Titel: Urlaub und andere Grausamkeiten
Autor: Lapis
Teil: 10/10
Genre: Reale Welt
Rating: PG-12
Warnung: sap
Kommentar: Hallöchen!!!! Yo, da wären wir also beim 10. Teil... ganz schön was zusammengekommen, hätt ich am Anfang gar nicht gedacht..... Der Teil ist ein wenig anders als die anderen, find ich jedenfalls... Mein toller PC hatte nämlich ne kaputte Festplatte und die 1. Version dieses Teils war danach einfach futsch! Musste dann halt noch mal schreiben und das war gar nicht so leicht, weil ich schon im 11. Teil drin hing.... Na ja, aber ich fange an zu tratschen und bevor ich euch hier noch viel mehr Unsinn erzähl....... Viel Spaß beim Lesen!! Eure Lapis
Disclaimer: Alle Jungs sind MIR! Und ich mag sie, deshalb geb ich sie auch nicht her! Ich hab sie bei mir im Schrank eingeschlossen...
Inhalt: Wenn die Mutter mit dem Sohne... in den Urlaub fährt... und die Zeit danach...
"..." = Gesprochenes
'...' = Gedachtes
*Wort* = ein betontes Wort
Teil 09 | Teil 10
"Karsten! Ich wette, es ist Karsten! Hast du endlich
geschnallt, dass der Kerl in dich verknallt ist und das schon
seit was-weiß-ich-wie-lang?!"
Maik hatte ein richtig selbstzufriedenes Grinsen im Gesicht
während ich vor Schreck beinahe vom Stuhl gefallen wäre.
Ich wusste nicht, was mich mehr Schockte:
die Tatsache, dass er dachte, ich sei in Karsten verliebt oder
die Behauptung, Karsten wäre in mich verliebt.
"Na, hab ich recht?", wollte der Frisör wissen und frottierte
leicht meine Haare.
Ich hatte meine Sprache wieder gefunden.
"Nein! Wie kommst du denn darauf!?"
"Nicht?! Schade. Ihr würdet doch ein super Paar abgeben! Ich
meine, ihr passt zusammen wie sprichwörtlich die Faust aufs
Auge. Ihr ergänzt euch, habt ähnliche Interessen und seid doch
ganz verschieden. Wenn man mit euch zwei zusammen ist fühlt man
sich wohl was daran liegt, dass ihr so locker miteinander
umgeht und so. Ach, man kann es schlecht erklären, aber ihr
beide seid wirklich füreinander geschaffen. Glaub mir, ich seh
so was!"
Maik hatte angefangen meine Spitzen zu schneiden weswegen ich
nicht abwertend den Kopf schütteln konnte.
Ich war immer noch fassungslos.
Aber irgendwie hatte der Gedanke auch was angenehmes an sich,
etwas, was ganz tief in mir ein süßes Gefühl auslöste, das mir
gleichzeitig aber auch ganz schön Angst einjagte.
"Wie um alles in der Welt kommst du dazu, zu behaupten Karsten
hätte sich in mich verknallt?! Bist du denn von allen guten
Geistern verlassen?! Wir sind doch nur Freunde. Gut, wir kennen
uns schon lange und so, aber das ist doch noch lang kein Grund,
auf solche Gedanken zu kommen!"
Maik lachte.
"Du bist mir ja ein Unschuldslämmchen! Hast du etwa noch nie
bemerkt, wie Karsten dich ansieht?"
Ich musste nicht in den Spiegel sehen um zu wissen, dass ich
verwirrt aussah.
"Du siehst Gespenster!"
"Nein. Ich weiß was ich sehe! Und ich weiß, wie jemand aussieht
der schwer verliebt ist. Da muss ich mir nur Chris anschauen
wenn er mich ansieht. Vergleich dann mal seinen Blick mit
Karstens und dir wird alles klar. Der liebt dich, ohne Scheiß!
Das war das erste, was mir an euch beiden aufgefallen ist: dass
er dich liebt und du das nicht schnallst!"
Ich schnitt ihm im Spiegel eine Grimmasse.
"Danke. Ich bekomme zur Zeit nur Komplimente an den Kopf
geworfen.", frotzelte ich. "Aber da läuft nix und ich bin immer
noch der Meinung du hast ein an der Waffel. Und jetzt will ich
nicht mehr darüber reden! Es ist nicht Karsten."
Maik seufzte, schnippelte aber unbeirrt weiter.
"Wenn du meinst... Schade... Wer ist es dann? Kenn ich ihn?"
"Nein, ich glaube nicht. Aber wenn das was wird - und das hoffe
ich – dann lernst du ihn schon kennen, keine Sorge! Ich werde
ihn dir nicht vorenthalten."
Dafür erntete ich eine leichte Kopfnuss.
"Wie sieht er aus?"
"Super!"
Maik verdrehte die Augen.
"Toll. Darunter kann ich mir jetzt sehr viel vorstellen..."
"Idiot. Na ja, er hat supertolle Augen und seine Stimme ist
echt der Wahnsinn und überhaupt ist der ganze Kerl attraktiv
wie noch was und-"
Maik unterbrach mich indem er mir lachend auf die Schulter
klopfte.
"Dich hat’s ja voll erwischt, was?! Freut mich, diesen
Supertypen will ich auf jeden Fall mal kennen lernen."
"Aber lass ja die Finger von ihm!", drohte ich scherzend.
Dabei war das total überflüssig, Maik hatte seinen Chris und
liebte ihn über alles.
"Kommt ihr zwei eigentlich zu Jennys Party?", lenkte ich ab, da
ich ungern über so etwas redete.
Na ja, ungern eigentlich nicht, aber halt nicht mit jedem.
Ich wusste, dass Jenny die beiden eingeladen hatte, schließlich
gehörten sie so gut wie zur Clique.
"Yupp, das haben wir vor. Allerdings nicht so lange, wir
fliegen schließlich Sonntag in Urlaub. Außerdem, nach allem,
was ich so mitbekommen habe, hat sie ordentlich eingekauft...
Und ich will nicht mit einem Kater, geschweige denn mit einem
verkaterten Chris in den Urlaub fliegen! Wie viel willst du weg
haben? Drei Zentimeter, wär das okay?"
"Ja, mach nur. Hauptsache, ich seh wieder ordentlich aus."
"Oha. Was hast du denn schönes vor, dass du nach was ausschau'n
musst?"
Im Spiegel konnte ich beobachten, wie Maik konzentriert an die
Arbeit ging.
"Och, ich treff mich morgen mit ihm. Aber es liegt nicht daran,
eigentlich wollte ich sie mir schon vor meinem Urlaub schneiden
lassen, aber da kam ich dann nicht dazu."
"Ich dachte, du fährst dieses Jahr nicht in Urlaub, weil du
diesen Job da hast und auf deine Japanreise sparen willst?"
Ich baumelte mit den Füßen.
Das ging echt gut, weil Maik nämlich ein Riese war und die
Stühle immer hochstellen musste um bequem schneiden zu können.
"Ich hab meine Pläne kurzfristig geändert. Nee, meine Mutter
wollte zuerst allein nach Italien, aber ich hab gesagt, ich
will mit. Hab ich halt nicht die ganzen Ferien über gearbeitet,
was solls?? Das Geld liegt auf der Bank, bringt Zinsen und
zwei, höchstens drei Jahren erfüll ich mir diesen Traum!"
"Und, war’s schön?"
Ich überlegte kurz.
War es wirklich schön gewesen?
Nein...
Dafür hatte etwas - besser gesagt jemand - ganz bestimmtes gefehlt...
"Eigentlich nicht so ganz... Ganz nett und mal was anderes,
aber so richtig gefallen hat es mir dann doch nicht so ganz."
Maik hob eine Augenbraue, sagte aber nichts mehr dazu.
"Wie geht es deiner Mutter?", wollte er stattdessen wissen.
Meine Mutter ließ sich hier auch ab und zu die Haare richte,
aber nur, wenn es ganz kurzfristig sein musste und 'ihr' Frisör
keinen Termin frei hatte.
"Gut. Ihr hat's gefallen. Momentan bereitet sie sich wohl
wieder ein bisschen auf die Schule vor. Glaub ich jedenfalls."
"Glaubst du? Weißt du denn nicht, was deine Mutter zuhause
alles macht?"
Schnipp schnapp.
Maik schnippelte an meinem Pony herum und die abgeschnittenen
Haarspitzen kitzelten mich an der Nase und auf den
Wangenknochen.
"Ich bin doch nicht ihr Babysitter! Außerdem war ich seit
gestern bei Karsten, woher soll ich da also wissen, was sie
daheim macht?"
"Soso", sagte Maik nur und ich wusste jetzt nicht, ob er das
darauf bezog, dass ich die ganze Zeit bei Karsten war oder
darauf, dass ich sagte, ich sei nicht Mamas Babysitter.
Aber ich wollte auch nicht nachhaken.
"Und sonst? Was gibt es neues?"
Wollte man den neuesten Klatsch und Tratsch der Gegend wissen
ging man einfach zum Frisör.
Das wusste ich von meiner Mutter und als ich alt genug war, um
allein zum Frisör zu gehen hatte ich genau diese Erfahrung
gemacht.
Da die meisten Leute ihren Stammfrisör hatten kannte man
natürlich jeden, der dort ein und aus ging und man ratschte
über dies und das.
Manchmal frage ich mich, wie Maik es mit dem ganzen
Klatschtanten nur aushielt.
"Nichts, was interessant für dich wäre. Es sei denn, es
interessiert dich, das Frau Krüger schon zum dritten Mal Oma
geworden ist, Beate ihre zweite Tochter erwartet, Reinhart
nächste Woche seine Verlobung feiert, Bernd zum Bikertreff
gefahren ist, Monika und Sven ihren Wohnwagen verkauft haben
und die Siegerts einen dreijährigen Jungen adoptiert haben.
Jochen hat sich beim Downhill den Fuß gebrochen, Susanne wurde
von nem Hund gebissen und Robin hat schon wieder ne neue
Freundin. Aber ich gehe mal davon aus, dass du davon nichts
hören willst, also erwähne ich es gar nicht erst."
Ich verdrehte die Augen zur Decke.
"Danke. SO genau wollte ich das gar nicht wissen... War doch
nur eine rethorische Frage."
Maik wollte gerade etwas sagen als mit einem leisen Geräusch
die Türe geöffnet wurde.
Wir beide sahen auf um zu sehen, wer der 'Eindringling' ist.
"Chris!" jubelte Maik und ließ sofort meine Haare Haare sein um
zu seinem Liebsten zu eilen.
Ein wenig neidisch war ich schon auf die beiden, als ich
zusehen musste, wie sie sich begeistert um den Hals fielen.
Oder eher, wie Maik seinen Schatz als Beweis seiner
tiefgründigen Liebe beinahe erwürgte.
Ich machte mich schon darauf gefasst, den Notarzt zu rufen und
Erste Hilfe leisten zu müssen, als der Frisör von dem Studenten
abließ, nur um ihn gleich mit einem langanhaltenden Kuss den
kaum wiedergefundenen Atem zu nehmen.
"He, Maik!"
Also echt, musste er sich ausgerechnet jetzt so benehmen??
Konnte er damit denn nicht warten, bis Lucas und ich auf jeden
Fall zusammen waren oder sie beide zumindest nicht in meiner
Nähe sind??
Da Maik nicht reagierte sah ich mich nach einem Gegenstand um,
den ich ihm gefahrlos an die Rübe pfeffern konnte.
Falls ich ihn treffen sollte.
Musste er meine sowieso schon verrücktspielenden Hormone und
meine überaus aktive Fantasie auch noch mit soooo einem Kuss
anregen??
Innerlich sah ich schon Lucas und mich engumschlungen und
knutschend auf Lucas Bett liegen.
"Maaaaaiiiik!!!"
Es war mir egal, dass ich mich wie ein quengelndes Kleinkind
anhörte.
ER war es ja nicht, der hier so leiden musste!
Schließlich wurde mein Flehen erhört und Maik ließ von Chris
ab.
Erleichtert lehnte ich mich ein wenig zurück.
Chris, der langsam wieder zu Atem kam, lächelte mich an: "Hi
Mandy. Lässt du dich auch mal wieder blicken?"
Ich grinste zurück.
"Klar. Ich frage mich, wie du nur ohne mich überleben
konntest."
"He!", empörte sich Maik. "Was soll denn das nun heißen?"
Wieder hatte der junge Frisör seine Arme um Chris Hals
geschlungen.
Ich versuchte, einen möglichst ernsten und ausdruckslosen
Gesichtsausdruck hinzubekommen als ich erwiderte: "Nichts. Hab
ich irgendwas gesagt?"
"Pass bloß auf", drohte Maik. "Immerhin soll ich ja noch deinen
Haare schneiden, oder? Achte also auf deine Zunge, sonst
schneide ich ganz ausversehen eine richtig schöne,
unübersehbare Stufe hinein."
"Na ja, mir würde es ja schon langen, wenn du dein Hinterteil
wieder zu mir bewegen und weiterschneiden würdest. Schau mal,
der arme Chris wird langsam blau im Gesicht. Willst du deinen
Klammergriff nicht wenigstens etwas lösen? Nur, damit er
wenigstens wieder Luft holen kann. Er wird dir ja schon nicht
weglaufen."
"Oh."
Der feste Griff löste sich ein wenig und Chris meinte nur
trocken: "Da wäre ich mir nicht so sicher."
Entgeistert starrten Maik und ich ihn an und ich hoffte genau
wie Maik, dass wir uns da eben verhört hatten.
Chris konnte doch nicht ernsthaft...
"Chris! Du meinst doch nicht... Du kannst doch nicht... Ich
meine... Du meinst das doch nicht ernst?!", stotterte Maik
entsetzt und ich bemerkte die Tränen in seinen Augenwinkeln.
Oh, oh!
Hätte ich bloß nicht damit angefangen...
Doch da erschien auch schon ein freches Grinsen in Chris'
Gesicht und wir beide atmeten erleichtert aus.
"Quatsch! Ich würde dich doch nicht alleine lassen! Das kann
ich der Welt doch nicht antun und außerdem wäre das Leben ohne
dich nur halb so schön und total langweilig. Schließlich hab
ich dich doch lieb, du Quatschkopf."
"Dann jag mir doch nicht so einen Schrecken ein! Sonst sterbe
ich viel zu früh an Herzversagen, wenn du mich so schockst! Ich
schneid Mandys Haare noch fertig, machst du solange einen
frischen Kaffee? Der alte ist bestimmt schon kalt."
Maik bequemte sich endlich wieder dazu, an meiner Haarpracht
weiterzuarbeiten.
"Aber Maik, kalter Kaffe macht doch bekanntlich schön!",
spottete ich. "Davon solltest du eine Menge trinken."
"Ach ja?! Kneif dir in die eigene Nase, bist auch nicht besser
dran!", kam es postwendend zurück.
Chris verschwand kopfschüttelnd im Nebenzimmer, ich glaube er
murmelte etwas, das entfernt nach "da haben wir zwei Spaßvögel
auf einem Haufen, Himmel hilf" klang, aber ich war mir nicht
sicher.
Jedenfalls war ich 20 Minuten später endlich fertig.
"Tadaaa!! Meine Herren, und nun das neueste Meisterwerk des
unglaublichen, unübertreffliche, einfach supergenialen
Starfrisörs Maik!!!"
Mit diesen Worten wurden meine Haare noch einmal verwuschelt
und ich durfte das Werk im Spiegel betrachten.
Und ich konnte endlich wieder was sehen, ohne störende
Haarfransen im Gesicht zu haben!
Und so verwuschelt wie meine Haare jetzt waren, sah das sogar
richtig gut aus.
Während Chris einen Kaffee schlürfte und Maik den Salon ein
wenig aufräumte unterhielten wir uns über dies und jenes, über
alles und nichts.
Beinahe hätte ich mich festgequatscht, doch die nächste Kundin
riss uns aus unserem Gespräch.
Da es Frau Wagner persönlich war – eine Bekannte meiner Eltern,
die ich nicht leiden konnte, weil sie sich ständig mit mir
unterhalten will – machte ich, dass ich so schnell wie möglich
hier raus kam.
Ich hätte zwar ganz gern noch ein wenig mit den beiden
gequatscht, aber nicht zu diesem Preis!!
Außerdem musste ich ja noch die Geburtstagskarte für Jenny
besorgen.
***
"Halloooooo!!! Bin wieder zuhause!!"
Stille.
"Huhu!! Ich bin da, wo seid ihr??"
Immer noch war alles ruhig.
Nanu, war denn sonst keiner da?
Nich mal meine Mutter, die sonst eigentlich ständig irgendwo im
Haus zu finden war?
Na ja, auch schön, so hatte ich noch ein wenig Zeit für mich
und musste mich nicht gleich lächerlich machen, in dem ich
erklärte, dass ich mir die Hände verbrannt hatte.
Denn darauf würden sie mich bestimmt ansprechen, jede Wette.
Ich ging in mein Zimmer und öffnete erst mal meinen
Kleiderschrank.
Hoffentlich würde ich auch passende Klamotten für morgen
finden...
Nach einigem hin und her entschied ich mich dafür, eine
Bluejeans anzuziehen, die schön eng saß und meine Beine betonte
und dazu ein hellblaues T-Shirt, dass auf dem Rückenteil
aufgedruckte Flügel hatte.
Und noch einen schneeweißen Pullover, falls das Wetter nicht so
gut war, wie ich hoffte.
War sonst eigentlich nicht mein Stil, aber für morgen fand ich
es irgendwie passend.
Wann immer ich an den morgigen Tag dachte, fühlte ich ein
Kribbeln und Wuseln in meiner Bauchgegend, dass machte mich
langsam wahnsinnig.
Dagegen half nur eines:
CD reinlegen und voll aufdrehen!
Und dann am besten auch noch die Nachbarn ignorieren, die sich garantiert
keine zwei Minuten später beschwerend werden.[1]
Ich baute mich also vor meinem gut gefüllten CD-Regal auf und ließ suchend
einen Finger über die CD-Rücken gleiten.
Hmm, welche sollte ich nehmen?
Luna Sea?[2]
Nein, die hatte ich auf der Busfahrt dabei.
La’Arc~En~Ciel?[2]
Nein, dafür war ich nicht in der richtigen Stimmung.
X-Japan?[2]
Hmm, ja, das könnte man nehmen!
Kurz darauf erklang ein fröhliches Crucify my love im ganzen
Haus.[3]
Entspannt macht ich es mir auf meinem Bett gemütlich und dachte
an alles und nix, ließ einfach die Musik in mich fließen.
Aus dieser wunderbaren Idylle riss mich mein knurrender Magen
und so verließ ich die kuschelige Wärme meines Zimmers um den
Kühlschrank zu inspizieren.
Dort entdeckte ich noch Lasagne, die ich mir in der Mikrowelle
aufwärmte und mit Heißhunger verschlang.
Dann verzog ich mich wieder in mein Reich, um vom morgigen Tag
zu träumen.
***
Mitten in meine Hochstimmung hinein kam meine Mutter - von mir
ungehört, was ich X-Japan zu verdanken hatte - in mein Zimmer,
ein Tablett mit belegten Broten und frisch aufgebrühten
Früchtetee, gemischt mit Orangensaft, in der Hand.
Sie stellte es auf meinem Schreibtisch ab und ich machte die
Musik leiser.
Ich merkte, wie sie mich beobachtete.
"Na, wieder beruhigt?"
Was sollte das denn? Sprach sie etwa den Streit mit Vater an?
Ich hatte jedenfalls nicht vor, mir den heutigen auch noch
verderben zu lassen!
"Ich kann es einfach nicht mehr mit anhören. Ich meine, wie
Papa mit dir spricht", sagte ich.
Mama angelte nach einem Salamibrot.
"Nun ja", sagte sie, "er findet selten den richtigen Ton,
trotzdem meint er's nicht so."
"Was heißt denn, 'er meint es nicht so'?" Ich verstand meine
Mutter nicht. "Schließlich spricht er mit dir wie mit einem
kleinen Kind!"
"Hat sich aber später bei mir entschuldigt." Sie sah mich an,
als erwarte sie stürmischen Applaus. "Das kommt schon alles
wieder in Ordnung. Und leicht hat er's auch nicht."
Ich zog eine Augenbraue nach oben.
Ob irgendetwas vorgefallen war, dass Mama wieder so
umschwenkte?
"Was ist mit Papa?"
"Er muss schließlich für fast alles aufkommen", sagte Mama.
"Und in Zeiten des Stellenabbaus ist das eine große Belastung
für ihn. Auf seiner Exkursion ist auch so einiges schief
gelaufen."
Der Blick meiner Mutter war voll mitfühlender Sorge.
Jetzt sollte ich mich womöglich auch noch entschuldigen!
"Man muss eben lernen die Dinge so nehmen, wie sie sind", sagte
Mama.
Aha, meine Mutter ist jetzt also unter die Zenphilosophen
gegangen.
Erinnerte sie sich eigentlich noch an unser Gespräch vor ein
paar Tagen?
Da hatte sie ganz anders geklungen!
"Jawohl, Friede, Freude, Eierkuchen", sagte ich und wünschte
mir, meine Mutter wäre konsequenter. "Und was ist mit Franco?
Was ist mit dem?"
Sie lächelte.
"Der wird mein Geheimnis bleiben."
"Du meinst wohl: unser Geheimnis", verbesserte ich.
Mutter goss mit Tee ein und machte ein verschmitztes Gesicht.
"Ob er schreiben wird? Bin wirklich gespannt!"
Der Tee duftete nach Japan und besaß die Farbe von
Hibiskusblüten.
Ich spürte ihn heiß und süß über meine Lippen rinnen, die *er*
gestern zum ersten Mal berührt hatte.
Das war mein Geheimnis.
Alles ließ ich noch einmal in Gedanken vorüberziehen: das
Atelier mit dem Großmaul Toby; Amelia, die zuviel rauchte;
Lucas, mit seinen beiden schwulen Katern.
"An was denkst du?", wollte Mama wissen.
"An ein schönes Geheimnis", sagte ich, "noch ein anderes."
Hinter meiner Stirn beginnt meine eigene kleine Welt und
niemand darf da hinein, es sei denn, er hat angeklopft und ich
hab "Ja, herein" gesagt.
"Wenn er schreibt, dann schreibt er an dich, das hab ich ihm
ausdrücklich gesagt", sagte Mama.
Sie war verrückt.
Dann schweiften meine Gedanken zu Karsten.
Wie ihm jetzt wohl zumute war?
Jahrelang habe ich ihn ein wenig um seine lockere, offene Art
beneidet, aber jetzt wollte ich um keinen Preis dieser Welt in
seiner Haut stecken.
Ich hatte eigentlich keine Angst vor Sex.
Aber ich stellte mir vor, dass es das Höchste ist, um jemanden
nahe zu kommen, um sich total auf jemanden einzulassen.
Nie würde ich auf die Idee kommen, es mit der erstbesten Person
zu tun!
Ich stellte mir vor, wie es in einem ganz besonderen Augenblick
geschah, mit Musik und Kerzenlicht und einem offenen Fenster,
durch das der Abendwind wehte.
Vielleicht würde draußen ja genau in diesem Moment eine Amsel
singen.
Wir würden zusammen aufwachen und uns einfach freuen wie kleine
Kinder und ich würde ihm sogar erlauben, meine Zahnbürste zu
benutzen.
Meine Mutter hat mir immer erzählt, nur wenn man einem seine
Zahnbürste ausleihen könne, liebe man ihn wirklich.[4]
Auf alle Fälle hätten wir, ich und mein Liebster, keine echten
Geheimnisse voreinander, wir würden uns alles erzählen von
unserem bisherigen Leben, unseren Wünschen und Träumen, aber
auch unsere Ängste.
So dachte ich über mein zukünftiges Leben und als mein Liebster
kam nur Lucas in Frage.
Und der Rest der Welt konnte uns den Buckel runterrutschen!
Draußen war flammend und purpurrot die Abenddämmerung
eingefallen.
Mama verschwand wieder mit dem Tablett, während ich aus meinem
Fenster beobachtete, wie sich das ganze Himmelsspektrum vor mir
entfaltete.
Ich kann nur sagen, dass es mich irgendwie beruhigte: diese
Farberscheinung, die wie eine riesige Blüte über dem Auf und Ab
der Dächer und Schornsteine stand und mit ihren Blütenblättern
mitten ins Universum ragte.
Ich fand, dass ich Grund hatte, glücklich zu sein.
***
Als mein Wecker am nächsten Morgen klingelte war ich so schnell
aus dem Bett wie noch nie zuvor.
Ich hatte einen wunderschönen Traum und wenn ich verdammt viel
Glück hatte und mich ranhalten werden, würde sich zumindest ein
Teil davon heute erfüllen!
Fröhlich pfeifend verschwand ich im Bad um eine ausgiebige
Dusche zu nehmen, was viel besser klappte als gestern, weil
meine Hände nicht mehr so stark schmerzten.
Nur wenn ich sie ganz fest irgendwo draufdrückte oder anstieß,
durchfuhr mich ein stechender Schmerz.
Ich gönnte mir eine lange, ausgiebige Dusche; shampoonierte
meine Haare mit viel Shampoo, das lecker nach verschiedenen
Früchten roch und benutzte auch großzügig von meinem – erst
kürzlich gekauften – Cocos-Duschgel.
Meine Mutter staunte nicht schlecht, als ich schließlich in ein
großes Badetuch gewickelt zum Frühstückstisch tapste und mir
eilig ein paar Brötchen schmierte.
"Guten Morgen Mandy! Was machst du denn schon auf? Ist heute
irgend etwas besonderes los?"
Hastig schluckte ich den ersten Bissen von meinem
Marmeladebrötchen hinunter und antwortete ihr.
"Ich geh heut in die Wilhelma. Bin zum Mittagessen also nicht
da. Und ich weiß auch nicht, wann ich wieder komme!"
Ein wenig verblüfft sah meine Mutter mich an.
"Du gehst in die Wilhelma?! Alleine? Oder mit Karsten und Mark?
Was wollt ihr denn dort machen? Soll ich dir noch ein Vesper
mitgeben?"
"Mama! Das wird keine Schulausflug oder so! Ich geh mit Lucas,
er hat mich dazu eingeladen."
Ich wurde mit hochgezogener Augenbraue gemustert.
"Lucas? Etwa der Lucas? Und er hat dich eingeladen?"
"Mama! Musst du alles zwei mal gesagt kriegen? Ja, DER Lucas,
und ja, er hat mich eingeladen. Er hat gestern angerufen und
mich gefragt, ob ich nicht Lust drauf hätte und da ich schon
lang nicht mehr war, dachte ich, warum nicht."
Immer noch sah meine Mutter sehr skeptisch aus, und noch ehe
sie den Mund aufmachte, wusste ich, was sie sagen würde.
"Und du gehst wirklich nur mit, weil du schon so lange nicht
mehr in der Wilhelma warst? Das kann ich irgendwie nicht ganz
glauben... Mandy, du weißt, du kannst mir alles sagen. Und wenn Lucas eben
derjenige ist, den-"
"Ich weiß, das ich mit dir darüber reden kann, aber lass mal
gut sein. Ich muss mich beeilen, Lucas holt mich in einer
Stunde ab und ich muss mich noch fertig machen.", unterbrach
ich meine Mutter, bevor sie aussprechen konnte, was ich
fürchtete, das sie sagen würde.
Beinahe fluchtartig verließ ich die Küche – in der Hand noch
zwei belegte Brötchen – und verschwand in meinem Zimmer.
Dort wurde erst Mal zuende gegessen.
Danach schnappte ich mir die Haarbürste und verzog mich in das
Badezimmer, cremte meinen Körper mit viel Körperlotion mit
Cocosgeschmack ein und bürstete überaus gründlich meine Haare.
Meine Zähne putzte ich gleich zwei Mal – nur zur Sicherheit.
Während ich wieder zurück in mein Zimmer lief, hörte ich, wie
meine Mutter die Geschirrspülmaschine einräumte und dabei
Modern Talking hörte.
Mir wurde schlecht und ich drehte meine X-Japan-CD von gestern
wieder auf.
Crucify my love auf Endlosschleife.
Leise mitsingend schlüpfte ich in meine Klamotten, nur den
Pullover ließ ich noch auf dem Bett liegen.
So, wie das bis jetzt aussah, herrschte draußen schönster
Sonnenschein.
Gerade wollte ich in Träumereien versinken, als mein Handy
piepte.
Suchend sah ich mich um.
Wo nur hatte ich diese ungeliebte und doch so nützliche Objekt
nur hingetan?!
Im Rucksack wurde ich schließlich fündig.
‚Eine Kurzmitteilung erhalten’ stand da.
Okay, ich würde mich mit meinen bescheidenen Kenntnissen doch
hoffentlich dazu bringen, diese SMS auch zu lesen, ohne gleich
die Gebrauchsanweisung dieses Geräts studieren zu müssen, von
der ich zudem auch nicht wusste, wo ich sie hin hatte.
Wenige Minuten später konnte ich den Text lesen.
‚Hi Mandy! Bin in zehn Minuten bei dir! Früher als abgemacht,
hoffe das macht nix! Bis gleich, Lucas’
Mein Herz klopfte auf einmal mindestens doppelt so schnell und
ich rührte mich erst mal nicht vom Fleck.
Bis es mir dämmerte: er würde gleich da sein!
Und schon begann ich hektisch hin und her zu rennen, ins Bad
und wieder zurück, weil ich den Schaumfestiger vergessen hatte.
Im Bad wurde dann erst mal zwei handvoll Schaum in meine Haare
geschmiert und gut verteilt.
Dann versuchte ich, die gleiche Frisur von gestern hin zu
kriegen, aber irgendwie klappte das erst, als ich den Föhn
benützte.
Ich hörte die Türklingel, als ich gerade meinen Pullover, den
Geldbeutel und das Handy in den Rucksack packte.
Bevor ich aus meinem Zimmer rannte, schnappte ich mir noch den
Hausschlüssel vom Schreibtisch.
Ich quetschte mich im Flur an meiner Mutter vorbei, die Lucas gerade die
Türe öffnen wollte.
"Ich bin dann weg! Bis heute Abend!"
Schnell drückte ich ihr noch ein Küsschen auf die Wange –
etwas, was ich normalerweise nicht tat, da ich der Ansicht war,
mit 17 sei man dafür zu alt und ich tat es nur, weil mich
wieder dieses kribbelige Gefühl im Bauch auf Hochtouren in
Sachen supergute Gefühle bracht – und schon war ich draußen,
die Tür hinter mir ins Schloss ziehend.
Und dann stand ich vor Lucas!
Lucas sah supergut aus, die Sonne stand so, dass seine
schwarzen Haare wie Rabenfedern schimmern, es sah wunderschön
aus.
Seinen braunen Augen blitzten vergnügt und er hatte ein
strahlendes Lachen im Gesicht, das mit der Sonne konkurrierte.
"Hi Lucas!"
Am liebsten hätte ich ihn ja mit einem Kuss begrüßt, aber so
ganz traute ich mich das ja nicht.
"Hi Mandy. Na, bereit für einen Tag voller Action?"
Natürlich, immer doch.
Nur, dass mir mein Inneres unter Action was anderes
vorgaukelte, was Lucas damit wohl meinte.
"Ja, klar! Auf geht’s!"
Lucas legte locker einen Arm um meine Schulter und ich fühlte
mich fast sofort auf Wolke XY im 7. Himmel!
Er roch aber auch verdammt gut!
"He, du hast was mit deinen Haaren gemacht... warst du beim
Frisör?"
Ein wenig erstaunt sah ich ihn an.
Lucas gehörte also wohl zu den Leuten, die so etwas gleich
bemerkten.
"Ja, gestern. Hatte ich mal wieder nötig."
"Wieso, sah doch davor auch gut aus. Aber dieser Strubbelkopf
steht dir wirklich gut!"
Der Arm um meiner Schulter zog mich näher an ihn heran.
So geleitete er mich zu seinem Wagen, einem metallicblauen Opel
Corsa, den er auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt
hatte.
Galant öffnete Lucas mir die Autotüre und ließ mich einsteigen,
ehe er die Türe hinter mir wieder schloss.
Das Autoinnere sah im Gegensatz zum Äußeren sehr beunruhigend
und entmutigend aus.
Sein Besitzer schien Anhänger der Chaostheorie zu sein, mehr
war dazu nicht zu sagen.
Auf dem Rücksitz stapelten sich Bücher und Zeitschriften, die
seltsame, orientalisch anmutende Bilder und Pyramiden zierten.
Irgendwo in dem Durcheinander meinte ich ein paar Hieroglyphen
gesehen zu haben, aber ich konnte mich auch täuschen.
Während Lucas sich damit abmühte, den Wagen aus der viel zu
kleinen Parklücke zu bugsieren, dachte ich über mögliche
Gesprächsthemen nach.
Doch bevor ich auch nur den Mund aufmachen konnte, fragte
Lucas: "Interessierst du dich für Ägypten?"
Hä?
Aus welchem Zusammenhang nahm er denn diese Frage?
Sah ich so aus, als würde mich interessieren, was man einer
verstaubten Mumie alles nachsagte und welche Schätze man mit in
die Pyramide gelegt hatte?
Und überhaupt, was hatte Ägypten mit der Wilhelma zu tun?
Ich meine, ich wusste, dass Ägypter Katzen verehrten, weil sie
die Göttin Bastet immer als Katze darstellen, aber sonst?
Hätte er mich gefragt, ob ich mich für Tier- oder Pflanzenkunde
interessiere, das hätte ich ja noch kapiert, aber Ägypten?
"Wieso?", fragte ich ihn und sah in an.
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und er deutete mit
dem Kopf nach hinten.
"Da hättest du dann super Informationsmaterial", meinte er.
"Hast du schon mal was von der Cheopspyramide gehört?"
Ich kramte in meinem Gehirn und tatsächlich schien sich unter
diesem Namen irgend etwas zu verbergen, dass man mal versucht
hatte, mir beizubringen.
Da mir aber nichts genaueres mehr ein viel, schien man damit
keinen großen Erfolg gehabt zu haben.
Dennoch nickte ich.
"Natürlich! Für wie blöd hältst du mich?"
"War ja nur ne Frage. Du weißt also auch, dass der tote Pharao
darin begraben liegt."
"Klar."
Wusste das nicht jeder?
"Hast du auch gewusst, dass damals der Stern Alpha der
Polarstern war und dass er mit einem Winkel von 27 Grad direkt
auf den toten Pharao strahlte?"
"Ach!"
Hätte ich nicht gewusst.
"Und dass die Höhe der Pyramide, mit einer Million
multipliziert, genau die Entfernung der Erde von der Sonne
ausmacht?"
Ich betrachtete seine gebräunten Arme, die das Lenkrad hielten
und sah eine Million goldener Härchen darauf wachsen.
Gerne hätte ich etwas intelligenteres dazu gesagt, aber leider
fiel mir mal wieder nix ein.
Ich sagte nur: "Phänomenal", das hörte sich gut an.
Er lacht leise.
"Gib zu, dass du dich kein bisschen für Pyramidenbau
interessierst!"
Hatte ich das jemals behauptet?
Kann mich nicht erinnern.
"Mich interessiert mehr der Kosmos", sagte ich, "und was für
einen Einfluss er auf die menschliche Seele hat."
Das stimmte nur halb.
Früher hab ich mich mal dafür interessiert, hab sogar
Tarotkarten gelegt, aber die Phase ist schon ewig her, seid nem
halben Jahr vorbei.
Das schien ihn aber zu beeindrucken und von Tarot hatte er
gewiss keine Ahnung.
"Nimm zum Beispiel den Mond, ja? Er beeinflusst unseren
Stoffwechsel, glaubst du das?" fragte ich.
"Nein", sagte Lucas.
"Doch! Ob du's glaubst oder nicht. Bei Vollmond sollte man
nicht viel essen, weil man da zunimmt."
Lucas lachte höhnisch und ich biss mir leicht auf die Lippen.
Der Tag hatte so schön angefangen und jetzt?
Wenn das so weiter geht, hätte ich gut daran getan, bei Karsten
zu bleiben!
"Außerdem passieren mehr Morde als an anderen Tagen und die
Geburten nehmen auch zu", versuchte ich ihn dennoch zu
überzeugen.
"Gut, akzeptiert!"
Wieder lacht Lucas, dieses mal aber sanft und warm.
Mich durchliefen zuckersüße Schauer und ich wollte nichts
sehnlicher, als ihn zu küssen und in seinen Armen zu liegen.
"Du ziehst mich unheimlich an", sagte Lucas plötzlich, "kommt
das auch vom Mond?"
"Quatsch!"
Ich bemühte mich, ernst zu bleiben und nicht rot zu werden.
Langsam bog er in den Parkplatz ein; die Fahrt war unheimlich
schnell vorbei gewesen, aber es war ja auch nicht sooo weit von
"Übrigens siehst du auch leicht ägyptisch aus."
Hä?!
Was tat ich??
Und überhaupt, wie kam er jetzt schon wieder auf dieses Thema??
"Nur deine Nase, die passt nicht dazu. Die sieht mehr nach...
Pippi Langstrumpf aus."
Oh, Lucas, was dem so einfiel!
Ich sparte mir eine Erwiderung, hatte eh keine Ahnung, was ich
auf so etwas sagen sollte.
Er entdeckte eine Parklücke und quetschte sich mit dem
metallicblauen Opel hinein.
Auf dem Weg zum Eingang griff er nach meiner Hand und mein Herz
beschleunigte seine Arbeit schlagartig.
Sein Griff war sicher und nicht zu fest, ich fühlte mich
irgendwie behütet.
Unauffällig rückte ich so nah zu ihm, dass unsere Schultern
sich berührt hätten, wäre ich so groß wie er und verflocht
meine Finger mit seinen.
Noch war nicht viel los und die Schlange an der Kasse nur kurz.
Irgendwie bewerkstelligte Lucas es, die Karten zu bezahlen,
ohne meine Hand auch nur eine Sekunde los zu lassen.
"Wo willst du zuerst hin?", fragte er und sah mich mit diesem
einen, speziellen Lächeln an, dass die Schmetterlinge in mir
zum Leben erweckte.
"Hmm... Zuerst durch den botanischen Garten!", entschied ich.
Schon von weitem zog der Duft verschiedener Blumen, Bäume und
Sträucher zu uns hinüber.
Mit seinem Daumen streichelte Lucas sanft über meinen
Handrücken und dann hauchte er einen kleinen, flüchtigen Kuss
auf meine Lippen.
Ich hätte jubeln können vor Freude und ich wünschte mir, er
würde es noch einmal tun.
Händchenhaltend schlenderten wir über die Grünanlagen - an den
Kakteen zog ich ihn allerdings schnell vorbei, bei so einem
schönen Tag war mir nicht danach, diese Monster sehen zu
müssen!
Lucas sagte nicht viel, machte mich nur ab und zu auf die ein
oder andere, wunderschöne Pflanze aufmerksam, spielte mit mir
'Pflanzenraten' und küsste mich ab und an zart und flüchtig.
Ich war viel zu sehr dabei, diesen Ausflug zu genießen, als
dass ich irgend eine Unterhaltung angefangen hätte.
Wir verstanden uns ohne Worte und das war besonders schön.
*****
ENDE
Teil 10!
Teil 09 | Teil 10