Titel: Der Fall schwarze Rose
Autor: Cassy
Teil: 12/13

Genre: Reale Welt / Dedektivgeschichte ( naja, fürn Krimi reichts nicht ganz )
Rating: G
Disclaimer: Original! Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht gewollt!
Warnung: Adrenalin (zumindest bei mir ^_^)
Kommentar: Es ist meine allllller erste Geschichte, also nicht so streng sein.
Inhalt: Wer schleicht so spät durch Nacht und Wind, es ist der Dieb mit seinem ... Glasschneider ... ^__~ / 4 Freunde nehmen sich einem Fall an ...


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Xxx

Micha beobachtete Tobi skeptisch über den Rand seiner Kakaotasse hinweg. In Gedanken versunken, drehte er ständig den Saum seines T-Shirts.
Irgendwann bemerkte Tobi aber seine Blicke.
"Hab ich irgendwas im Gesicht?"
Micha erschrak. Er war sich gar nicht bewusst gewesen, dass er den Anderen direkt angestarrt hatte.
"Nein. Nein."

Micha fasste sich endlich ein Herz und sprach ihn an.
"Sag mal, den Einbruch hat doch sicher auch die Polizei bearbeitet. Hat dein Großvater denn nicht gegen den Keller und den Kohlberg ausgesagt?"
Diese Frage brannte ihm schon seit längerem unter den Nägeln.

Tobi wurde still. "Nein. Er lag im Koma. Als er wieder zu sich kam, hat er zwar eine Aussage gemacht und die Beiden somit belastet, aber er hatte weder Zeugen noch Beweise. Bei der Verhandlung stand es Aussage gegen Aussage. Keine gute Basis für ein Verfahren. Wegen mangelnder Beweise kamen die Beiden dann schließlich frei."
"Oh."
"Aber wie kommst du jetzt darauf?"
"Ach, das hat mich schon länger beschäftigt. Ich meine, es ist schon komisch, dass man bisher keine Polizei auf dem Gelände gesehen hat."
"Na ja, da hätten sie sich aber auch selbst ein Bein gestellt. Oder würdest du etwa unseren "Freund und Helfer" holen, wenn dir etwas gestohlen wurde, was du vorher gestohlen hast? Nein, oder?!"
Micha schaute verlegen auf seinen Teller. Tobi hatte atürlich recht. Da müsste man schon reichlich blöd sein.

T. begann zu schmunzeln, als er Micha so betrachtete. "Hey, du wirst ja ganz rot."
Dann wandte er sich zu Tobi um. "Nicht schlecht. Eigentlich bin ich ja der Spezialist darin, ihn rot anlaufen zu lassen."
Sascha sah von seinem schrumpfenden Essenberg auf. "Du bist ja auch ein kleiner Sadist. Man muss ständig darauf achten, dass ein Feuerlöscher in der Nähe ist wenn ihr zusammen seit."
Gespielt säuerlich blickte T. zu Sascha. "Tja, er brennt halt für mich. Außerdem müssen wir das Geld vom Direx ja irgendwie verbraten."
Wie Micha mittlerweile aussah, kann man sich vorstellen. Sein Kopf leuchtete in allen Orange- und Rot-Tönen.
Während dieses Schlagabtauschs baumelte auf einmal Saschas Arm vor Tobi herum. Kurzerhand zog er ihn zu sich und schaute auf die Uhr, die daran befestigt war.
"Also mich würde ja wirklich mal interessieren, wo Xaver abgeblieben ist. Irgendwie hab ich ein ungutes Gefühl."

Kurz darauf stand er einfach von Tisch auf, ließ die fragenden Blicke hinter sich und verließ den Raum.

Sein Weg führte ihn die Treppe hinunter zum Foyer. Abwesend nahm er eine Stufe nach der anderen.

Seit Gestern war viel geschehen. An und für sich wollte er doch nur noch dieses eine Bild stehlen und dann wieder zu seinem Großvater nach Wien zurückkehren.
Doch dieser blöde Nachtwächter hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die ganze Zeit hatte er sich auf so eine Situation vorbereitet, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Allerdings konnte Tobi nicht sagen, ob er Harry Kohlberg nun böse oder dankbar sein sollte. Schließlich hatte er durch ihn die Möglichkeit gehabt sich den aufgestauten Frust von der Seele zu reden. Und dass T., Micha, Sascha und Xaver ihn so aufgenommen hatten, darüber war er sehr dankbar.
Xaver ... ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Eigentlich hatte er immer gedacht, dass er sehr kühl und rau war, aber er hatte ihn das Gegenteil gelehrt.

Doch das Lächeln in Tobis Gesicht verschwand schnell wieder. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass der schwarzhaarige in der Klemme steckte.

 

Xxx

Tobi war nun im Foyer angelangt. Er ging geradewegs auf den Ausgang zu.

Auf halber Höhe hörte er zwei Stimmen. Beide waren aufgebracht, bemühten sich aber leise zu sprechen.

Sie kamen aus dem kleinen Häuschen des Nachtwächters.

Tobi ging etwas weiter darauf zu und als er kurz vor dem kleinen Verschlag stand, konnte er die Stimmen auch erkennen. Überraschen  tat ihn das Gehörte allerdings nicht: Kurt Keller und Harry Kohlberg.

Der Direx war außer sich.
Um sie besser verstehen zu können schlich Tobi noch etwas näher.

"... so dumm sein! ..."

 

Xxx

"Das hältst du mir nun schon zum 100sten mal vor. Aber nicht mit mir. Was hast du denn bisher gemacht? Auch nur herumgestanden und Däumchen gedreht!"

Kurt Keller knackte bedrohlich mit den Gelenken seiner Hand.  "Ach meinst du? Und wie erklärst du dir dann den Käufer, den ich während deiner bescheuerten Aktion gefunden habe?"

Harry stutzte. "Käufer? Hast du deine Meinung etwa doch noch geändert?"
Er blickte interessiert in das Gesicht des hageren Mannes vor sich. Die Wut war wie weggeblasen. Den herablassenden Ausdruck seines Gegenüber ignorierte er einfach.
"Ja. Während du so dumm warst und diesen Bengel in den Keller gesperrt hast, habe ich meine Zeit sinnvoll genutzt und einige Verbindungen spielen lassen. Heute Nachmittag werden wir einen kleinen Abstecher zu dem Anwesen des Ehrenwerten Buck Ambers machen.
Ein reicher Schnösel, der sich einzig und allein um die Ware kümmert. Wie der Händler dazu gekommen ist interessiert in einen feuchten Dreck. Genau das Richtige in unserer Situation.

In seiner "kleinen" Privatsammlung befinden sich einige sehr seltene Stücke, die schon Jahrzehnte als verschollen gelten.
Er zahlt gut und verpflichtet sich freiwillig zum Schweigen solange der Tausch zu seiner Zufriedenheit über die Bühne geht."

Harry war begeistert, aber auch skeptisch. "Und warum sind wir nicht schon früher auf ihn zugegangen?"

Kurt Keller verschränkte seine Hände hinter dem Rücken. "Er war mein letzter Notnagel. Wenn uns keine andere Wahl bleibt.
Du musst verstehen, man geht nicht einfach so auf einen Buck Ambers zu und schlägt ihm einen Deal vor. Denn er wird schon seit geraumer Zeit von der Polizei überwacht. Ich hielt es nicht für besonders klug an ihn heranzutreten. Doch nun..."
"...für nicht besonders klug?! Aber den ganzen Krempel hier im Internat auf dem Präsentierteller auszulegen ist besonders klug, oder wie?"

Kurt fixierte Harry kalt. Seine Augen funkelten böse und dem kleinen Mann lief kalter Schweiß den Rücken herunter.
"Hör mir mal gut zu. Du warst derjenige, der diesen debütdantischen kleinen Dieb hat entwischen lassen und nicht einmal erkennen konnte, wer er ist. Oder irre ich mich da etwa? Und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, legst du auch noch einen drauf. Du entführst in einer Nacht und Nabel Aktion diesen Xaver Willson aus seinem Bett und sperrst ihn in den Keller. Welche der Drähte in deinem Dachstübchen ist eigentlich durchgeschmort? Und vor allem was erhoffst du dir davon? Du bist so einfältig. Denkst du etwa er verrät dir den Namen dieses kleinen Diebes so einfach? Wie dumm muss man eigentlich sein? Hast du schon mal darüber nachgedacht, was wir mit ihm machen sollen? Wir können ihn ja schlecht wieder frei lassen." Kalt starrte Harry auf seinen Komplizen herab. Dem fröstelte bei diesem Anblick.

"Wenn er nicht redet, dann machst du ihn kalt, damit das klar ist!"

 

Xxx

Nicht nur dem Nachtwächter fröstelte es. Unweit von ihnen entfernt erging es einem heimlichen Zuhörer nicht anders.

Was hatte Tobi da gerade gehört? Sie wollten Xaver töten? Und das alles nur wegen ihm?
Das durfte nicht passieren! In was hatte er den Größeren da nur mit hineingezogen. Die Sache war schon lange kein Spiel mehr.

Vielleicht sollte er sich zu erkennen geben. Diesen Gedanken verwarf er aber sofort wieder. Xaver wusste zu viel. Da half es ihm nicht, wenn Tobi sich zu erkennen gab. Eher umgekehrt. Dann brauchten diese Verbrecher ihn nicht mehr. Und was dann mit ihm geschah, wollte Tobi sich gar nicht vorstellen.

Ihm wurde schwindlig. Verzweifelt versuchte er sich an Einzelheiten des Gespräches zu erinnern.
Hatten Kurt Keller und Harry Kohlberg nicht etwas davon erzählt, dass der kleine rundliche Mann Xaver in den Keller gesperrt hatte?

Einen Versuch war es wert.

Ohne weiter zu überlegen, machte Tobi kehrt und begab sich auf den Weg zum Keller. Nachdem er die Tür passiert hatte, stieg er die dunkle Treppe hinab und schaltete das Licht an. An der Decke leuchtete eine einzelne Blühbirne auf, die lediglich von einem Seil gehalten von der grauen Wand hing. Sie flackerte ständig, sodass Tobi befürchtete bald ganz im dunklen zu stehen.
Er blickte sich um. Überall war Staub und Spinnweben hingen herab. Sie wirkten wie große Wandteppiche. Wie lange hier wohl keiner mehr gewischt hatte?

Am anderen Ende des Raumes befand sich eine Tür. Er ging darauf zu und öffnete sie. Vorsichtig steckte er seinen Kopf durch die Öffnung. Ein schmaler Gang schloss sich dem Raum an.

Tobi kam sich vor, wie in einer Katakombe.

Der Rothaarige folgte dem Gang. Wider erwartend zweigte er hin und wider ab. An beiden Seiten unterbrachen Türen die kahlen Wände. Doch entweder sie waren verschlossen, die Räume dahinter leer, oder mit Gerümpel zugestellt. Auf jeden Fall war nirgends eine Spur von Xaver zu entdecken.

So leicht ließ er sich jedoch nicht entmutigen. Außerdem, der Gang war ja noch nicht zu Ende.

Irgendwann kam Tobi an eine Tür, die nicht verschlossen war. Mit einem beherzten Ruck schwang sie knarzend auf.
In dem Raum dahinter lagen und standen Unmengen von Gerümpel. Vorwiegend Kisten. Eine besonders alte Truhe in der Mitte des Raumes zog die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich. Langsam näherte er sich ihr.

Ein schweres Schloss blockierte die Öffnung. Tobi hockte sich vor die Truhe und stellte verwundert fest, dass das Schloss nicht abgeschlossen war. Von Neugierde gepackt öffnete er den staubigen Deckel und bekam tellergroße Augen, als er den Inhalt erblickte. Schmuck, alte Gefäße und Bücher, die allesamt sehr wertvoll aussahen.
Der Anblick erinnerte ihn mehr oder weniger an einen alten Piratenschatz, so, wie sie ihn in den alten Filmen immer zeigen.
Tobi durchstöberte den Inhalt der Truhe. Einige der Gegenstände konnte er verschiedenen Epochen zuordnen, denn dank seines Großvaters hatte er ein fundiertes Wissen.

Doch schon bald hielt er in der Untersuchung inne. In seiner Hand hielt er einen silbernen Armreif. Er war kunstvoll Graviert und ringsherum mit Steinen besetzt.
Smaragde!

Sofort erkannte Tobi diesen Armreif wieder. Vor cirka zwei Jahren hatte er in einer Zeitung einen Artikel über ihn gelesen. Der Armreif war spurlos verschwunden. Es gab keine Hinweise auf die oder den Täter. Er oder sie waren äußerst sorgfältig vorgegangen.

Und nun war dieses Stück endlich wieder aufgetaucht. Im Keller des Waldorf-Internats. Tobi konnte es kaum glauben. Er war mit seiner Entdeckung wahrscheinlich auf die Sammelstelle der Diebesguts von Harry Kohlberg und Kurt Keller getroffen.
Der Coup bei seinem Großvater war also kein Einzelfall gewesen. Der Nachtwächter und der Direktor waren ein organisiertes Verbrecherduo, welches erst einmal untertauchen wollte.

Das die beiden Verbrecher in solch einer hohen Liga spielten überraschte den Jungen. Und wie er es nun einschätzten konnte war Xaver in einer noch viel größeren Gefahr, als angenommen.

Xaver, genau, er durfte hier nicht weiter seine Zeit verplempern, sondern musste nach ihn suchen.

Er schloss die Truhe wieder und verließ den Raum.
Um ihn bei all den Türen später wiederzuerkennen hob er einen Stein auf und kratzte ein Kreuz in die untere linke Ecke.
Dann folgte er dem Gang weiter. Nach etwa fünfzehn Metern viel ihm ein Lichtstrahl auf, der unter einer der Türen hervortrat. Hastig lief er auf die Tür zu.
Sie ließ sich ohne Probleme öffnen.

 

Xxx

Xaver fuhr erschrocken zusammen, als sich die Klinke der Tür knarrend nach unten bewegte.
"Was wollen sie? Ich werde ihnen nie sagen, wer die schwarze Rose ist! Eher verschlucke ich meine Zunge!"

Die Tür schwang auf. Und Tobi erschien im Rahmen.
"Ne, lass mal. Die brauchst du bestimmt noch."
Xaver traute seinen Augen nicht. "Tobi! Dich schickt der Himmel. Wie hast du mich hier gefunden?"
Der Rothaarige durchquerte den Raum und betrachtet stirnrunzelnd Xavers Käfig.
"Erzähl ich dir nachher. Jetzt sollten wir uns besser überlegen, wie wir dich hier herausbekommen."
Suchend sah er sich in dem kleinen Raum um. Doch nirgends fand er etwas passendes, mit dem er hätte die Tür aufbrechen können.

Sein Blick viel auf das unangerührte Tablett, welches Harry Xaver hingestellt hatte. Entschlossen schnappte er es sich und schob es dem Anderen unter dem Gitter durch.
"So, du isst jetzt erst mal was und ich suche nach einem Gegenstand, mit dem ich diese blöde Tür aufbekomme. Einverstanden?"
"Einverstanden."
Tobi drehte sich um und eilte zur Tür.
Aufmunternd blickte er noch einmal zu Xaver, bevor er entgültig aus dem Zimmer verschwand.

"Und ich weiß auch schon, wo ich suchen könnte."

Tobi kehrte in den Gang zurück und lief bis zu der Tür, an der er das Kreuz eingekratzt hatte. In dem dahinterliegenden Raum wandte er sich sofort der alten Truhe zu und öffnete sie andächtig.

Kurz bevor er den Deckel geschlossen hatte, hatte er vorhin noch eine Entdeckung gemacht, die ihm nun helfen würde.

Der Inhalt der Truhe blendete ihn fast, doch neben all den wertvollen Gegenständen befand sich auch ein nüchterner, länglicher Gegenstand darinnen. Ein Brecheisen.

So bewappnet ging er wieder zur Tür. Er wollte gerade wieder in den Gang schlüpfen, als er Stimmen hörte.
Der Direktor und sein Lakai befanden sich im Gang. Hoffentlich kamen sie nicht auf die Idee ihm einen Besuch abzustatten. So gern mochte Tobi sie nun auch nicht.

Aber die Stimmen wurden wieder leiser. Wahrscheinlich waren sie zu Xaver unterwegs.
Dem Rothaarigen wurde bei diesem Gedanken unwohl.

Vorsichtig spähte er in den Gang. Er war leer. Also schlüpfte er hinaus und folgte ihm bis zu dem Zimmer, in dem sie Xaver eingesperrt hatten. Je näher er dem Raum kam umso deutlicher hörte er wieder die Stimmen.
Kurt Keller redete ziemlich laut und der Klang seiner Stimme war kalt und wütend.

Tobi wollte gerade noch etwas näher an die Tür heranschleichen, damit er das Gespräch verstehen konnte, als die Klinke nach unten gedrückt wurde. Überrascht machte er einen Satz zurück und verbarg sich im Schatten eines Türrahmens.
Sein Herz fing an gegen seinen Brustkorb zu schlagen. Ihm kam es vor, als wenn man das Echo im ganzen Haus hätte hören müssen.


~~~<Fortsetzung folgt >~~~

by Cassy


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