Titel: Der Fall schwarze Rose
Autor: Cassy
Teil: 07/13

Genre: Reale Welt / Dedektivgeschichte ( naja, fürn Krimi reichts nicht ganz )
Rating: G
Disclaimer: Original! Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht gewollt!
Warnung: keine Ahnung, glaub es war das letzte Mal doch sogar schon sap, oder??
Kommentar: Es ist meine allllller erste Geschichte, also nicht so streng sein.
Inhalt: Wer schleicht so spät durch Nacht und Wind, es ist der Dieb mit seinem ... Glasschneider ... ^__~ / 4 Freunde nehmen sich einem Fall an ...


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Xxx

T. und Sascha hatten auf ihrer „Blumentour“ genau vier Blumenläden und drei Gewächshäuser zu durchforsten. Sascha war es unbegreiflich, wo die auf einmal alle her kamen. Wahrscheinlich hatten alle noch schnell von gestern auf heute eröffnet. Natürlich nur um ihn zu ärgern.

Verstimmt setzte der rundliche Junge seinen Rucksack auf.
Dann konnte es wohl endlich losgehen.
Zuerst führte sie ihr Weg in die Stadt, wo sich die Blumenläden, zu Saschas unerwarteter Freude, sogar gehäuft befanden.

„Ich glaub’s nicht. Eigentlich hätte ich ja erwartet, dass jeder dieser kleinen Urwaldverschnitte mindestens 2 km voneinander entfern ist.“

Leider bekamen sie überall dieselbe Antwort: „Schwarze Rosen? Nie was davon gehört.“ oder „Führen wir nicht.“.

Die Stimmung der beiden Jungs folgte dementsprechend einer fallenden Funktion und befand sich derzeitig auf dem Weg gen Null. Dazu kam noch, dass Saschas Bedenken doch nicht unbegründet waren. Denn nach den Blumenläden waren nun die Gewächshäuser dran, die die dumme Angewohnheit hatten sich irgendwo in der tiefsten Walachei zu befinden.

Nach einer dreiviertel Stunde Fußmarsch kamen sie an einem kleinen Gut an, auf dem sich, dem Stadtplan zufolge, das Gewächshaus befinden sollte. Eine ältere Dame stand vor der Tür.

„Guten Tag!“.
„Hallo Jungens. Na, was macht ihr denn hier? Ihr seid doch bestimmt aus dem Waldorf-Internat.“

Die alte Frau kam lachend auf sie zu. Ihre weißen Haare waren zu einem Knoten gebunden. Die Kleidung war schlicht aber recht bunt, was ihr einen aufgeweckten Touch gab. Ihr Gesicht hatten die Jahre gezeichnet wie eine Landkarte. Und diese Landkarte besagte, dass die Besitzerin viel gelacht hatte und auch ansonsten sehr aufgeschlossen war.

„Stimmt! Ich bin T. Der schnaufende Junge neben mir ist Sascha. Freut mich sie kennen zu lernen.“
„Mich freut es auch euch kennen zu lernen.“ Ihr Blick wanderte zu Sascha. Kritisch begutachtete sie ihn.
„Er scheint wirklich etwas müde zu sein. Da hab ich doch genau das Richtige. Kommt mit.“
Während die alte Frau sie in das kleine Haus neben der Gärtnerei führte, stellte sie sich als Margarete Stieglitz vor. Sie erzählte den Jungen nicht ohne Stolz, dass die Gärtnerei ein Familienbetrieb sei, den ihr Sohn nach dem Tod ihres Mannes geerbt habe. Er führe die Gärtnerei mit großer Gewissenhaftigkeit.

„Frau Stieglitz.“
„Nicht doch, nenn mich Margarete.“
„Also Margarete. Wir sind eigentlich hier, weil wir eine Frage haben.“

Die weißhaarige Frau stellte zwei Tassen auf den Tisch und goss Kaffee ein. Dann setzte sie sich auf den altmodisch-geblümten Sessel und sah die Beiden erwartungsvoll an.

„Und zwar wollten wir fragen, ob „du“ schon einmal etwas von schwarzen Rosen gehört hast. Sie vielleicht sogar führst?!“
Margarete schaute nachdenklich vor sich hin.
„Nein, nicht dass ich wüsste. Aber Hubert, der Gärtnereiführer aus dem nächsten Dorf hat mir vor nicht allzu langer Zeit etwas von diesen äußerst seltenen Pflanzen erzählt.“

Diese Antwort war mehr als sich T. und Sascha erhofft hatten. Eine schöne Abwechslung nach all den Pleiten dieses Tages.

„Könnten Sie uns genau berichten, was er Ihnen gesagt hat?“
„T., du sollst mich doch nicht siezen. Ich komme mir sonst so alt vor.“
„Ach was, so eine junge Dame wie du.“
Margaretes Gesichte, was ohnehin schon strahlte, hellte sich noch eine Spur mehr auf.
„Sascha, ist er immer so ein Charmeur?“
Besagter zog eine Augenbraue hoch.
„Oh ja.“
„Na gut, du kleiner Casanova, ich erzähl es euch. Schwarze Rosen sind sehr seltene Pflanzen, weil sie nur sehr schwer zu züchten sind. Die meisten botanischen Nachschlagewerke führen sie auch gar nicht auf, was aber nicht sonderlich verwunderlich ist. Hubert hat irgendwann mal welche von einem Verwandten bekommen und gibt sich seitdem sehr große Mühe sie zu züchten. Wie ich glaube auch mit Erfolg. Hubert ist nämlich ein sehr guter Züchter, müsst ihr wissen. Aber am Besten ihr fragt ihn da selbst mal.“
„Was meinst du, Sascha, statten wir ihm gleich einen Besuch ab? Wie heißt Hubert eigentlich mit Nachnamen? Es wäre wohl etwas vermessen, wenn wir einfach so bei ihm auftauchen und Hubert sagen.“
Margarete schmunzelte. Wie sie den alten Spinner kannte, würde ihm das ganz und gar nichts ausmachen.
„Neubauer. Hubert Neubauer.“
T. wandte sich wieder zu Sascha. „Und? Wollen wir gleich los?“

Just in diesem Moment fielen Sascha seine wundgelaufenen, schmerzenden Füße wieder ein. Doch gegen dieses Energiebündel hatte er eh keine Chance.
„Klar doch, ist mir ein Vergnügen.“

Margarete beäugte beiläufig den Tisch, auf dem die Kaffeetassen immer noch ungeachtet und unberührt standen.

„Ihr habt ja noch gar nichts getrunken. Wartet, ich hol euch noch Kekse.“
Margarete verließ den Raum und Sascha atmete dankend über die unerwartete Galgenfrist auf. Er hob die Tasse an den Mund und nahm einen kräftigen Schluck.
„Buäää, was ist das? Da steht ja der Löffel drin.“
T. konnte es sich nicht verkneifen und probierte sogleich diese verheißungsvolle schwarze Brühe.
So schlimm konnte sie doch gar nicht sein.

Fehlanzeige!

Margarete trat wieder ins Zimmer.
„Und, wie schmeckt euch der Kaffee?“
Ehrliche Erwartung stand in ihrem Gesicht geschrieben.
T. fiel es sichtlich schwer das Gesöff nicht gleich wieder von sich zu geben, aber er schluckte es mutig und rang sich zu einem Lächeln durch.

„Er ist, sagen wir, na ja, auf seine ganz eigene Art und Weise schmackhaft.“
„Oh, da fällt mir aber ein Stein vom Herzen. Ich trinke doch keinen Kaffee. Der ist mir viel zu bitter. Tja und da weiß ich halt nie so genau, wie viel Pulver man da dran macht.“
T. und Sascha tauschten ein kleines wissendes Blickgefecht.
„So Jungens, hier habe ich feine Kekse für euch. Nach altem Geheimrezept von meiner Großmutter.“ Trotz einem gesunden Maß an Skepsis ließ sich Sascha das nicht zweimal sagen.
„Hm, lecker. Schoko und Cocos [1], meine Lieblingssorten.“

T. und Sascha verabschiedeten sich von Margarete, die es sich allerdings nicht nehmen ließ Sascha noch ein paar Kekse einzupacken.
„Als Wegzehrung.“, versicherte sie. „Ich würde mich freuen, wenn ihr mal vorbeischauen würdet. Es ist hier so furchtbar langweilig.“

T. bewunderte Margarete. Sie war eine echte Powerfrau.
„Klar, machen wir. Ach ja, bevor ich es vergesse, mach das nächste Mal bitte zwei bis drei Löffel weniger Pulver in den Kaffee.“
Lachend winkte Margarete den beiden Freunden hinterher.

 

Xxx

Micha und Xaver gingen gemeinsam in das Haupthaus des Internats.
„Die anderen Schüler müssen auch denken, wir haben sie nicht mehr alle. Wir haben nichts besseres zu tun als Sonnabends in der Penne die Zeit totschlagen. Freiwillig versteht sich.“

Vor der Bibliothek angekommen, trennten sie sich. Micha musste noch in den Ostflügel.
Xaver hingegen trat in den großen Raum ein. Und damit eröffnete sich ihm schon wieder diese riesige Wissenswelt.

Die Zeitungen lagen, vom Ausgang aus gesehen, ganz hinten links. Direkt neben den Krimis. Er ging geradewegs auf das Regal zu. Nur ab und zu streifte er im Vorbeigehen einen Buchrücken.
Am Ende des Raumes angekommen trat Xaver vor das gewünschte Regal mit den Zeitungen. Diese waren auf Stöcke gespannt und hingen leblos nach unten. Sie waren nach Jahren sortiert, so dass Xaver keine Probleme hatte sich einen Stapel von 1995 herauszusuchen.

Bepackt mit seiner Beute machte sich Xaver auf den Weg zu einem Tisch ein paar Regale weiter. Einen kleinen Haken gab es allerdings. Der Stapel Zeitungen hatte solch ein Ausmaß angenommen, dass der Langhaarige nicht sehen konnte, wohin er trat. Stolpernd und ächzend bahnte er sich trotz allem hartnäckig seinen Weg. Da sein Blickfeld durch etwaige Zeitschriften etwas undurchsichtig war, konnte er auch nicht sehen, dass es sich schon jemand an dem Tisch, den er sich ausgesucht hatte, bequem gemacht hatte. Umso größer war der Schock, als er angesprochen wurde.

„Warte, ich helf dir.“
„Was? Wie? Wahh...“ Beinahe hätte er vor Schreck alles fallen lassen.
Die Person, die ihm so einen Schrecken eingejagt hatte, war Sophie.
„Müsstest du nicht eigentlich zu Hause sein?“
Nicht gerade eine freudige Begrüßung, aber was soll’s.
„Nein, meine Eltern sind letzte Woche an die Ostsee gefahren und kommen erst morgen wieder.“
Sophie schaute etwas schräg auf die Zeitungen, die mittlerweile gestapelt auf dem Tisch lagen.
„Wozu brauchst du diese ganzen alten Zeitungen?“
„Lesen.“ Kam die etwas schnippische Antwort. Warum sollte er Sophie erzählen, was er vorhatte. Vielleicht käme sie dann noch auf die grandiose Idee mitmachen zu wollen. Nein danke, kein Bedarf.

Das zierliche Mädchen bemerkte wohl, dass sie bei Xaver gegen eine Wand lief, zuckte deshalb nur mit den Schultern und wandte sich wieder ihrem Buch zu.

„Darf ich fragen, was du da liest?“ Xaver sah interessiert zu Sophie, die mit sich zu kämpfen hatte nach Xavers nicht gerade zimperlicher Abfuhr nicht zickig zu reagieren und das Gespräch mit der Antwort „Ein Buch.“ auf ein neues Niveau zu heben.
„Die sixtinische Verschwörung. Ist ein Buch, dass in einem Kloster spielt.“
„Nicht gerade die typische Mädchen-Lektüre.“
Sophie fixierte Xaver aus den Augenwinkeln.
„Was ist den deiner Meinung nach typische Mädchen-Lektüre? Groschenromane, Liebesschnulzen und Geschichten über vom Leben geprägte Frauen? Ne, da hab ich noch nie was drauf gehalten. Ich lese, worauf ich gerade Lust habe.“

Xaver schmunzelte über Sophies energische Reaktion. Verstohlen nur, aber das junge Mädchen hatte es gemerkt. Als Xaver ihren verwunderten Blick spürte, avancierte das Schmunzeln zu einem Grinsen, was ihm einen noch verwirrteren Blick einbrachte.
Dass es so verwunderlich war, wenn er lachte, sollte ihn eigentlich traurig stimmen, aber in diesem Moment entfand er es einfach nur als komisch.

Sophie fing an den Kopf zu schütteln und wandte sich jetzt entgültig ihrem Buch zu. -Männer!-

Auch Xaver widmete sich nun endlich seiner eigentlichen Aufgabe: den Zeitungen. Einige hatten schon angefangen zu vergilben, wieder andere waren schon etwas zerrissen.

Etwas über Rufus Breuer herauszufinden würde sicherlich einiges an Zeit und Arbeit kosten.
> Wer suchet, der findet. <
Getreu diesem Motto kramte Xaver das schwarze Haarband vom ersten Raub der „schwarzen Rose“ aus seiner Hosentasche und band sich damit die Haare nach hinten.

 

Xxx

T. und Sascha waren währenddessen an der kleinen Gärtnerei von Hubert Neubauer angekommen. Sie war etwas größer als die von Margaretes Sohn und wirkte sehr gepflegt.
Die beiden Jungen gingen über den Hof direkt an die gläserne Tür eines Gewächshauses. Es stellte den Mittelpunkt des Anwesens dar. In dem durchsichtigen Haus sahen sie einen Mann mit Strohhut sitzen. Er trug ein Holzfällerhemd, von welchem die Arme hochgekrempelt waren.

T. fasste sich ein Herz und klopfte an die Glastür. Der Mann mit dem Strohhut schaute auf und bewegte sich zur Tür. Nun konnte man auch sein Gesicht erkennen. Der Mann war in etwa so alt wie Margarete, vielleicht etwas jünger, aber nicht wesentlich.

„Hallo, sind Sie Hubert Neubauer?“
„Ja, der bin ich. Kann ich euch beiden helfen?“
„Das hoffen wir. Wir kommen gerade von Frau Stieglitz. Sie hat uns zu Ihnen geschickt, weil wir eine Frage haben, die sie uns nicht beantworten konnte.“
Das Gesicht des alten Mannes hellte sich augenblicklich auf. „Ihr wart bei Margarete? Wie geht es ihr denn? Ich hab sie schon seit Tagen nicht mehr gesehen.“
„Also, ich hab ja keine Vergleichsmöglichkeiten, aber so weit ich erkennen konnte, geht es ihr gut. Na, bei dem sonnigen Gemüt.“

Hubert Neubauer warf ihnen wissende Blicke zu. Dann wandelten sich diese in vorahnende um.
„Hat sie auch diesen scheußlichen Kaffee angeboten?“
Die Mienen von T. und Sascha verdunkelten sich für Sekunden.
„Aha, sie hat. Na ja, für ihre berühmten Kekse lohnt sich dieser Höllentrip allemal. So, nun kommt aber erst mal rein.“

„Hubert“ - wie Margarete schon gemeint hatte, sollten sie auch duzen - war das männliche Komplementär zu der alten Frau. Genauso aufgeschlossen, spritzig und liebenswürdig. Beide zusammen wären die perfekten Großeltern.

Hubert machte eine Handbewegung, dass die beiden Jungen ihm folgen sollten. Er führte sie in sein Reich: das Gewächshaus. Dort ließ er es sich nicht nehmen T. und Sascha herumzuführen. Hier und da zeigte er auf verschiedenste Pflanzen und erklärte Herkunft oder besondere Bodeneigenschaften. Sascha wusste gar nicht, dass man sich so in diesem Gemüse verlieren konnte. Für ihn waren Pflanzen dazu da, um für Nahrung zu sorgen und ab und zu seine Mutter gütig zu stimmen. Na ja, jedem das Seine > mir das meiste <. Sascha ging grinsend hinter T. und dem Blumenfetischisten hinterher. Wurde aber jäh in seinen Gedanken gestoppt, als Hubert stehen blieb und sich umwand.

„Ich rede hier die ganze Zeit. Aber eigentlich seid ihr doch gekommen, weil ihr etwas wissen wolltet.“

Da hatte er Recht. T. konnte es nicht fassen, wie vorzüglich Margarete und Hubert es verstanden sie von ihren Fragen abzulenken.
„Stimmt. Deine liebe Freundin hat uns erzählt, dass du schwarze Rosen führst. Wir interessieren uns für diese seltenen Blumen und wollten etwas mehr darüber erfahren.“

Hubert führte sie in eine kleine Nische. Dort angekommen hob er ein paar Blätter an, die den Blick verwehrten. Und dann sahen sie sie ... schwarze Rosen. Ausnahmsweise frisch und nicht angewelkt standen sie in der Sonne.
„Sind sie nicht wunderschön? Wirklich seltene Stücke.“

Der alte Mann war sichtlich stolz auf seine Pflanzen. Sascha verglich seine glänzenden Augen mit denen eines Fanatikers. Wieder etwas, was er nicht verstand. Klar, diese Blumen waren selten, aber es waren ... Blumen. B.L.U.M.E.N.

T. schien seine Gedankengänge nicht zu teilen, denn er redete unbeirrt weiter.
„Hast du in letzter Zeit welche verkauft?“
Nachdenklich kratze sich der Angesprochene an Kopf. „Ja, wir haben tatsächlich welche verkauft. Erst vor vier Tagen. Woher weißt du das?“
Doch T. zuckte nur mit den Schultern. Erklären war in diesem Sinne gar nicht ratsam.
„Ich weiß, dass darfst du eigentlich nicht, aber kannst du diesmal nicht eine Ausnahme machen und uns sagen, wem du sie verkauft hast?“
„Das würde ich schon gerne tun, wenn ich wüsste, wer sie bestellt hat. Meine Tochter hat die Bestellung aufgenommen.“
„Kannst du uns dann vielleicht wenigstens sagen, wie derjenige aussah?“
„Das glaube ich eher weniger. Es war eine telefonische Bestellung. Ihr werdet kein Glück haben. Oder doch! Ich kann euch sagen, wohin die Bestellung gegangen ist. Ich habe nämlich das Päckchen fertig gemacht.“

T. wollte sich schon aus lauter Depression jedes Haar einzeln ausreißen, aber das Letztgehörte machte ihn nun doch hellhörig. [2]

„Und zwar ging die Bestellung an die Waldorfschule. Wenn ich mich nicht irre kommt ihr doch auch daher.“
„Ja, das stimmt. ... Mich würde ja mal interessieren, wer sich die Rose hat zukommen lassen.“

Mit dieser Information bestätigte sich also der Verdacht, dass der Täter auf ihrer Schule war. Nur wer es war, lag noch immer im Dunklen.
„Hubert, kannst du uns vielleicht noch so etwas über die schwarzen Rosen erzählen?“
„Das kann ich machen, aber so interessant wird es für euch wohl nicht werden.“

Sascha verpasste T. in Gedanken gerade einen Tritt, der ihn bis zum Mond beförderte. Waren sie denn hier im Bio-Unterricht gelandet? Hey, es war Samstag und die Schule ließ man an solchen Tagen verdammt noch mal Schule sein!

Schlecht gelaunt ertrug er trotz allem den Wortschwall des alten Mannes.

Ein Tunnel ... ein wirklich langer dunkler Tunnel ... und da Licht ...wunderbares warmes, helles Licht ... das Licht am Ende des Tunnels ... Hoffnung!

 

Xxx

Xaver saß an seinem kleinen Tisch, umrahmt von Zeitungen. Der anfängliche Stapel war schon fast abgearbeitet, soweit man das in diesem Chaos erkennen konnte.
Dennoch befand sich seine Stimmung auf einem Tiefpunkt. Trotz seiner Mühen hatte er nämlich noch nichts herausgefunden.
Sophie hatte ihn ab und zu aufgeschreckt, als sie anfing ihm Textstellen aus ihrem Buch vorzulesen.
Proportional zu seinen Anstrengungen und Schreckmomenten begann auch sein äußeres Erscheinungsbild immer mehr zu leiden. Das Haarband löste sich langsam und seine Haltung sank immer mehr dem Tisch entgegen. Inzwischen war er dem Text so nahe, dass jeder Beobachter hätte schwören können, Xaver bräuchte bald mal ’ne Brille.

Derzeit blätterte er gerade in einer Zeitung vom August 1995. Er war schon kurz davor sie beiseite zu legen, als er zwischen Todesanzeigen und Kochrezepten ein Foto fand.
Darauf waren fünf Personen zu erkennen. Unter dem Foto war auch ein kleiner Artikel, der aber von dem ausladenden Bild beinahe verdrängt wurde.

> Eröffnung einer neuen Kunstausstellung in Wien. R. Breuer hat sich wieder selbst übertroffen. Erlesenste Stücke aus Barock bis Klassizismus. Jeder, der sich für Kunst interessiert, sollte sich diesen Leckerbissen nicht entgehen lassen. <

Anscheinend hatte Xaver gerade einen Artikel gefunden, der kurz vor dem Einbruch in der Zeitung erschienen war. Er schöpfte Hoffnung. Seine Anstrengungen waren doch nicht umsonst.

Irgendetwas störte Xaver an dem Artikel. Oder Besser an dem Bild.
Er besah es sich etwas genauer. Welche dieser Personen war eigentlich Rufus? Um das herauszufinden las er den Untertitel des Fotos. Und stockte. Den Namen, den er gerade gelesen hatte, kannte er nur zu gut: Kurt Keller.
Er schaute sich das Bild noch einmal genauer an. Und siehe da, der Direktor! Jünger und nicht ganz so hager, aber die Ähnlichkeit war unverkennbar.
Neben dem Direktor stand noch eine Person, die Xaver bekannt vorkam. Woher nur?
Als er seinen Namen las, stockte er schon wieder. Es fehlte nicht viel und Xaver würde einen Herzinfarkt erleiden. Und das in so jungen Jahren.
Harry Kohlberg stand dort in gut lesbaren Lettern. Harry... Hatte T. nicht von ihm erzählt?

Dann schaute er wieder auf das Bild und versuchte sich zu erinnern, woher er den Mann kannte. Klein, rundlich, unfreundlich

... der Nachtwächter!

Xaver sah schon rote Punkte vor seinem inneren Auge.
Was zum Teufel [3] hatten die beiden auf diesem Foto zu suchen?
Kurt und Harry kannten Rufus also. Nachdenklich betrachtete sich Xaver das Bild weiter.

Sie standen etwas im Hintergrund und prosteten sich grinsend zu. Vor ihnen stand ein grauhaariger alter Herr, der sympathisch in die Kamera schaute. Er wirkte glücklich. Das fischige Grinsen der beiden Gestalten hinter ihm - anders konnte man es gar nicht beschreiben - hatte er nicht bemerkt. Der Mann hatte sich gerade heruntergebeugt und umarmte einen etwa 11-jährigen Jungen mit kurzen Hosen und Sommersprossen, der zu dem Mann aufblickte und ihn ebenfalls glücklich umarmte.

Der alte Herr stellte sich als Rufus Breuer und der Junge als Leon Breuer heraus. Bisher hatten die vier Freunde gedacht, Leon Breuer sei Rufus’ Sohn. Doch nun schien es Xaver eher so, als sei es sein Enkel!
Aber hatte er überhaupt etwas mit dem Fall zu tun?

Grübelnd blätterte Xaver weiter. Als er nichts mehr fand, legte er die Zeitung etwas separiert von den anderen beiseite und streckte sich erst einmal ausgiebig. Ein leises Gähnen entfuhr ihm.
Um seiner sich langsam ankündigenden Müdigkeit zu strotzen, machte er sich weiter an die Arbeit und nahm sich die nächste Zeitung.

Im Kulturteil fand er einen weiteren Artikel. Diesmal etwas größer.
Xaver las ihn aufmerksam durch und stellte fest, dass es genau der Artikel war, den er die ganze Zeit gesucht hatte. Ein kleiner Seufzer der Erleichterung.
Der Artikel handelte nämlich von dem Einbruch. Der Raub hatte sich einen Tag nach der Eröffnung der Ausstellung ereignet. Was gestohlen worden war, hatte man bis dahin noch nicht genau sagen können. Während der Tat waren einige Leute verletzt worden, darunter auch Rufus Breuer. Mehr von Bedeutung stand allerdings nicht in dem Artikel, nur, dass man noch auf den Befund warte.

Xaver schaute aus dem Fenster, sein Blick weit in die Ferne gerichtet. Seine Gedanken wirbelten nur so durch seinen Kopf. > Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Einbrüchen in Wien und hier im Internat? Ich bin überzeugt, da gibt es einen! Aber welchen? Denk nach, Xaver, denk nach! Das kann doch nicht so schwer sein!! <

Während seines innerlichen Nervenzusammenbruches hatte Xaver angefangen immer wieder mit der Hand auf den Tisch zu schlagen. Als der Schwarzhaarige nun seinen Blick wieder von dem Fenster abwandte, schaute er direkt in das besorgte Gesicht von Sophie.

„Nicht, dass du noch anfängst deinen Kopf auf den Tisch zu schlagen. Stören würde es mich nicht, aber schau mal: das Teil ist fast antik und hält nicht mehr so viel aus, wie dein Dickschädel!“
Xaver ließ sich nicht dazu herab auf solch einen Kommentar eine Antwort zu geben.

 

Xxx

Micha surfte schon eine ganze Weile im Internet. Er war wieder auf der Seite vom Vortag.
Rufus stellte darauf seine Galerien vor.

Zur Zeit bewunderte Micha einen Deckenleuchter aus dem letzten Jahrhundert. Er war mit vielen Ornamenten und Glasketten verziert und erinnerte ihn sehr an den Jugendstil mit all seien floralen Motiven. Außerdem war auffällig, dass er noch mit Kerzen betrieben wurde. Ein außergewöhnliches Stück! Rufus musste sehr stolz darauf sein.

Micha starrte wie gebannt auf den Bildschirm. Er war ganz in seinem Element.
Das einzige, was ihm Sorgen bereitete, war, dass er bisher nichts über den Ring herausgefunden hatte. Der Kerzenständer, den er am Vortag gefunden hatte, war ja kein Problem, aber hier handelte es sich um ein etwas kleineres Ausstellungsstück.

Doch dann verflüchtigte sich dieses Problem in den Tiefen, aus denen es klammheimlich gekommen war. Nach einigem Suchen hatte Micha nämlich eine eigene Sektion über Ringe gefunden. Und siehe da! Da war das gute Stück ja auch schon. Ganz eindeutig.
Neben dem Bild standen noch einige Zeilen.

Aha, auch der Ring wurde vor fünf Jahren gestohlen! Na ja, eigentlich hätte Micha sich das auch schon denken können.

 

Xxx

Irgendwann konnte Hubert den beiden Jungen nichts mehr über schwarze Rosen erzählen und sie hatten sich verabschiedet. Nun trotteten sie zurück zum Internat, welches ja zum Verdruss Saschas’ doch noch ein ganzes Stück weg war. Über die Qualen der laufenden Rennerei hinweg halfen ihm die Kekse von Margarete. Mann, waren die lecker! Kein Vergleich zu dem Kaffee. Vielleicht sollte er noch einmal irgendwann zu Margarete gehen und sie nach dem Rezept fragen.

„Hey, du Fresssack, gib mir auch mal einen ab! Sie hat sie nicht dir alleine eingepackt!“
„Ach nein?! Aber vielleicht brauche ich sie viel dringender als du!“
T. schaute demonstrativ auf Saschas Bauch.
„Nein, brauchst du nicht.“
Sascha wäre T. am liebsten an den Hals gesprungen. „Meine Nerven!!! Oh, ich hab ja gar keine mehr. Wieso? Hä? Fällt dir dazu was ein? ... Warum zum Geier musstest du Hubert um eine „ausführliche“ Auskunft über dieses schwarze Gemüse fragen? So ein Quark!!“
T. schaute ihn kampflustig an.
„Vielleicht kommt es daher, weil ich diesen Fall lösen will. Ach nein, ich wollte ja einfach nur einen kleinen dicken Jungen foltern.“ T. klatschte sich die flache Hand auf die Stirn. „Stimmt, hatte ich glatt vergessen. Darin lag ja meine Lebensaufgabe!“
Langsam wurde Sascha ernsthaft sauer.
„T., du tust es schon wieder! Du hast mich schon wieder „dick“ genannt. Begreif es doch endlich! Das ist kein Fett, sondern meine Lebenseinstellung. So, und nun hast du’s verschissen und bekommst auch keinen Keks mehr ab.“

Bockig ging er an T. vorbei, der nur kopfschüttelnd dastand und sich ehrlich fragte, womit er das verdient hatte.

Etwas Positives konnte Sascha dem Streitgespräch allerdings abgewinnen. Er hatte gar nicht gemerkt, wie sie vorangekommen waren und befand sich nun am Eingang des Internats.
Gönnerhaft drehte er sich zu T. um.
„Na gut, ich vergebe dir. Wir sind so schnell am Internat angekommen, dass ich mit dem Gedanken spiele mich mit dir immer zu streiten, wenn größere Laufstrecken anstehen.“

Der rundliche Junge holte einen Keks aus der Tüte.
„Hier, Leckerli! Den hast du dir verdient.“ [4]

 

Xxx

T. stand vor dem Infokabinett und wollte schon klopfen, als er es sich anders überlegte. Ein diabolisches Grinsen erschien auf seinen Lippen. Leise öffnete er die Tür und schlüpfte in den Raum.

An einem Computer in der hintersten Ecke saß Micha. Ein stetiges Tippen erfüllte den Raum.
Eigentlich hatte T. ja vorgehabt Micha etwas zu erschrecken, doch nun lehnte er gelassen im Türrahmen und beobachtete den blonden Jungen.

Dieser hatte sich vor den Computer hingefletzt. Das eine Bein lag auf dem Stuhl neben ihm, das andere auf dem Tisch. In seiner freien Hand hielt er eine Banane, die er gelegentlich zu seinem Mund führte und abbiss.

T.s Blick verschleierte sich.> Mmmmh lecker. < Lasziv leckte er sich über die Lippen und stieß sich vom Türrahmen ab.
Geduckt schlich er durch den Raum zu Micha.


~~<Fortsetzung folgt>~~

by Cassy
~> Ende dieses Teiles, hahahaha. Ha, Ether jetzt hab ich es dir heimgezahlt. Das hast du nun davon *bllllllll*.

C&C *lieb in die Runde guckt* *auf Knien rutscht* Ach kommt schon, gebt euch einen Ruck, sonst sonst ... Ende bleibt im Geschrei offen. ^_^

[1] Cocos, buää Sascha! Du bist ekelhaft.

[2] Was seinen Haaren sehr zu Gute kommt. ^^

[3] sorry

[4] *tropf*

[3] hinfletzen = irgendwo locker hinsetzen, eigentlich fast schon liegen > absolut ungesund für die Wirbelsäule ^^ > also Kinder nicht nachmachen


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