffällig unauffällig. "Muss ich nicht auch da bleiben?! - Ich meine: ich bin doch schließlich dein Modell, oder?! Und du kannst mich doch irgendwie schlecht frisieren, wenn ich mich an einem anderen Ort aufhalte als du, oder?!"
Richard schüttelte den Kopf. "Das geht schon in Ordnung so. Dann färb ich dir eben morgen die Haare. - Ich brauch ja auch noch ein weibliches Modell." Er lächelte entwaffnend.

"Das muss ich mir hier erst noch suchen."
Eine beschwichtigende Antwort auf Marks kritischen Blick.
"Keine Sorge, während ihr beim Dermatologen seid, mache ich dem weiblichen Modell schon mal die Haare - und morgen bist du dann dran, Mark."
Er lächelte wieder, allerdings ein wenig unglücklich, weil ihm Sabine so leid tat. Wenn das genauso weh tat wie es scheiße aussah, dann musste sie unheimliche Schmerzen ertragen.

Sabine jedoch, noch immer wie betäubt von der flüchtigen Berührung durch ihren Schwarm, machte nicht den Eindruck, als kümmere sie das sonderlich.
Mark schüttelte erneut den Kopf. Während andere Mädchen schon hysterisch wurden, sobald ihnen ein Fingernagel einriss oder abbrach, hatte seine Schwester anscheinend die Schmerzschwelle eines Rhinozerosses.
/Naja, kann ja auch spachteln wie ein Rhinozeros./
Außerdem machte sie ja auch noch Ballett, was vermutlich die einzig logische Erklärung für dieses Phänomen war. /Wenn ich ständig in so engen Schühchen mit dem großen Zeh auf Gipseinlagen rumtrippeln müsste, wäre ich Schmerzen auch gewohnt!/
Automatisch stellte er sich vor, wie es wohl wäre, wenn er selbst in einem rosa Ballettröckchen durch die Gegend hüpfen würde. Augenblicklich fror es ihn.
/Oh Gott! Es gibt Dinge, die sollte man sich lieber noch nicht mal im Traum vorstellen!!/

~*~*~*~*~

Widerwillig rang sich der Langhaarige schließlich doch dazu durch mit Bine den Abgang zu machen. Zuvor stellte Richard sie aber erst noch dem Eigentümer des Salons, Alberto [5], vor.
Wie der Struwwelpeter erklärte, war er wohl der Bruder von Marco, über den sie auch schon in dem Lokal geredet hatten. Er sah dem Kellner jedoch fast gar nicht ähnlich. Bis auf ein paar Gesichtszüge hatten die beiden Italiener nichts gemein. Im Gegensatz zu seinem nur unwesentlich jüngeren Bruder war er lang und dürr. Er überragte Mark um einen halben Kopf, was diesen wiederum unheimlich ärgerte. Er kam sich so langsam wie der letzte Zwerg im Land der Riesen vor. Sogar der dämliche Conny war ein paar Zentimeter größer - und hatte deshalb gleich die Frechheit besessen ihn als "Kleiner" zu titulieren.

Alberto reichte dem Langhaarigen, noch während der in seinen Wut- und Hassgefühlen versank, die Gelben Seiten und sie suchten den Hautarzt, der sich am Nächsten zu ihrem momentanen Aufenthaltsort befand.

~*~*~*~*~

Traurig verabschiedete sich Sabine von ihrem geliebten Friseur und Mark zerrte sie ungeduldig hinter sich her aus dem Frisiersalon und dem Gebäude.
Als sie die Fußgängerzone verlassen hatten, rief er ihnen ein Taxi und wies die Fahrerin an, sie zu einem gewissen Dr. Blässe /Toller Name für einen Dermatologen!/ zu kutschieren.

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Richard sah noch hinterher wie seine heimliche Liebe und dessen Schwester aus der Tür verschwanden und seufzte melodramatisch. Jetzt musste er es den ganzen Nachmittag ohne Mark aushalten.
/Und ich hatte mich schon sooo drauf gefreut an seinen Haaren rumfummeln zu können!/, schmollte er.
Naja, vielleicht würde ihn ja die Suche nach seinem Modell Nummero zwo und die Beschäftigung mit dessen Haaren ein wenig ablenken...

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Gelangweilt blätterte Mark in einer der Zeitschriften im Wartezimmer herum.
Wieso zum Henker hockten hier nur so viele Leute rum? Hatte denn die halbe Welt Fußpilz, Hühneraugen oder Ausschlag und ließ sich ausgerechnet HIER behandeln? - Und außerdem gab´s hier nix Gescheites zum Lesen. Entnervt warf er das dritte Regenbogenblatt, das ihm zwischen die Finger gekommen war, zurück auf den Plastiktisch mit den anderen Zeitschriften. Er schwenkte mit seinem Blick kurz zu seiner Schwester, die schon wieder nervös an ihren Unterarmen herumkratzte und es damit nur noch schlimmer machte.

"Hach, jetzt lass das doch, Mensch!", fuhr er sie an und griff nach ihren Handgelenken. Das ewige Geschabe machte ihn noch verrückt! Das war ja nervtötender als dieses grausame Geräusch, das sein Mathelehrer aus purer Bosheit, wie er ihm unterstellte, immer mit der Kreide an der Tafel erzeugte, indem er diese besonders langsam über den Schiefer drückte und es Quietschen ließ.

Nach fast einer anderthalben [6] Stunde wurde Sabine endlich durch die Anlage ins Behandlungszimmer gerufen.

~*~*~*~*~

Vorwurfsvoll sah Sabine zu ihrem Bruder herüber, der nur grinsend vor ihr stand und sein Werk bewunderte: Mumie Sabine!
Der Arzt hatte sich das Malheur nur kurz angesehen, ihr ein Rezept für eine Salbe in die Hand gedrückt und sie dann zur Tür hinaus komplimentiert, um sich lieber wieder ausführlich den Privat-Patienten zu widmen.
/Tja./, dachte der Langhaarige nicht ohne Wut im Bauch. /Wenn man da mit dem Kassenkärtchen der LKK ankommt, hat man wohl gleich verschissen, was?!/

"Was soll der Scheiß mit den Bandagen?!", giftete Bine Mark an.
Der stöhnte nur genervt. /Toll! Vielen, lieben Dank auch - Richard!!/
"Mensch, jetzt stell dich nicht so an! Du hast doch gehört, dass du auf keinen Fall weiter dran kratzen sollst! Und so kommst du erst gar nicht in die Versuchung!"
"Ach ne, und die Verbände jucken nicht, oder was?!" Demonstrativ schob sie die Binden hin und her, während ihr Bruder sie dafür mit Blicken aufspießte, weil sie dabei war sein Kunstwerk zu ruinieren.

"Ach, dann mach doch, was du willst!", entfuhr es ihm schließlich unwirsch und er verließ ihr gigantisches Hotelzimmer, das fast doppelt so groß wie sein eigenes war, ohne sie auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen.

~*~*~*~*~

Mark lag wieder inmitten eines Berges Papier, der das sonst so ordentliche Hotelbett zierte und damit an das Chaos im seinem Zimmer zu Hause erinnerte. Ohne rechten Elan kämpfte er sich durch die tieferen Geheimnisse der Oberstufen-Mathematik - und drohte in dieser Schlacht unterzugehen. Irgendwie war er sauer auf seine Schwester, weil er nur wegen IHR nun hier saß und sich mit Formeln sein Hirn malträtieren musste, die garantiert unangenehme Haarbehandlung aber dadurch keineswegs aufgehoben sondern nur aufgeschoben war.
Gleichzeitig fühlte er aber auch so etwas wie "Mitleid" mit ihr wegen des Ausschlags. Ein Gefühl, das ihm ansonsten - zumindest Sabine gegenüber - fremd war.

/Arrrgggg! Scheiße!/, schimpfte er deshalb mit sich selbst. /Dieser blöde Richard färbt schon auf mich ab ... mit seiner ganzen netten Art und dem Dauergrinsen!!/ [7] Wütend fegte er einen Stoß Papier mit Analysis-Aufgaben vom Bett. Wohin mochte das noch führen, fragte er sich angstvoll.
/Womöglich färbe ich mir am Ende die Haare auch noch pink!/ Ihm schauderte, obwohl in seinem Zimmer eine angenehme Temperatur herrschte.
Was für eine grauenhafte Vorstellung!!...

~*~*~*~*~

Erschöpft ließ sich Richard mit dem Bauch voraus auf das große Bett fallen, versenkte seinen Kopf in der Decke. Die letzten Stunden in Albertos Salon hatten all seine Kräfte aufgezehrt.
Zweifelsohne, er liebte es Leute zu frisieren, aber diese Wettbewerbe, bei denen man den ganzen Tag nur mit eins, zwei Modells beschäftigt war, konnten ihn immer noch ganz schön schlauchen. Aber er war jetzt schon zum fünften Mal mit von der Partie und hatte bisher nie den ersten Preis abgestaubt, wobei es ihm dabei weniger um die Siegerprämie als um das Prestige - und die damit verbundene positive Publicity für seinen Salon - ging. Dabei war er die letzten beiden Male schon sooo nah dran gewesen. Im letzten Jahr hatte er es sogar bewerkstelligt auf Platz zwei zu landen. Wenn er doch nur EINmal gewinnen würde...

Sinnierend ließ er den vergangenen Tag Revue passieren. Den Vormittag und Teile des Nachmittags hatte er mit den Geschwistern verbracht. Mark...
Was er wohl von ihm dachte? Ob er etwas von seinen Gefühlen ihm gegenüber ahnte? - Ganz sicher nicht, sonst würde er das zeigen - und zwar mit - für Richard - wenig erbaulichen Handlungen wie ihm wieder schmerzhaft ins Bewusstsein kam, sah er doch noch zu deutlich die Szene mit Conny vor seinen Augen.

Ja, der Nachmittag im Frisiersalon. Er hatte den ganzen, vollkommenen Vormittag wieder zunichte gemacht! Erst hatte natürlich dieser "Ex" von ihm auftauchen müssen - obwohl ihm DAS eigentlich hätte klar sein müssen, denn auf solch einem Wettbewerb hatten sie sich ja auch kennengelernt - und dann war noch diese Sache mit Sabine gewesen.
/Mist! Ich hätte mir den zoologischen Garten sparen und lieber mit den Beiden Eis essen gehen sollen!/ Aber wer dachte denn schon an SO was?!
Naja, zumindest das mit dem Eis konnte er ja noch nachholen, wenn man das Bine zumuten konnte, die bestimmt noch gut zwei Wochen mit dem Ausschlag zu kämpfen haben würde.
/Oh, stimmt! Sabine!/ Er beförderte sich rasch in eine sitzende Position und sah auf die Uhr.
Kurz nach neun. Gut. Dann würde sie vermutlich noch nicht schlafen, oder?!

Zügig griff er nach dem Telefon auf dem Nachttisch. Ungeduldig tippte er die Nummer ihres Zimmers ein. Nach dem dritten Klingeln meldete sich eine schläfrige Stimme, die ihn nicht sofort an das blonde Mädchen erinnerte.
Zaghaft erkundigte er sich, ob er sie geweckt habe und wie es ihr denn ginge.
Sabine verneinte die erste Frage. Sie habe nur ein bisschen gedöst und dabei Musik aus der zimmereigenen Stereoanlage gehört. Zum Thema "Befinden" meinte sie, dass soweit alles okay sei, sie sich aber auch schon mal besser gefühlt habe.
"Es juckt nur so furchtbar...", grummelte sie mehr im Scherz. "...vor allem wegen diesen dämlichen Bandagen, die mein geliebter Bruder mit aufgezwungen hat."
Richard kicherte erleichtert in die Muschel. Anscheinend hatte sich Mark gut um sie gekümmert, auch wenn er immer so tat, als könne er sie kein bisschen leiden.
"Du Arme!", meinte er gespielt empört. "Wie konnte er es nur wagen!!"
Sie lachte nun auch. Der junge Friseur hatte eine Art an sich andere mit seiner guten Laune und positiven Ausstrahlung anzustecken.

Richard ließ noch kurz verlauten, dass er in ein paar Minuten hochkommen werde, um nach ihr zu sehen.
"Bis gleich dann!" Erleichtert hängte er ein. Sie schien die "Verletzungen" doch ganz gut zu verkraften, war wohl hart im Nehmen...

Wieder frohen Mutes federte er elegant aus seiner Sitzposition in die Vertikale. Bevor er sich jedoch zu Sabine aufmachte, wollte er noch sehen, was Mark so trieb um die Zeit totzuschlagen.
Er grinste angesichts der Tatsache, dass er zum ersten Mal NICHT bei dem Langhaarigen anrufen musste, sondern wie ein Normalsterblicher zu seiner Tür gehen und anklopfen konnte.

~*~*~*~*~

Kommentare:

[1] Bredouille = franz./ugs. für: Verlegenheit, Bedrängnis

[2] Dieser Satz ist doch kein bisschen verschachtelt und unverständlich, oder ^_~* Hab ich jetzt alle Klarheiten beseitigt?! Na, dann ist´s ja gut! ^_^

[3] -_- Es gibt Dinge, die will man sich nicht vorstellen...

[4] Ehm, ich will ja nichts sagen, aber wer im Glashaus sitzt, sollte lieber nicht mit Steinen werfen - gell Sabine?! ^_~

[5] Wie die Pizza ^^;;

[6] anderthalb = eineinhalb

[7] Naja, so lange seine Haarfarbe nicht auf dich abfärbt! ^_~*


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