Titel: Blindes Huhn sucht Korn
Autoren: Leschi und Nanna
Teil: 04/??

Genre: Komödie
Rating: PG
Copyrights: Original! Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht gewollt!
Warnung: lime
Kommentar: Öhöm. Also das unser erstes Rollenspiel. Bitte nicht böse sein, wenn es etwas nach hinten los geht.
Inhalt: Alex, seines Zeichens Student, bekommt von seiner besten Freundin und alten Klassenkameradin Madelaine das Angebot für ein Jahr in ihre Wohnung, die sie mit ihrem jüngeren Bruder teilt, zu ziehen, da sie in dieser Zeit im Ausland studiert. Für Alex kommt es sehr gelegen, denn in seiner alten WG fühlt er sich nicht mehr wohl und so hat er genug Zeit nach einer neuen Wohnung zu suchen. Nur ist Marco, Madelaines Bruder, davon anfangs gar nicht begeistert bis er sich zum Ziel setzt diesen bissigen und zynischen Studenten ein wenig aus der Reserve zu locken.

"bla" - Gesprochenes
/bla/ - Gedachtes
'Wort' - Betonung
*°* - kurzer Zeitsprung
°**°**°**° - lange Zeitsprung


Teil 03 | Teil 04


Die Sonne hatte den Erdball mittlerweile so aufgeheizt, dass ein Bad im kühlen Nass die einzig wahre Option war sich etwas abzukühlen. Alex und Maddy tobten schon seit einer geschlagenen halben Stunde im Wasser herum. Irgendwann hatten sie die Frisbeescheibe geholt und warfen sie sich immer hin und her zu. Marco hatte sich bisher noch nicht blicken lassen. Diese treulose Tomate döste immer noch faul vor sich hin.
Mit der Zeit fing Madelaine an zu frieren. Auch Alex entschied sich dafür erst einmal eine Pause einzulegen. Zusammen gingen sie zurück zu den Decken. Gnombold hatte es anscheinend für gut befunden seine Decke ganz in der Nähe von seiner Schwester und seinem Schrecken zu plazieren. /Selbst Schuld./, dachte Alex bei sich. Mit einem fiesen Grinsen auf dem Gesicht pirschte er sich an den friedlich schlafenden Stachelkopf und fing an seine Haare auszuwringen. Direkt über Marcos Rücken.

Marco quietschte erschrocken auf, als etwas sehr Kaltes seinen von der Sonne aufgeheizten Rücken berührte. Eilig drehte er sich weg, als immer noch Wasser nachtropfte. So konnte er auch sehr vorteilhaft den Übeltäter anfunkeln. "Du missratenes Riesenbaby. Das gibt Rache."
Noch bevor er weiter reden konnte, funkte ihm seine Oma dazwischen. "Ach, was für ein süßes Pärchen ihr zwei beide seid.", seufzte sie, während sie die beiden verzückt musterte.
Mehr als ein durch und durch geistreiches "Hää?" brachte Marco allerdings nicht zustande, als er verwirrt zu ihr hinüber blickte. /Was ging in den Köpfen alter Leute vor, dass sie zu meist auf solche total unlogischen Schlussfolgerungen kamen?/

/Hähä, der Knirps? Hahaha./ Alex fing herzhaft an zu lachen. Dabei hielt er sich den Bauch und zeigte auf den Kleineren vor sich. "Der war gut Oma Seifert. Der war gut. Hahaha."
Der Hüne konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. Langsam tat ihm auch schon der Bauch weh. Als er sich etwas beruhigt hatte schaute er in das bockige Gesicht von Marco. "Na stimmt doch! Also eine Beziehung mit Maddy wäre um einiges glaubwürdiger. Und nein, schon das ist total irrational. Aber du. Hahaha." Schon musste er wieder anfangen zu lachen.

/Aha, der Herr ist sich also zu fein für mich. Oder wie darf ich das verstehen??? Na warte!/ In aller Ruhe griff er hinter sich und holte die dort platzierte Flasche Apfelsaft hervor. Gemächlich schraubte er den Verschluss ab und trank, bis er urplötzlich aufsprang und den Rest über den noch immer lachenden Alex auskippte. Dann ließ er sie fallen und wetzte zum See. Leicht stauchelte er, da er ausversehen in ein Loch trat, das ein paar Kinder gebuddelt hatten. Aber schnell rannte er weiter, wadete bis zur Hüfte ins Wasser und schwamm dann in tiefere Gefilde. Er wusste genau, dass Alex diese Aktion nicht auf sich sitzen lassen würde. Und da hörte er ihn auch schon fluchen. "Du kleine Kröte! Das hast du nicht umsonst gemacht! Das bekommst du zurück. Und zwar mit Zinsen und Zinseszinsen! Ja verkriech dich nur, ich bekomm dich eh in die Finger und dann Gnade dir Gott."

Aufgebracht befreite der Schwarzhaarige sich von dem überschüssigen, klebrigen Zeug. Der Rest blieb unangenehm auf seinem Oberkörper haften. Verwünschungen ausstoßend ging er zum Wasser.
Madelaine schüttelte nur den Kopf über diese beiden Kindsköpfe, wärhend ihre Oma begeistert auflachte. "Na die Beiden haben aber ein Feuer in ihrer Beziehung. Das würde man gar nicht denken, wenn man sie so sieht." Wütend trehte Alex sich um und blaffte ein, "Wir sind nicht zusammen! Das würde mir im Traum nicht einfallen. Wie kommen Sie überhaupt auf so eine hirnrissige Idee!", in Richtung Strohut. "So eine Kröte! Marco, du brauchst dich gar nicht zu verstecken. Ich sehe dich sowieso. Du bist hinter der Boje. Ja, genau da!" Mit ein paar schnellen Schritten was er am See und mit einem kräftigen Sprung auch schon unter Wasser. Der Große war kein Schwimmer, aber nur, weil er dem Sport nicht frönte, hieß das ja nicht, dass er nicht sehr schnell sein konnte. Mit kräftigen Zügen näherte er sich Richtung Boje. Dort entdeckte er auch schon Marco, der sich versuchte hinter ihr zu verstecken. Als er Alex jedoch anrollen sah, war das einzige was er wollte, so schnell wie möglich zu verschwinden.
Allerdings ohne Erfolg. Schon hatte ihn der Größere und vor allem Stärkere unters Wasser gedrückt. Strampelnd versuchte Marco sich zu befreien. Doch, wieder erfolglos. Nach wenigen Sekunden ließ der erbarmungslose Griff nach und er konnte wieder Luft holen. Über der Wasseroberfläche grinste ihn Alex bösartig an. "Schau an, deine Stacheln haben etwas an Form verloren."

"Da kannste mal sehen, was Wasser so alles anstellen kann. Das hättest du nicht gedacht, stimmts." Mit diesem Kommentar schwamm Marco von dannen, wieder ein Stück Richtung Ufer. Auf halben Weg hörte er jemanden laut seinen Namen brüllen und drehte sich suchend um. Bald hatte eine wild winkende Person seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Er musterte sie mit zuasmmengekniffenen Augen, da die Sonne auf der Wasseroberfläche so blendete. Sobald er das fuchtelnde Ding als Freund Lars identifiziert hatte, ging er zu ihm und zwei anderen Kumpels. Hier war er wenigstens erstmal vor Übergriffen von wüsten Männern... äh Wüstmann sicher.
Ziemlich lange baglten sie sich im Wasser mit Luftmatraze und Volleyball bis Marco sich irgendwann mit blauen Lippen verabschiedete. Zitternd lief er zu seinem Handtuch und schmiss seinen Kram runter. Schnell wickelte er sich darin ein und setzte sich ins Gras. Nebenbei bemerkte er, dass sich die Ameisen auf den auslaufenden Apfelsaft gestürtzt hatten. Deshalb packte er seine Klamotten und zog ein Stück weiter weg und näher zum Rest der Familie.
Seine Eltern waren zusammen mit den Großeltern wohl Baden gegangen. So beobachtete nur Madelaine argwöhnisch sein Treiben. Als er endlich wieder zur Ruhe kam, setzte er sich mit dem Rücken zur Sonne, schnappte er sich sein mitgebrachtes Buch und blendete seine Umwelt aus.

/Tja, dass hat er nun davon, wenn er den Apfelsaft umschmeißt./ Dachte Madelaine bei sich. Bevor sie jedoch Alex entdeckte, der sich zusammen mit einer anderen Person herannahte. Als die Beiden näher gekommen, waren erkannte sie Matze, welcher lachend neben ihrem Kumpel lief. "Hallo Maddy, Kleine. Na, lang nicht mehr gesehen. Alles Banane?", rief Matze ihr entgegen.
Das war ihr Freund, wie er leibt und lebte. Eine eigenartige Mischung aus einem Bobtail und einer Friedenstaube. Matze war bekennender Pazifist und ebenso bekennender Exil-Ire. Seine konfusen roten Dreadlocks versuchte er in einem Zopf zu bändigen, während sein blasses, schmales Gesicht so aussah, als wenn es unter dieser Last zusammenbrechen würde. Als er Madelaine erkannte, boxte er Alex in die Seite. "Hey, wir müssen uns noch wegen der Abschiedsparty unterhalten."
Alex sah ihn an, wie eine Kuh, wenn's donnert. "Mist! Die habe ich ja ganz vergessen. Ich bin in ihr altes Zimmer gezogen und der lästige, kleine Gnom da hat mir den letzten Nerv geraubt." Mürrisch schaute er zu Matze, der jedoch alles wieder falsch verstand. "Jou, ihr seit zusammengezogen? Das ist ja hammer. Da müssen wir ihn selbstredend auch einladen." Geschockt riss der Schwarzhaarige seine Arme hoch, konnte allerdings nichts Abwehrendes mehr sagen, da Madelaine in Hörweite gesprungen kam.

"Hi Matze. Alex, fühlst du dich in irgend einer Weise von mir bedroht, dass du gleich die Arme in die Luft reißt oder hast du einfach nur Angst, dass dir der Himmel auf den Kopf fällt?" Stirnrunzelnd betrachtete sie sich den Schwarzhaarigen, der bei dem Kommentar seine Gliedmaßen wieder ordnungsgemäß an seinen Seiten herunter hängen ließ.
"Ich hab mich nur so gefreut dich zu sehen." Aus den Augenwinkeln versuchte er Matze klar zu machen, dass er den Knirps auf keinen Fall einladem sollte. In seiner Hilflosigkeit versuchte Alex seine Lage deutlich zu machen, indem er auf Marco zeigte, den Kopf schüttelte und wild herumfuchtelte. Aber Matze verstand natürlich wieder alles falsch. "Ich frag ihn ja gleich, keine Panik. Nun bleib doch mal ganz mello. So Kleene erzähl doch erstma, alles im Lot auf'm Boot?" Alex konnte es nicht fassen. Resigniert ließ er sich auf sein Handtuch fallen und warf dem friedlich vor sich hinlesenden Marco dunkle, finstere Blicke zu. Na gut, wenn es sich nicht vermeiden ließ, so würde er diese Schmach mit Würde tragen. So schlimm würde es schon nicht werden.

Nichts ahnend von den Plänen des Todes auf zwei Beinen las Marco ungestört weiter, nachdem er einen kurzen Blick auf den Neuankömmling riskiert hatte. /Komisch. Ich wusste gar nicht, dass der Tod rote Haare hat und auf Tredlocks steht. Und auf grimmige Grizzlies, aber naja, man lernt nie aus. Jetzt fragt sich nur noch, wo hatter die Sense gelassen, oder isser auf Urlaub?/ Bei den Gedanken konnte sich Marco nicht mehr richtig auf das Buch konzentrieren. Und als er dann auch noch im Hintergrund ein paar Kleinkinder rumrennen sah, die anscheindend Fledermäuse spielten und mit ausgebreitenten Armen und flatterden Handtüchern durch die Luft ruderten, war es um ihn geschehen. /Aha, das Gefolge ist auch schon eingeflogen./ Laut lachend kippte er zur Seite und hielt sich einen Arm über die Augen. Das nennt man dann wohl Situationskomik. /Scheiße. Anscheinend ist mir die Sonne nicht bekommen./

Diese Gefühlsregung blieb natürlich nicht unbemerkt. "Sag mal, was ist denn so witzig? Ich spieße dich grad mit Blicken auf und du amüsierst dich anscheinend königlich dabei."

"Huh?" Was wollte das Riesenbady denn jetzt schon wieder von ihm. "Hab ich was verpasst, dass du mich schon wieder so anpflaumst?" Madelaine wandte sich derweil an Matze. "Alex und Marco, wie sie leben und lieben. Oh man, ob sich das noch mal ändern wird? So langsam gebe ich die Hoffnung auf. Ich frag mich nur, was mich geritten hat, als ich Alex bei uns einziehen ließ. Matze, kannst du bitte aufpassen, dass sie sich nicht zerfleischen, wenn ich weg bin?" Matze legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie auf das Handtuch neben den beiden Streithähnen. "Aber natürlich kümmer ich mich um die Beiden. Und zu deiner Pa..." Auf einmal kam ein kleiner Kieselsteinge flogen. Direkt an des Iren Schulter. "... Pa ... Pa ... patenten Ankunft werden sie sich verstehen wie Ketchup und Senf. Jo, Maddy Kind mach dir nicht so 'ne Platte "Costa Kabana - Genieße den Tag! Schau sie dir doch mal an. Die verstehen sich doch total meisterlich."
Jeder, der vorbei gekommen wäre und auch nur etwas vernuftsbegabt gewesen wäre, hätte zwar genau das Gegenteil gedacht, da die beiden Streithähne nach einem weiteren heftigen Schlagabtausche aufgesprungen waren und sich nun fluchend im Sand welzten, aber Matze hatte schon immer eine etwas verschrobene Ansicht der Dinge. Besonders Alex war dadurch schon manches mal dem Nervenzusammenbruch nahe. "Da, siehst du? Sie beschnuppern sich doch gerade schon. Bleib ruhig. Wir sind doch alle erwachsen."

"Knirpsus Gnomus Minimus, gibst du endlich auf? Oder willst du noch eine Sonnenmilchladung in deine Haare?"

"Ich? Aufgeben? Niemals!!! Eher schrumpfst du auf die Größe eines Flohs, du Riesenbaby. Geh runter von mir! Nicht jeder ist dafür ausgelegt so ein Walross wie dich zu tragen." Leicht keuchend versuchte Marco den Hünen von sich zu werfen, doch der bewegte sich keinen Millimeter. "Walross? Wer ist hier ein Walross du Winzbert. Na warte!" Marco hätte seinen Mund nicht zu voll nehmen sollen, nun landete die nächste Ladung Schutzlotion in seinem Haar. Am Anfang ging das auch ziemlich klasse, doch nach und nach musste Alex mit ansehen, wie der Cremestrahl immer dünner wurde. Dann war die Flasche leer. Gehässig grinsend schaute er sich sein Werk an und stand auf. "Ich sollte Künstler werden. Gnom, du wärst wirklich ne klasse Leinwand."

"Na warte. RACHE!!" Er hechtete zu Maddys Handtuch und hatte schon die Flasche angefüllt mit klebriger Cola erbeutet, als er auf unerwarteten Widerstand traf. Seine Schwester hatte ihn reaktionsschnell am Fußgelenk gepackt und zog ihn unermüdlich zurück. "Meinst du nicht es ist langsam genung?"
Bockig hielt Marco dagegen: "Aber der hat doch angefangen."
"Schon mal was von 'Der Klügere gibt nach' gehört?"
"Ja, bis er der Dumme ist.", maulte es weiter aus Richtung des mit Sonnenmilch Übergossenen.
"Mensch, ihr benehmt euch schlimmer als ein Rudel Fünfjähriger."
Grummeld ließ er sich neben dem Mädchen sinken und grüßte Matze um zu zeigen, was für ein gut erzogenes fünfjähriges Kind er doch war.
"So ist's fein.", kam es auch löblich von Maddy. "Und ich werde dann mal kurz wohin verschwinden. Bis gleich Jungs." Wortlos winkte ihr Marco hinterher.

"Na Jungens, alles in Butter auf'm Kutter?" Heiter bewegten sich die Sommersprossen auf der Nase des Rothaarigen. Dann wandte er sich an Marco, der ihn ansah, als wenn er ein Alien wäre. Und dieser Alien wollte ihm anscheinend auch noch etwas sagen. "Ey, Marco. Alex wollte unbedingt, dass wir dich auch auf die Überraschungs-Abschiedspary deiner Schwester einladen. Du hast doch Zeit, oder? Es werden nur nette Leute da sein. Maddy natürlich, Alex und Ich." Alex war unterdessen schon wieder einem Nervenzusammenbruch nahe. Matze musste aber auch wirklich alles in den falschen Hals bekommen. Und Marco sah ihn auch schon so komisch an. Der Kleinere lugte um das Dreadlockgeflecht von Matze.

/Ja, klar. Alex wollte mich UNBEDINGT dabei haben. Und Nilpferde tanzen im rosa Tutu Tango auf dem Mond./ Doch da ging ihm ein Licht auf. Der Typ wollte ihn bestimmt nur wieder ärgern und zum Clown machen. Oder ... Ihm wollte nichts einfallen, was die hinterrücksen Gedanken Alex' angingen. Noch immer starrte er ihn argwöhnisch an. Das Ganze war ihm seeeeehr suspekt. "Los, rede! Was hast du schon wieder ausgeheckt, dass du mich so gerne um dich hast und mich einladen willst?"
Matze überging er jetzt einfach mal.

"Ich will dich nicht dabei haben! Wäre ja noch schöner. Das ist alleine auf Matzes Mist gewachsen." Und dieser sah ihn jetzt fragend an. "Wie, das ist auf meinem gewachsen. Der Herr hat doch vorhin noch von Marco geredet. Und echt mit vollem Elan!" Alex konnte es nicht fassen. "Ich hab dir mein Leid geklagt. Ich wollte, dass du verstehst, was ich hier durchmache. Und übrigens das war vertraulich!"
"Ach so, na das tut mir jetzt aber voll leid. Na nun hab ich den Kleinen schon gefragt. Kommst du trotzdem Marco? Ist ja schließlich deine Schwester. Und wie gesagt, es sind nur nette Leute da."

"Okay. Überredet." Schon allein, weil Alex dagegen war. /Das wird ein Heidenspaß. Denn ich weiß, wer sich ganz doll ärgern wird./, lachte sich Marco ins Fäustchen. "Wann soll die Feier denn steigen? Und wo? Dann könnte ich ja Madelaine auch unter nem Vorwand hinlocken?"
In Matzes Augen fing es an zu leuchten. "Cool. Ok, am kommenden Samstag so gegen 18 Uhr. Seid pünktlich sonst bekomme ich Steve nicht mehr vom Buffet weg und alles ist ratzeputze leer. Und Alex, du führst die Beiden zu mir. Meine Ellies sind nächste Woche bei der Oma. Bringt Popkorn mit. Also take care. Ich düs' dann mal. Bye."

*°*

Es war schon später Abend, als Marcos Eltern ihn und seinen Wohnungsgenossen vor dem Mietshaus absetzten und eine gute Nacht wünschten. Todmüde schlurfte Marco zur Eingangstür, schloss auf und trat in den Hausflur dicht gefolgt von Alex. Mit bleischweren Füssen erklomm er die Treppe, seine Tasche mit den Badesachen hinter sich her schleifend. Im zweiten Stock angekommen gähnte er erst mal herzhaft. Dann erbarmte er sich des ungeduldig neben ihm wartenden Alex und öffnete die Wohnungstür mit seinem Schlüssel, ließ die Tasche mitten im Gang fallen und maschierte in die Küche, um etwas Nahrhaftes zu erbeuten. Mit einem Käsebrot und einem Glas Orangensaft beladen ließ er sich auf einen der Küchenstuhle fallen und mümmelte vor sich hin. Alex setzte sich ihm gegenüber und machte sich ein Nutellabrötchen. Wegen des Streits am Morgen waren ja noch einige übrig geblieben.
"Du kannst abends das süße Zeug in dich reinstopfen? Bäh." Marco konnten den Schwarzhaarigen überhaupt nicht verstehen. Alex hingegen zuckte nur mit den Schultern und meinte, dass es ihm doch egal sein kann. Er hatte heute schon sein Soll an gesunderen Sachen mit der Tomatensoße erfüllt. "Außerdem geht so eine Bekehrung nicht von heute auf morgen. Du musst mir da auch meine Freiräume lassen, Schatz. Lass mir noch etwas Zeit. Das ist eine wirklich schwere Entscheidung für mich." Teatralisch untermalte er seine Ausschweifungen. "Oh man, du sprichst wie meine Ex. Ich esse was ich will. Außerdem geschadet hat es nicht, oder?" Schmunzelnd zeigte er an sich herunter. "Außerdem, Herr Ernährungsfanatiker, hat mir eine Quelle geflüstert, dass man um diese späte Stunde gar nichts mehr isst. Lassen Sie Ihre Prinzipien außen vor, oder wie?"

"Das heißt Ernährungsberater und nicht Fanatiker. Und nein, ich lasse meine Prinzipien nicht außen vor, denn ich bin bis jetzt nicht dazu gekommen, etwas zu Abend zu essen. Aber man soll ja bekanntlich nicht ohne zu Bett gehen. Und eine Scheibe Brot mit etwas Käse wird ja wohl noch Gnade unter den Augen des hochgeachteten Herrn Wüstmann finden!?" Rasch schob er den letzten Bissen in den Mund und kippte den Saft hinterher. Dann stand er auf und räumte seine Utensilien weg. Bevor er die Küche verließ, stellte er sich noch hinter Alex, ihn umarmend und flüsterte in dessen Ohr: "Und das mit dem Umgewöhnen kriegen wir schon hin, Liebling. In dieser Hinsicht kannst du mir voll vertrauen." Sobald er geendet hatte biss er ihm noch schnell ins Ohr, flüchtete sich ins Bad und wollte die Tür abschließen. Aber das kaputte Schloss machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Suchend sah er sich um und bediente sich des selben Tricks wie Alex heute morgen, den Stuhl unter die Klinke schiebend. So vor Anschlägen geschützt, putzte er sich die Zähne und hüpfte noch mal unter die Dusche, um die letzten Reste des Sonnencreme-Attentats zu entfernen. Durch das warme Wasser noch müder werdend, schlug er sich, nachdem er fertig war, ein Handtuch um die Hüfte, schmiss die Klamotten in den Wäschekorb und verließ das Bad.

Alex hatte derweil ein dickes Ohr bekommen. Eigentlich war er ja der Meinung, der Knirps hatte Abendbrot gegessen. Doch nun saß er mit einem angeschwollenen Hörorgan da.
Mit einer Tüte Gummischlangen und einem guten Buch verzog er sich in das Wohnzimmer und pflanzte sich auf auf die Couch nieder. Schnell vertiefte er sich in das Buch und sah erst wieder auf, als Marco um die Ecke gebogen kam. "Das nächste Mal iss gefälligst mehr als die eine Scheibe Brot, wenn du Hunger hast. Jetzt ist mein Ohr wund."

"Oooh, soll ich meinem Brummbär ein Pflaster draufkleben? Sag mal, wo futterst du dir den ganzen Mist überhaupt hin?", registrierte er den Süßkram auf dem Couchtisch. Neugierig kam er herangedackelt. Seine Müdigkeit war vorerst vergessen und bevor Alex sich versah, hockte ein Marco auf seinen Beinen und hob das T-Shirt in Erwartung darunter ein paar Fettpölsterchen zu finden. Nicht, dass Alex beim Baden immer nur den Bauch eingezogen hatte. Und tatsächlich. Da waren winzige Speckröllchen. "Ha, ich hab doch gewusst, dass das nicht mit rechten Dingen zugehen kann!" Mit seinen spitzen Fingern kniff in eben jene Fettspeicher.
"Erst beißt du mir ins Ohr, jetzt kneift du mir in den Magen. Meine Güte, bist du Sadist oder sowas?" Abwehrend versuchte Alex den Störenfried von seinem Schoß zu schieben. Doch Marco wäre dabei nicht sehr gut weggekommen und wehrte sich dementsprechend. "Na gut, dann zeig du mal her." Schnell drehte der Große den Spieß um. "Na sieh einer an. Wenn einer im Glashaus sitzt, dann sollte er nicht mit Steinen werfen." Marco sprang auf. "Ich bin nicht fett!" Und auch Alex bewegte sich von der Couch. "Wußtest du eigentlich, dass, wenn man sitzt, das Hautgewebe, was man hat, sich zusammenschiebt und dann jeder Röllchen hat, du Essspezie? Aber auf die Idee kommst du gar nicht, oder?" Zum Beweiß hob er sein T-Shirt hoch und schaute selbst lieber prüfend noch mal nach. Grinste dann aber zufrieden. "Siehst du? Also reg dich ab."

"Ja und wo lagern dann die ganzen Gummiviecher? In den großen Zehen, oder wie oder was?"
"Keine Ahnung. Das hat mich Maddy auch immer gefragt. Ehrlich gesagt ist es mir aber auch ziemlich egal. Willst du auch welche?" Alex streckte dem ungläubig schauenden Marco die Tüte unter die Nase. "Mal ehrlich, bei dir ist das mit dem abends nicht mehr naschen doch eher eine Einstellungsfrage, als dass du es dir nicht leisten könntest, oder?"

"Naja, aufgehen wie ein Hefekloß werd ich sicher nicht gleich, aber gesund isses trotzdem nicht. Und da wir dir ja deine schlechten Essgewohnheiten abtrainieren wollen, können wir gleich damit anfangen." Die Tüte fand sich schnell in Marcos Händen wieder. "So, die sind konfisziert. Sag deinen Lieblingen gute Nacht, denn vor morgen früh wirst du sie nicht wiedersehen."
"Was soll das denn jetzt werden? Mit meinen 23 Jahren darf ich doch wohl selbst entscheiden, wann ich nasche und wann nicht. Und an meinen Essgewohnheiten vergreifst du dich nicht! Ist das klar?" Drohend schaute er zu dem Gnom. "Außerdem bist du jünger, kleiner und schwächer. Also her mit der Tüte!" Kampflustig hob er seine Fäuste. Als Marco jedoch nicht reagierte, ging er auf ihn zu und in einer schnellen Bewegung hatte er die Tüte auch schon wieder. Der gesamte Ablauf war so schnell, dass Marco gar nicht reagieren konnte. Alex schnappte sich überlegen wieder sein Buch und plazierte sich mitsamt Naschwerk auf der Couch.

"Gut, wer nicht will, der hat schon. Aber wehe du kommst in zwanzig Jahren angekrochen, weil du einen Herzinfarkt hattest. Ich geh in mein Bett."
In eben jenem verschwunden, dauerte es nicht lange und Marco wanderte durch das Land der Träume. Alex hingegen las noch etwas und schlief dann über seinem Buch ein. Der Schwarzhaarige war nun schon zwei Tage in der Seifertschen WG und nicht ein Mal hatte er es bis in sein neues Bett geschafft. Verblüffend.


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