Mach die Augen zu...
Verloren starrte ich auf den Fluss, der hinter meinem
Haus verlief. Regentropfen brachten die
Wasseroberfläche in Bewegung.
Grau in Grau.
Meine Finger berührten das kühle Glas der
Fensterscheibe, dort, wo ich deine Reflektion
wahrnahm. Du saßt auf dem Sofa, dein Blick bohrte sich
in meinen Rücken.
Ich spürte ihn wie heiße Nadelstiche - das grausamste
und wundervollste Gefühl, das ich mir vorstellen
konnte.
"Ehrlich...", stotterte ich, bemüht, meine Emotionen
unter Kontrolle zu halten.
"Es ist das letzte Mal..."
Dein Blick verfinsterte sich. Dein Unwille ließ die
Luft um mich herum gefrieren, mich erzittern. Warum
warst du hier? Warum, wenn du das alles doch gar nicht
wolltest?
"Das letzte Mal, dass ich dich darum bitte..."
Meinen ganzen Mut zusammengenommen, drehte ich mich
um, ging die paar Schritte auf dich zu, die mir wie
Kilometer erschienen. Eine unendliche Strecke auf
Glasscheiben.
Lass mich in deiner Umarmung erfrieren, lass mich noch
einmal deine eiskalten Lippen spüren...
<mach die augen zu und küss mich>
Ich kniete mich vor dich auf die Holzdielen, wagte es,
meine Hände auf deine Oberschenkel zu legen, zitterte.
Dein Blick durchbrach meine Schutzmauer wie
Sonnenstrahlen, die durch Glas fielen. So, wie du es
immer getan hast. Ich konnte ihm nicht standhalten,
wich aus.
Sah deine Lippen, die hart und kalt wirkten, für
jemanden, der nicht so vernarrt wie ich in seinen Tod
rannte.
Für mich waren sie weich, wunderbar und einzigartig...
nur eine Berührung und mein Schmerz würde vergehen...
<und dann sag, dass du mich liebst>
Echo aus einer längst vergangenen Zeit hallten in
meinen Ohren, in meinem Herzen, zerbrachen an den
Stahlwänden meiner Gier, die versuchte, zu halten, was
nicht mehr existierte...
<ich weiß genau, es ist nicht wahr
doch ich spüre keinen unterschied
wenn du dich mir hingibst>
Mit aller Zärtlichkeit, die ich aufbringen konnte,
allen Emotionen, die ich so lang versucht hatte, zu
unterdrücken, küssten meine Lippen deinen Mund.
Mein Herz zog sich zusammen unter deinem kalten Griff,
lechzte nach dem Schmerz durch deine Gegenwart.
<mach die augen zu und küss mich
mach mir ruhig etwas vor>
Ich spürte dich in meinen Armen. Deinen warmen,
anschmiegsamen Körper. Ein Teil meiner Selbst, ein
Herzschlag, ein Atem.
Krallte mich in deine Haut, versank in deinem Duft,
hielt jede Faser, die ich fassen konnte. Meine Zähne
schlugen sich in deine Schulter.
Dein stiller Schrei war wie Feuer in meinem Blut,
trieb mich an.
<ich vergesse, was passiert ist
und ich hoffe, und ich träume
ich hätt' dich noch nicht verloren>
Es knisterte, als deine kühle Haut mein glühendes Herz
berührte, mich zucken ließ, in Erinnerung an alles,
was war. Alles, was ich versuchte, festzuhalten.
Es ist real. So real, wie es nie gewesen wahr. Denn
meine Träume von dir, waren doch die einzige Realität,
die mir blieb...
<es ist mir total egal
ob du wirklich etwas fühlst
tu was du willst>
Dein Blick war starr, starr von mir abgewandt. Meine
Wärme erreichte dich nicht, meine Liebe drang nicht zu
dir durch.
Aber du warst alles, was ich hatte. Du warst alles,
einfach alles... warum sahst du das nicht? Spürtest es
nicht?
Warum sahen deine Augen nicht zu mir, nicht in meine
von Leid zerfressene Seele, die so sehr nach dir
schrie?
<mach die augen zu und küss mich
es ist auch das letzt mal>
Ich ließ langsam von dir ab. Du hattest dich wieder
hingesetzt, die Falten aus deinem zerrissenen Hemd
gestrichen.
Doch selbst als ich meine Hand an dein Kinn legte, um
es mir entgegen zu drehen, dir einen Kuss zu geben,
sahst du durch mich durch.
<lass uns den moment des abschieds noch verzögern
lass mich jetzt noch nicht allein mit meiner qual>
Ich wollte dich nicht loslassen, nicht das letzte Band
zwischen uns zerschneiden, dich gehen lassen.
Dich nie wieder zu umarmen, bräche mir das Herz.
Ohne dich von meiner Fessel gehalten zu fühlen, bist
du aufgestanden, hast dich von mir weggedreht, um mit
der Dunkelheit zu verschmelzen.
<mach die augen zu und küss mich
mach mir ruhig etwas vor
wenn du willst, kannst du dann gehen
aber denk dran, ohne dich, ohne dich bin ich verloren>
Ich sah dir nach, wie du die Tür geöffnet hattest,
verschwinden wolltest. Du hast dich nicht noch einmal
nach mir umgedreht, sahst nicht zurück auf ein Leben,
dass du längst hinter dir gelassen hattest.
Hörtest nicht das Klirren, als mein Herz zerbrach.
Nichts blieb.
Vielleicht noch ein letzter Blick, eine Hoffnung, wenn
ich dir nachginge. Doch weiter, als bis zum Fenster,
schaffte ich es nicht.
Und tatsächlich sah ich dich, wie du dich immer weiter
von dieser Welt entferntest. Du bliebst stehen, sahst
hinauf zum Sternenhimmel.
Der Himmel, vom Regen geklärt, lächelte dir zu.
Als du dich umgedreht hattest und mir einen Blick
zuwarfst, bildete ich mir ein, ein Lächeln zu
erkennen.
<es mir absolute egal
ob du nur noch mit mir spielst
tu was du willst>
Doch es war so lieblos, wie das Eis, das als einziges
zwischen uns geblieben war.
<mach die augen zu
mach die augen zu
mach die augen zu und küss mich>