Titel: Blindes Huhn sucht Korn
Autoren: Leschi und Nanna
Teil: 01/??

Genre: Komödie
Rating: PG
Copyrights: Original! Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht gewollt!
Warnung: Öhöm, gober Unfug
Kommentar: Das unser erstes Rollenspiel. Bitte nicht wundern, wenn es etwas verwirrend ist.
Danke an: unsere Betaleserin, die sich doch stur durch diesen Teil gekämpft hat. Das paddel gelobt übrigens Besserung bezüglich Imperativ und Ausrufezeichen. ^_^
Inhalt: Seit einem Jahr lebt Marco zusammen mit seiner älteren Schwester Madelaine in einer Art WG. Zu seinem Bedauern hat Maddy nun beschlossen, für das kommende Jahr nach Indien zu gehen. Aber das ist noch nicht mal das Schlimmste, sondern der Nachmieter. A.L.E.X.A.N.D.E.R. W.Ü.S.T.M.A.N.N.

"bla" - Gesprochenes
/bla/ - Gedachtes
'Wort' - Betonung
*°* - kurzer Zeitsprung
°**°**°**° - lange Zeitsprung


Teil 01 | Teil 02


Müde lehnte sich Madelaine an die Fensterscheibe in der Straßenbahn und fuhr Richtung Uni. Vor drei Monaten hatte sie die Bestätigung des Stipendiums für ein Auslandsstudienjahr in Indien bekommen. Jedoch gingen die ersten Zustände taumelnder Freude schnell im Papierkrieg unter. Allein die Bafög-Anträge hatten den dreifachen Umfang angenommen. Aber das war noch nicht alles. Vor einem Jahr zog ihr Bruder zu ihr in die Drei-Raum-Wohnug, weil sie in der Nähe seiner Berufsschule lag. Damit eben jener Bruder nicht allein die Miete für die nächsten beiden Semester aufbringen musste, wollte Madelaine ihr Zimmer solange vermieten. Niemand konnte ahnen, dass Marco seiner Schwester dafür überhaupt nicht dankbar war. Und gestern abend hatten die beiden wieder mal darüber bis spät in die Nacht diskutiert. Aber Madelaine durfte stolz auf sich sein, denn sie hatte den Sieg davon getragen. Nämlich vor genau - ein kurzer Blick zur Armbanduhr - 6 Stunden und 17 Minuten. Immer noch nicht wacher erreichte sie die Haltestelle an der Uni und stieg aus. Gerade wollte sie den Aushang für die Vermietung ihres, bald alten, Zimmers an eine der zahlreichen, zugekleisterten Wände der Uni pinnen, da lief ein ihr gut bekannter, schwarzer Haarschopf in irgendwelche Zettel vertieft an ihr vorbei ohne sie zu registrieren. Schnell folgte sie ihm, tippte ihm von hinten auf die Schulter. "Morgen, oh ewig fleißiger Student Alex. Man, leg bloß die Zettel weg. Da bekommt man ja ein schlechtes Gewissen!", lachte sie ihn an.

"Morgen.", grummelte er vor sich hin. Ohne ein weiteres Wort vertiefte er sich wieder in seine Zettel.

Oh ja. Das war Alex, wie er leibte und lebte. Dieser Lebensmut und Frohsinn, den er zu jeder Zeit versprühte, machte einfach sprachlos. Und erst die Begeisterung für Gespräche. Naja. Madelaine, die den Riesen nun schon elf Jahre kannte, ließ sich davon nicht abschrecken. "Hey, wir haben uns seit fast 4 Wochen nicht gesehen und alles was du zu sagen hast ist: Morgen." Ziemlich gut seine Tonlage treffend grinste sie auch schon wieder und fuhr fort zu plappern. "Los, erzähl! Was haste denn so alles getrieben? Sprich zu der lieben Tante und red dich von deinen Sorgen frei!"

"Getrieben? Ich? Nix!" Mit einer scheinheiligen Miene schaute er auf Madelaine, die aufgrund der Anspielung schon eine Augenbraue nach oben gezogen hatte.
"Naja, liebe Tante Maddy, bevor du jetzt anfängst mich in die Wangen zu kneifen, werde ich dich mal in alle Neu- und Sinnigkeiten meines Alltags einweihen." Dazu schob er seine Zettelwirtschaft erst einmal vorsichtshalber in seine Tasche und holte tief Luft. "Also! Du kennst doch Bobby und Tessa?", aber Madelaine sah ihn nur fragend an.
"Na, die aus der WG." Nun schien sie doch begriffen zu haben. "Na siehst du, Tantchen, deine grauen Zellen scheinen ja doch noch ein wenig Restöl übrig zu haben. Auf jeden Fall, Bobby macht andauernd Saufparties und kifft sich zu, dass du nicht weißt wo der Bong anfängt und Mr.Bobby aufhört. Und Tessa? Die wechselt die Kerle wie ihre Höschen, die sie völlig überflüssigerweise dann auch noch überall herumliegen lässt. Ich bin nicht in diese WG gezogen um ihr ihre Intimsphäre hinterherzutragen! Aber vor allem, das ist noch nicht mal das Schlimmste. Nein nein! Bei uns ist es wie auf einem Bahnhof! Andauernd sind andere Leute 'zu Besuch'. Ha, dass ich nicht lache! Außerdem scheinen die Beiden es nicht mal für nötig zu halten mich zu fragen, wenn sie ihre überflüssigen Gäste bei mit im Zimmer abladen! Und das vor allem in meinem Bett! Das ist doch die Höhe! Mir reicht's! Ich will aus diesem Irrenhaus raus! So was Ignorantes! Also echt mal! Mein Bett gehört mir! Allein mir! ... Ach ja, und außerdem hat Mama nach dir gefragt. Ich soll dir schöne Grüße ausrichten und "Zeig es Kerlen, mein Kind! Lass dich nicht unterkriegen! Besonders von Alex nicht." Was auch immer das heißen mag. Ich find mich nett!"

Da hatte sich jemand aber ganz schön Frust angesammelt. Madelaine fühlte sich gerade ein bisschen wie von einem Zug der Deutschen Bahn, natürlich Regionalbahn - langsam und gemütlich, überrollt.
Doch da.
Ein Lichtblick.
"Du suchst also eine neue WG? Ich hätte da eventuell, unter Umständen, vielleicht etwas für dich. Du weißt ja, dass ich in sechs Wochen nach Indien geh. Naja, und dann wäre für das ganze nächste Jahr das Zimmer in meiner Wohnung frei. Wenn du willst kannst du es solange haben. Und ehe du fragst, wo der Haken ist, sag ich's dir gleich. Mein Bruder wohnt mit bei mir. Du weißt schon, deine kleine Lieblingsnervensäge. Den müsstest du schon das Jahr über aushalten. Kannst dir ja überlegen, was das kleinere Übel ist.", meinte sie mit einem Augenzwinkern. "Hast du heute nachmittag Zeit? Dann können wir das ja ein bisschen genauer bequatschen. Ich muss nämlich gleich in ein Seminar."

"Dein Bruder? Da muss die Wohnung aber mächtig billig sein! Hm... Aber meinetwegen. Der Gnom hatte sowieso noch nie eine Chance gegen mich. Das fand ich schon immer toll!" Alex konnte sich genau an den kleinen, nervigen Bruder seiner Freundin erinnern. Und an die ständigen Streiche, die der Kleine versucht hatte ihnen zu spielen. Das Problem der kleinen Lieblingsnervensäge, wie Maddy ihn ja liebevoll nannte, war nur immer gewesen, dass er einen entscheidenden Fehler machte. Er dachte nicht nach, mit wem er sich da anlegte! Einen Alexander Wüstmann konnte man nicht täuschen. Doch das begriff der Kleine einfach nicht.
"Wo wollen wir uns treffen?"

"Hm... In unserm kleinen Stamm-Eiscafé am Marktplatz so gegen drei. Okay?"

"Okay."

°**°**°**°

Es klingelte und Marco, der bis vor einer Minute noch unter der Dusche gestanden hatte, hüpfte auf einem Bein über den kalten Fliesenboden im Flur zur Gegensprechanlage und drückte auf den Türöffner, da er wusste, dass es seine Schwester war. Schnell öffnete er noch die Wohnungstür, damit sie reinkam. Dann ging er in die Küche, um sich einen Kakao zu machen, als er im Flur die Stimme des Grauens vernahm. Es nicht glauben wollend, trat er aus der Küche und stolperte fast über seine eigenen Füße, als er in den Flur kam. D.. d.. da stand dieser bissige Köter auch bekannt als Alexander Wüstmann oder Madelaines bester Kumpel. Was ja an sich nichts Außergewöhnliches war, kam dieser doch öfter zu Besuch, auch wenn Marco dann meist weg war, aber die riesige Reisetasche in dessen rechter Hand ließ ihn seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammenziehen und seine Schwester mit einem sezierenden Blick strafend ansehen. Er war ja nicht blöd. Er konnte durchaus Eins und Eins zusammenzählen.
"Das da ist nicht dein Ernst!?", fragte er seine Schwester, dabei den nackten Arm zu Alex austreckend und den Finger auf ihn zeigend. Natürlich hielt er einen Sicherheitsabstand! Nicht, dass der noch zubiss.
"Doch.", war alles was seine liebe Schwester dazu sagte.
Ihm entgleisten die Gesichtszüge. "Aber.. aber..", meinte er ausnahmsweise mal sprachlos.

"Gnom!" Das war alles was Alex für den Kleinen übrig hatte. Bis auf das bösartige Grinsen natürlich, welches er dem Anderen auch gerne offen zuschleuderte. Dann ließ er ihn einfach stehen und durchquerte die Wohnung, bis er zu dem Zimmer kam, von dem er wusste, dass es das nächste Jahr über sein Zuhause sein würde. Diese zweibeinige Zwecke mit ihren Bösartigkeiten würde er einfach mundtot machen, wenn es sein musste. Das hatte die letzten Jahre ja auch super geklappt.

/Na warte! Du bist sowas von tot./ Was glaubte der Typ, wer er war, einfach den großen, mächtigen, furchteinflößenden Marco von und zu Seifert zu ignorieren. Noch mitten in der Planung seines Attentats sprintete er hinter dem Grauäugigen hinterher und sprang diesem ins Genick, dessen Hals leicht strangulierend. Leider bemerkte er dabei nicht, wie seine Schwester ihn an seinem Handtuch ziehend aufhalten wollte. Erst als diese mit eben jenem und einem "Ähm, Marco...?" hinter ihnen stand, weiteten sich entsetzt seine Augen.
"Gib das sofort wieder her!"

Alex fragte sich während Marcos Attacke schon, ob es wirklich eine so gute Idee war hier einzuziehen. Immerhin war die erste Reaktion seines zukünftigen Mitbewohners ein sanftes Würgen seines Halses. So funktionierte das ja wohl nicht! Respekt vor dem Alter war diesem abgebrochenen Zwerg wohl ein Fremdwort. Der Kerl war immerhin ganze 27cm kleiner und wagte es, ihn anzugreifen. So hatten sie nicht gewettet.
Damit drehte er sich wutentbrand um. Doch als er dann den zu der Zeit schon total rot angelaufenen Marco sah, wie er nackt auf seine Schwester zuhechtete und ihr das Handtuch aus der Hand riss, musste er losprusten. "Na, ein kleiner Willkommensstrip für mich? Danke danke, aber ich steh nicht auf kleine Stachelknirpse wie dich! Ha ha ha ha! Maddy, dein Bruder ist echt unterhaltsam! Ha ha ha!"

"STACHELKNIRPS!! Ich glaub's ja wohl nicht. Hast du etwa irgendwas an meiner Frisur auszusetzen, du.. du.. ", er pausierte kurz um sich das Handtuch wieder um die Hüften zu knippern, dieses Mal mit doppeltem Fischerknoten.
Kleinstadt mitten in Deutschland - strahlender Sonnenschein - das Handtuch hält.
"Riesenbaby!", kam es verspätet aus seinem Mund. Niemand sagte etwas gegen seine topmodischen grünen Haare im Stachellook mit schwarzen Spitzen. Schon gar nicht dieser räudige Hund mit seinen schwarzen Loten.

"Riesenbaby. Uh, jetzt hab ich aber Angst!" Damit machte Alex auf seinem Absatz kehrt und verschwand in seinem brandneuen Zimmer. Auch Madelaine achtete nicht weiter auf ihren Bruder und folge ihm.
"Schön groß hast du es hier. Oder besser: habe ich es hier. Darf ich die Wände schwarz tapezieren?"

"Außerdem bist du ja nur neidisch auf meinen Astralkörper!", brüllte Marco Alex noch hinterher, ehe auch er sich erhobenen Hauptes davon machte, um sich doch mal in Schale zu werfen. Schließlich hatte er heute abend noch was vor.
Unterdessen zweifelte seine Schwester, die in nicht mal mehr zwei Wochen nach Indien fliegen würde, ihren Vorschlag ihrem Freund das Zimmer zu geben stark an. "Nein, darfst du nicht! Nur damit das klar ist." Damit ging sie durch das mittlerweile fast komplett leer geräumte Zimmer zum Fenster und sah kurz raus, ehe sie sich wieder zu dem neuen Bewohner umdrehte. "Also, wie du siehst, sind die Schränke alle ausgeräumt. Ich wohne die letzten Tage bei meinen Eltern. Du kannst dein Zeug also unbesorgt einräumen. Los komm. Stell deine Tasche ab und dann gehen wir runter zum Auto und entladen es, damit wir die nächste Fuhre holen können. Schließlich brauchen meine Eltern ihren Wagen in drei Stunden wieder."

*°*

Die Aktion Auto ausräumen dauerte länger, als erwartet. Marco hatte nämlich beschlossen die beleidigte Leberwurst zu spielen und seiner Schwester sowie Alex das Schleppen von Kommoden samt anderer viel zu schwer aussehender Sachen zu überlassen. Schließlich hatten sie ihn einfach in der Entscheidung, ob Alex überhaupt einziehen durfte, schändlichst übergangen. Er hätte dem aber wahrscheinlich sowieso nie zugestimmt. Selbstverständlich!
Madelaine und Alex zuzuschauen, wie sie sich abmühten war auch viel lustiger. Der Größenunterschied zwischen den Beiden machte ihnen ganz schöne Schwierigkeiten und die dummen Sprüche von Marco, die in regelmäßigen Abständen kamen brachten den Schwarzhaarigen ebenso regelmäßig auf die Palme. Wofür hielt sich dieser Typ eigentlich!

Eben jener Typ hatte aber mittlerweile genug gesehen. Auf die Dauer wurde es doch langweilig, da weder Madelaine noch Alex auf seine Sticheleien reagierten. Überlegend, was er jetzt machen könnte, ging er in sein Zimmer. Umgezogen für die Disco heute abend war er und was gegessen hatte er auch. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er noch über eine Stunde Zeit hatte, bis ihn seine Freunde abholen würden.

Seine Schränke und das Bett hatte er schon zuvor mit seinem Vater zu seinen Eltern gebracht. Da sie in der gleichen Stadt wohnten war das auch überhaupt kein Problem. Im Winter würden sie zwar etwas meckern, weil er die Garage zugestellt hatte und somit kein Auto mehr Platz hatte, aber wegen dem bisschen Scheiben kratzen bei Minusgraden würden sie sich schon wieder einkriegen.

Marco hatte unterdessen auf dem Bett sitzend angefangen ein Buch zu lesen. Besser gesagt er hatte es versucht. Da aber zwei, namentlich nicht genannt werden wollende, Wesen in der Wohnung aber gerade ziemlichen Lärm veranstalteten, konnte er sich nicht so recht darauf konzentrieren. Genervt, weil wieder irgendetwas über den Boden schabte warf er das Buch von sich in die andere Ecke des Bettes.

Die Ausräumarbeiten des Vehikels waren mittlerweile abgeschlossen und die Hauptarbeit fokussierte sich nun innerhalb der Wohnung. Sie hatten alle Sachen nach oben verlagert und das Auto war auch wieder an Ort und Stelle. Endlich konnte Alex sich das erste Mal darauf konzentrieren, wie er sein neues Zimmer denn einrichten wollte. Die alte, restaurierte Kommode musste direkt neben das Bett. Um gut lesen zu können würde er dann noch die neue Lampe darauf stellen. Auf diesen Fang war er besonders stolz gewesen. Er hatte sie auf einem Flohmarkt gefunden. Sie war wunderschön gedrechselt und dunkel lasiert. Der Lampenschirm bestand aus milchigen Glasfragmenten, welche wie ein Mosaik in ebenfalls dunkles Metall einfasst waren. Wie er diese Lampe liebte. Deshalb hatte es ihn auch nicht weiter gestört, dass er etwas tiefer in seinen Geldbeutel greifen musste, als sich der Verkäufer partout nicht überreden ließ noch ein wenig mit ihm zu handeln.

Total gelangweilt tapste Marco in den Flur. Doch war hier war auch nichts Weltbewegendes zu finden. So machte er sich auf den langen und gefährlichen Weg durch das Treppenhaus zum Briefkasten. Es könnte ja sein, dass der Postbote wider Erwarten Freitag abend halb acht doch nochmal vorbeigekommen war und was Interessantes in ihren Briefkasten gesteckt hatte. Leider war dem nicht so und Marco ging lustlos wieder zurück in den zweiten Stock. Normalerweise war er doch nicht lahm. Anscheinend versprühte sein neuer Mitbewohner sehr starke negative Energie und brachte damit sein Qi aus dem natürlichen Gleichgewicht.
In seine Überlegungen vertieft erreichte er schließlich wieder den Flur. Und sofort fiel ihm was ins Auge. Eine lustige, alte Tischlampe mit Glasschirm.

Es war schon eine ganze Weile ruhig, als Alex das erste Mal bemerkte, dass es nicht nur erstaunlich lange ruhig war, sondern dass es vor allem viel 'zu' ruhig war. Komischerweise konnte er aber auch gar keine dummen Einwände von seinem Lieblingschrecken mehr hören. Doch die Stille währte nur kurz. Plötzlich Alex konnte ein lautes Scheppern hören. Alarmiert rannte er aus dem Zimmer und erblickte Madelaine, die ebenfalls vom Donner gerührt dastand. Außerdem war da noch eine kleinere Person, die verzweifelt versuchte etwas vor ihm zu verbergen.
"Marco, was hast du angestellt?!"


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