Titel: Haarspaltereien
Autor: Esther
Teil: 03/11

Genre: Reale Welt
Rating: PG-16
Warnung: Yaoi, rheinhessisch, blutrünstige Gedanken ^^;;
Verfasst: 20. Mai 2002
Kommentar: Antwort auf Blubbsies Friseur-Ballett-Challenge
Disclaimer: alles mir ^^
Feedback: immer her damit ^^
Inhalt: Friseur meets Macho – Was passiert, wenn ein schwuler Friseur ausgerechnet den größten Macho weit und breit als männliches Haarmodell für einen Friseurwettbewerb aussucht – und zu dem Wettkampf noch die nymphomanische Schwester des Machos mitkommt O.o;;


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Kapitel 03: Berlin, Berlin

Berlin.

Richard griff sich wieder wie selbstverständlich einen von Sabines Koffern und trug ihn für sie. Mark ignorierte geflissentlich die Versuche seiner Schwester ihn zum Tragen ihres anderen Bleigeschosses zu bewegen. Sie war schließlich selbst Schuld, wenn sie so viel einpackte und er sah es absolut nicht ein den Depp vom Dienst für sie zu spielen. [1]

Am Taxistand stiegen sie in einen der Wagen und Richard nannte dem Fahrer die Adresse des Hotels. Mark saß zwischen den beiden Anderen. Er hasste es dazwischen zu sitzen! Sabine war anscheinend noch etwas dösig von ihrem Nickerchen im Zug und sprach kein Wort, ein Ereignis, das alle paar Schaltjahre mal aus unerklärlichen Gründen auftrat und für das Mark in diesem Moment... nein, eigentlich immer... sehr, seehhhr dankbar war.
Der Friseur gähnte gelegentlich und blickte auch sonst nicht sonderlich frisch aus der Wäsche.
Der Langhaarige warf ihm mehr als einen mitleidigen Blick zu.
Das Gelaber seiner Schwester hatte wahrscheinlich seine ganze Kraft gefordert und deshalb war der Struwwelpeter jetzt so blass. Und dann hatte er auch noch Sabines Gepäck spazieren getragen. Armer Kerl!
/Aber eigentlich.../, übertünchte Mark sein Mitleid mit dem Blondschopf mit Wut auf den Selbigen /...haben wir es IHM überhaupt erst zu verdanken, dass diese Nervensäge mitgefahren ist. Blödmann! Musste die Kuh ja unbedingt mitnehmen. Und ich hatte mich so auf ein paar Bine-freie Tage gefreut.../

Eine halbe Stunde später waren sie endlich an ihrem Ziel angelangt.

Mark staunte nicht schlecht, als sie vor dem Hotel standen. Vier Sterne prangten neben dem Namen ihrer Unterkunft für die nächsten Tage und wiesen sie somit als ausgesprochen nobel und vor allem teuer aus. Dass sie nicht in einer Jugendherberge untergebracht waren, hatte er ja schon gewusst, aber musste es gleich so ein edler Schuppen sein?!
/Muss ja echt Kohle bringen dieses Handwerk./, dachte der Langhaarige neidvoll und ärgerte sich sofort, dass er sich überhaupt durch´s Abitur quälen, dann vielleicht sogar studieren musste und möglicher Weise nie so viel verdienen würde, vor allem nicht in den nächsten paar Jahren.
/Richard... Mhh, heißt er vielleicht zufällig Richie Rich, oder was?! Ein Drei-Sterne-Hotel hätte es wohl nicht getan?! - Nicht, dass ich mich beklagen würde.../
Eben dieser gähnte schon wieder und dieses Mal ohne sich die Hand vor den Mund zu halten, was ihm auch nicht möglich war, da er wieder mit seinem und Sabines Gepäck beladen war.
Tja, immer und überall schlafen zu können war anscheinend eine Kunst, die nun mal nicht jeder beherrschte und Mark war heilfroh, dass er zu der Minderheit gehörte, die dazu befähigt war.

An der Rezeption ließ sich Richard die Schlüssel zu ihren Zimmern aushändigen, während die Geschwister auf einem Sofa saßen und auf ihn warteten. Als er zu ihnen zurückkam, erklärte er Sabine entschuldigend, dass sie in einem anderen Stockwerk als Mark und er sei.
"Das liegt daran, dass ich die Zimmer für mein Modell - ich wusste da noch nicht, dass ich Mark nehmen würde - und mich schon gebucht hatte. Als ich deins noch dazu haben wollte, ging die alte Buchung nicht mehr abändern. Dafür ist es aber auch ein größeres und schöneres Zimmer. Naja, du wirst uns schon nicht vermissen - und wenn doch, wir sind ja nur eine Etage darunter..."
Sabine probierte ein Lächeln, das allerdings nicht ihre Augen erreichte. Mark überlegte eine Sekunde, ob er ihr nicht sein Zimmer neben Richard anbieten sollte - so hätte er zumindest Ruhe von den Annäherungsversuchen seiner Schwester, würde in einem Stockwerk darüber von alledem nichts mitbekommen und in einem, wie der Schnippelmeister zumindest behauptet hatte, schöneren und größeren Zimmer" wohnen - entschied sich aber dagegen, nur damit er ihr ja keinen Gefallen tat. Wo käme er denn schließlich hin, wenn er seiner Schwester, deren Existenz er es zu verdanken hatte, dass er kein Einzelkind mehr war /Das waren noch Zeiten.../ und wahrscheinlich bei ihrem Organ [2] frühzeitig einen Gehörsturz erlitt, wie einen Menschen behandeln würde?!
Sabine starrte immer noch mit giftsprühenden Blicken zu Mark herüber, der wie ein Pfau vor ihr herstolzierte, sie geflissentlich ignorierend, gerade so als lege er es auf Streit mit ihr an.
Im Lift verabschiedeten sich die Männer von Sabine, als sie in der zweiten Etage ausstiegen und sich zu ihren Zimmern begaben. Das Mädchen guckte ihnen noch so lange grummelnd hinterher, bis sich vor ihrer Nase die Aufzugtüren schlossen und ihr die Sicht versperrten. Sie hätte ja noch gerne länger Richards Knackarsch bewundert und überhaupt viel lieber neben ihm gewohnt als in einem noch so luxuriösen Zimmer in einem anderen Stockwerk, oder vielleicht gleich in dessen Zimmer...?! Wie konnte Richard nur ihren *Bruder* neben sich wohnen lassen anstatt ihr?! Naja, gut. Es ging hier um Mark, der als Modell gebraucht wurde.
Sie war nur dessen Begleitung, aber trotzdem...!! Auf einmal grinste sie dreckig. Och, naja, vielleicht ergab sich ja - so rein zufällig verstand sich - noch was...

~*~*~*~*~

Der Friseur und Mark hatten inzwischen ihre Zimmer erreicht. Wie es sich für ein schickes Hotel gehörte, standen ihre Koffer bereits dort, als sie die Türen öffneten.
Mit allem was er an Mit- und Beileid aufzubieten hatte, dachte Mark an das arme Schwein, das Sabines Koffer in den dritten Stock befördern musste. Der hatte jetzt bestimmt einen Bandscheibenvorfall oder so... Er rätselte und wog ab, ob das Hotel wohl extra einen Lastenaufzug für das Gepäck solcher Gäste wie seine Schwester hatte, oder ob ein paar arme Lakaien die Koffer die Treppen hochhieven [3] mussten, weil der Lift mit so viel Gewicht abgestürzt wäre. In seinem Kopf liefen gerade Bilder von Sklaven ab, die beim Pyramidenbau riesige Steinquader an Seilen hinter sich herzogen, als Richard ihn anstupste.
He, träumst du?!" Er schenkte dem Langhaarigen ein Perlweiß-Lächeln.
Nein.", meinte der nur mürrisch.
Richard grinste schelmisch. Nicht? Naja, solange du nur von MIR träumst, wär das ja okay."
Mark fuhr erschrocken zusammen. /Sind denn wirklich ALLE Friseure schwul?! Oder setzt er es nur geschickt darauf an mich mit diesem Klischee zu ärgern?/
"Lass die blöden Sprüche!" Er drehte sich rasch von ihm weg, damit der Scherenjongleur nicht mitbekam, dass seine Wangen leicht gerötet waren. Zum Glück hatte er das verräterische Kribbeln im Gesicht gerade noch rechtzeitig bemerkt!
"Hau dich lieber ´ne Runde auf´s Ohr! Du siehst furchteinflößend aus!"

Das stimmte wirklich. Der Wuschelkopf war dermaßen leichenblass, dass man ihn für frisch der Gruft entstiegen halten konnte. Die Ringe unter seinen Augen trugen auch nicht unbedingt zu seiner Verschönerung bei. Gut, dass Buffy, der Vampirkiller [4] nur Fiktion war, denn sonst würde schon längst ein Holzpflock aus Richards durchtrainierter Brust ragen. - Obwohl,... wenn es Mark sich so recht bedachte, gefiel ihm der Gedanke irgendwie... Aber wahrscheinlich würde das hier auf dem feinen Hotelteppich nur eine Riesensauerei geben, all das Blut und so, nicht so lecker... Und die Flecken gingen auch immer so schlecht wieder raus, wenn sie erst mal trocken waren...[5]
"Ja, das werd ich dann wohl tun.", holte der Andere ihn aus seinen blutrünstigen Phantasien zurück, die er gerade eingehender vertiefen wollte, vor allem in die Richtung wie er seine geliebte Schwester dann auch gleich beseitigen könnte.
"Ich konnte vor Aufregung die ganze Nacht nämlich nicht schlafen und döse hier gleich im Stehen weg."
Mark drehte sich wieder zu ihm und lächelte - für ihn selbst unverständlich /Liegt wahrscheinlich an den schönen Dingen, die ich mir gerade vorgestellt habe.../ - den Größeren aufbauend an. "Okay."

/Wenn du mich so anlächelst, bin ich schon gleich nur noch halb so müde. Dafür fallen mir aber ein Haufen anderer Sachen ein, die man im Bett machen könnte anstatt zu schlafen.../
"Willst du nicht in der Zwischenzeit schon mal mit Sabine was zu Mittag essen gehen? - Auf meine Kosten versteht sich!"
Nun ja, Hunger hatte Mark schon, das gab er zu. Aber: Essen mit Sabine?! Angeekelt verzog er das Gesicht. Nein, das musste wirklich nicht sein. Mit DER verging ihm garantiert der Appetit. Bei der ihrer Stimme wurde ja den Kühen die Milch im Euter sauer...[6]

Also spielte er Richard lieber den Vor-Müdigkeit-gleich-aus-den-Latschen-Kippenden vor und gähnte ohne Unterlass.
"Ach, aber ich dachte du wärst nach deinem Tiefschlaf im Zug so munter?", neckte der Andere.
"Öhm, ich hab mich halt geirrt...", versuchte Mark seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Sauerei! Wieso durchschaute dieser Kerl seine intelligente Notlüge denn so schnell?!!
"Aha..." Richard grinste wissend. /Bestimmt will er nur nicht mit seiner Schwester zu Mittag essen. Sähe ihm mal wieder ähnlich./
"Naja, okay. Ich rufe dann schnell Sabine an und sag ihr, dass wir zusammen schlafen ... öh ...
ich meine, dass wir beide schlafen." Er lächelte unschuldig.

Marks Gesicht hatte bei der anzüglichen Bemerkung wie eine rote Ampel geleuchtet und seine Augen waren herrlich hervorgetreten. Für einen Moment hatte er sogar vergessen zu atmen und jetzt hustete er deswegen ein wenig.
Richard hatte das absichtlich gesagt und es wie einen FREUDschen Versprecher[7] aussehen lassen, nur um Mark wieder zu verunsichern, was ihm auch wieder glänzend gelungen war.
/Hach, herrlich dieser Anblick!!/
/Diesem Kerl macht es anscheinend WIRKLICH Spaß mich zu verarschen... Na warte, du
Struwwelpeter!!/
Kritisch sah er zu dem Friseur herüber. "So, so..."
Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, verschwand er in seinem Zimmer und hörte gerade noch, wie Richard ihm zurief, dass sie dann am Abend groß essen gehen würden.

~*~*~*~*~

Mark war in der Tat kein bisschen müde. Sein Nickerchen im Zug hatte dafür gesorgt, dass er nun - so sehr er sich auch darum bemühte und auf dem Bett rekelte - absolut nicht schlafen konnte.
Gelangweilt lag er mit dem Rücken auf der weichen Hotelmatratze und warf immer wieder sein Kopfkissen hoch und fing es auf.
Zu dumm aber auch! Er konnte sich aber auch schlecht aus dem Zimmer schleichen und einfach in der Gegend herumlatschen. Denn wenn seine Schwester ihm dabei zufällig über den Weg lief, würde sie ihn auf der Stelle killen, weil er sie angelogen hatte.
Da hatte er sich ja was Schönes eingebrockt, nur um Bine aus dem Weg zu gehen. Er beschloss dann eben erst einmal auszupacken, auch wenn sich das seiner Ansicht nach für die paar Tage nicht rentierte. Beim Kramen fielen ihm seine Mathesachen in die Hände, die er als Lückenfüller eingepackt hatte, um die Tasche voll zu kriegen und die er schon wieder total vergessen hatte.
/Schlimme Dinge verdrängt der Mensch eben.../
Angewidert wollte er sie schon wieder zurückpacken, doch ihm kam der Gedanke, dass Mathe lernen wahrscheinlich immer noch besser war als dumm in der Gegend rumzuhocken und Löcher in die Luft zu starren.

~*~*~*~*~

Eine Stunde später...

Mark lag immer noch zwischen Büchern und wild verstreuten, losen Blättern auf dem riesigen Hotelbett und tippte auf seinem Taschenrechner herum, während er auf einem schon äußerst lädierten Bleistift herumkaute.
Auf dem Nachttisch stand ein leerer Karton. Er hatte es vor Kohldampf nicht mehr ausgehalten und Pizza kommen lassen. Dass das in einem Vier-Sterne-Hotel ziemlich scheiße aussah, wenn er sich von auswärts Essen bestellte, anstatt den Zimmerservice zu rufen, war ihm dabei herzlich egal gewesen.
Plötzlich klingelte das Telefon und er fuhr erschrocken zusammen.
"Ja?", meldete er sich unsicher.
"Hi! Ich bin´s, Richard. Ich bin soweit wieder fit. Wie wär´s mit ´ner kleinen Besichtigungstour?"
Mark boxte auf der Stelle eines der Bücher vom Bett.
"Au ja!", freute er sich wie ein kleines Kind, dem man soeben Eis angeboten hatte. Jede Ablenkung von dieser Gehirnmalträtiererei war ihm willkommen.
Er hörte Richard am anderen Ende der Leitung kichern.
" Gut. Sabine ist schon hier drüben bei mir. Kommst du dann auch gleich?"
Mark griff sich an den Kopf. Stimmt ja! Er wohnte direkt nebendran. Wie faul war Richard eigentlich, dass er nicht einfach herüber gekommen war und bei ihm geklopft hatte, um ihm Bescheid zu sagen?! Musste er deshalb extra anrufen?
/Vielleicht hat ihn Sabine ja ans Bett gefesselt oder ähnliches.../ Bei dem Gedanken gruselte es ihn irgendwie.
"Bin schon da!", rief er in den Hörer, bevor er ihn aufknallte und in das Nachbarzimmer stürmte.

Richard saß in der Tat auf seinem Bett, allerdings nicht angekettet wie befürchtet. Nicht, dass ihn das wirklich geängstigt hätte. Was interessierte ihn schon das Wohl von Richard?! Er war aus purer Neugierde so schnell herübergerannt. Damit das klar war! Doch dieses blonde Mädchen, das sich möglichst dicht neben Richard gequetscht hatte, machte ihn doch irgendwie nervös.
Der Friseur hielt noch immer den Hörer in der Hand und starrte den Langhaarigen überrascht an.
"Das ging aber schnell.", grinste er und zwinkerte dem Anderen dabei zu.
Mark sah eilig in eine andere Richtung, merkte aber zu seinem Ärger, dass ihn die Situation nicht kalt ließ und sein Gesicht wieder eine gesunde Farbe annahm. /Scheiße! Das war doch nun wirklich harmlos! Allmählich macht mich nahezu jede Bemerkung von ihm nervös! Daran ist nur sein verdrehter Sinn für Humor Schuld!!/
"Ach, was denkst du denn! Ich habe schließlich das Zimmer nebendran!"
Launisch ging er auf seine Schwester zu und zog sie vom Bett hoch, warf ihr dabei einen Blick zu, der sagte ~Hör endlich mit dem Theater auf!~. Sie guckte zurück. ~Was geht dich das an?! Halt dich da raus!!~
/Oh ja! Wenn Blicke töten könnten.../, dachte der Langhaarige. Aber sie hatte Recht. Was ging ihn das an? Was regte er sich überhaupt so auf? Na, seine Schwester nervte ihn eben.
Das war alles. Und ihr Verhalten war ja wohl absolut oberpeinlich. Er musste die Leute ja vor dieser Nymphomanin in Sicherheit bringen!
Richard unterbrach das stumme Zwiegespräch der Geschwister.
"Wollen wir los? Ich dachte, wir ziehen uns ein paar Sehenswürdigkeiten und so rein."
Die anderen Beiden nickten einträchtig.

~*~*~*~*~

Kommentare:

[1] Mark ist eben ein echter Gentleman *grins*

[2] Organ = umgangssprachlich für laute, unangenehme Stimme

[3] hochhieven = hochheben, hochstemmen

[4] Buffy, der Vampirkiller - So hieß der Film, dem man die Serie nachempfunden hat. Kennt den überhaupt irgendwer außer mir?! ^^;;

[5] Bahhh! Was ist Mark nur für ein Sadist!! (Erinnert mich irgendwie an mich...)

[6] "Bei der ihrer Stimme" – was für ein Deutsch! T_T

[7] Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, war der Ansicht, dass man bei Versprechern sagt, was man in dem Moment wirklich sagen will bzw. was das Unterbewusstsein sagen will, was man sich aber nie getrauen würde zu sagen und sonst mit Notlügen überdeckt.


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