Titel: Haarspaltereien
Autor: Esther
Teil: 10/11

Genre: Reale Welt
Rating: PG-16
Warnung: Yaoi, rheinhessisch für Fortgeschrittene ^^;;; (Was wollt ihr denn? Ihr lernt nebenbei noch ´ne "Fremdsprache"!!), blödes Rumgeheule (iss doch wahr -_-), sap (?), ooc (Geht so was bei einer Originalen Geschichte überhaupt??), cliffhanger (*hehe*)
Verfasst: 19. Oktober 2002
Kommentar: Antwort auf Blubbsies Friseur-Ballett-Challenge
Disclaimer: alles mir ^^
Feedback: immer her damit ^^
Inhalt: Friseur meets Macho – Was passiert, wenn ein schwuler Friseur ausgerechnet den größten Macho weit und breit als männliches Haarmodell für einen Friseurwettbewerb aussucht – und zu dem Wettkampf noch die nymphomanische Schwester des Machos mitkommt O.o;;


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Kapitel 10: Der Elwetritsch

Fröhlich arbeitete Richard weiter. Nun war er ganz in seinem Element. Er wusch Marks Haar wieder aus und bearbeitete es mit der schwarzen Farbe.
Irgendwann zwischendrin wurde der Langhaarige mal wieder wach und beobachtete Richard, der anscheinend völlig konzentriert in seine Arbeit vertieft war und der - wie eigentlich ständig - sanft vor sich hin lächelte. Er war vergleichsweise weggetreten wie am Abend zuvor, als er gedankenverloren Marks Kopf gestreichelt hatte.
Ohne es zu merken lächelte auch Mark schon wieder. Er konnte einfach nicht anders und nichts schien diese Idylle stören zu können...
"Maaaaaaaark!!!"
Erschrocken zuckten sowohl der Friseur als auch sein Modell zusammen, als die schrille Stimme direkt neben ihren Köpfen ertönte.
Sofort wurde das unangenehme Störgeräusch von Mark als Lydias Stimme identifiziert.
Das Lächeln der beiden jungen Männer war von ihren Gesichtern gewichen, was angesichts des Organs der Rothaarigen kein Wunder darstellte.
Mark versuchte so gut es ging Lydia zu ignorieren und so zu tun, als habe er sie nicht gehört. [1]

"Mark?!" Die Rothaarige lächelte ihn versucht verführerisch an.
Was wollte die Tus [2] denn jetzt wieder?! Sie grinste irgendwie dümmlich und starrte ihn zombie-gleich an.
/Bitte, irgendwer! Nimm dieses Ding da von mir weg!!!/
Mark war der Verzweiflung - und einem Nervenzusammenbruch - nahe.
Richard war es mit Sabine, die ja nun zum Glück im Hotel hatte bleiben müssen, bestimmt genauso ergangen, aber der hatte wohl die besseren Nerven - oder empfand Sabines Anwesenheit als angenehm - wie schon ein paar andere gestörte Kerle vor ihm... aber soooo gestört wirkte Richard dann auch wieder nicht auf ihn... [3]

Er wusste nicht, wen er mehr bemitleiden sollte: Richard, der Sabine am Hals hatte, oder sich selbst, dem Lydia am Säckel [4] hing. Er entschied sich für sich selbst, denn schließlich war jeder Mensch sich selbst der Nächste - und Sabine war ja momentan außer Gefecht gesetzt.
Als Lydia merkte, dass Mark ihr nicht zuhörte, verschwand sie nach einer Ewigkeit - wie es dem Langhaarigen schien - ein wenig beleidigt und machte sich in Richtung des Ampelmännchens auf.
Mark grinste boshaft. Vielleicht laberte sie dem ja das Ohr ab oder die beiden Nervensägen brachten sich gegenseitig um. Er hoffte nur, dass die Sache dann möglichst blutig von statten ging - und er noch genug Zeit hatte ein Videoaufnahme davon zu machen.

/Apropos: Wo krieg ich auf die Schnelle ´ne Kamera her?!/
Der Gedanke hatte eine ungeheuer belebende Wirkung auf seine morbide Phantasie. Die Vorstellung wie ein außer sich geratener Conny mit einem Föhn auf Lydia losging, die diesen mit einem spitzgezackten Kamm bedrohte, hatte etwas ungemein Verlockendes an sich.
Er würde sogar freiwillig und mit Freuden den Dreck nach dem Massakers wegmachen.
/Blutwischen, Leichenteile aufsammeln und so.../

~*~*~*~*~

Scheinbar geduldig - obwohl er lieber weggelaufen wäre, weil er sich zu Tode langweilte (dass sich die beiden Landplagen gegenseitig den Gar ausmachten, war nämlich bisher nicht ersichtlich) - ertrug Mark Richards weitere Fuhrwerkerei [5] an seinem Schädel.
Er kniff die Augen zu. Diese Plastikhandschuhe waren eklig. Er mochte das Gefühl auf seiner Haut nicht. Ohne dieses "Gummizeugs" fühlten sich Richards Hände viel besser an...
Moment mal... Das hatte er jetzt nicht wirklich gedacht... /Da sind nur diese Dämpfe von diesem Haarfärbemittels dran Schuld. Garantiert ungesund das Zeug. Verknoten einem ja sämtliche Gehirnwindungen, diese schwulen Ausdünstungen.../
Irgendwann hörte Mark auch auf zu zählen wie oft der Wuschelkopf ihm die Haare färbte. Drei mal? Vier mal? Scheißegal.
Anscheinend war das Braun-blond seiner Haare doch widerstandskräftiger gegen die neue Farbe als erwartet.
Und schließlich nickte er wieder ein...

~*~*~*~*~

Richard hatte gerade erneut die Farbe aus Marks Haaren gewaschen, als er feststellte, dass das Sandmännchen beim Langhaarigen wieder erstaunlich gute Arbeit geleistet hatte.
Er grinste. Die Gelegenheit war günstig um nun die Augenbrauen ebenfalls passend einzufärben. So konnte Mark nicht rumruckeln und ihn bei der Arbeit stören. Vorsichtig massierte er das Färbemittel ein und wischte darüberlaufende Reste sofort mit einem
Waschlappen weg, wobei der Langhaarige wohlig aufseufzte - und Richard somit doch bei der Arbeit behinderte.

Wie Mark baby-gleich mit leicht geöffnetem Mund da lag, fand er nämlich wieder dermaßen niedlich, dass er fast seine Umgebung vergessen und sich auf sein Modell gestürzt hätte, aber auch nur fast, denn...

"Duhuuuu, Richard?!"

Augenblicklich wich der Angesprochene ein Stück von seinem Objekt der Begierde zurück. Verstört sah er zu Lydia herüber, die ihm fröhlich zuzwinkerte. Was hatte er doch für ein *wahnsinns* Glück, dass die Rothaarige hier war! Was hätte er sonst eben hier mitten im Friseursalon abgezogen?! [6]
"Ja, was ist?", fragte er möglichst neutral klingend. Sie musste ja nicht gleich mitbekommen, worin sein Hauptinteresse bei diesem Wettbewerb bestand.
"Ein Typ mit grünen Haaren wollte dich sprechen. Guck! Da drüben!"
Sie deutete auf Conny, der gerade am Kopf seines weiblichen Modells herumhantierte.

Aufgebracht zog er die hellen Augenbrauen ein Stück zusammen. Konnte dieser Penner denn nicht selbst vorbeikommen und fragen, wenn er was wollte?!
Plötzlich grinste er - für ihn so untypisch - boshaft.
Oder konnte es etwa sein, dass er Angst vor Mark hatte und sich deshalb nicht mehr an ihn ran traute?!
"Richte ihm bitte aus, dass ich keine Zeit habe.", sagte er sachlich nach einem weiteren Blick zu seinem Ex. Richard glaubte gesehen zu haben, wie dieser gerade wieder verstohlen zu ihm herüber geschielt hatte.
Lydia nickte und entschwand.

~*~*~*~*~

Richard hatte gerade die dritte Ladung schwarze Haarfarbe in Marks Mähne einwirken lassen und fixierte die Farbe. [7] Endlich war es so, wie er es haben wollte! Was war dessen alte Haarfarbe aber auch resistent gewesen!!
Er betrachtete sein Werk von allen Seiten und dann auch noch im Spiegel ihm gegenüber.
Gierig schielte er zu der pinken Färbmischung auf dem Regal neben sich. Sollte er vielleicht doch ein bisschen für "Partnerlook" sorgen?
Nun, dass würde Conny bestimmt den Rest geben. Der Kerl würde ausrasten, oh ja!

Allerdings... Mark würde auch ausflippen und das konnte äußerst unschön enden - für Richard zumindest.
Durch seinen Überlebenstrieb dazu veranlasst, ließ er die Plastikpackung seufzend wieder sinken, die er sich schon unbewusst gegriffen hatte.
Trotzdem, irgendwas fehlte noch...
Es zeigte sich erneut ein furchteinflößendes Grinsen auf dem sonst so freundlichen Gesicht des Friseurs, als er etwas Passendes entdeckte...

~*~*~*~*~

Richard nickte sich, mit sich selbst und seiner Arbeit zufrieden, bestätigend im Spiegel zu und wandte sich wieder an den nun Schwarzhaarigen.
Vorsichtig kniete er sich neben Mark ab, legte sich dessen linken Arm über die Schulter und stand zusammen mit ihm auf. Langsam, um ihn auch ja nicht aus dem Dornröschenschlaf zu wecken, manövrierte er mit ihm an der Seite die Trockenhaube an.
/Obwohl, so fest wie DER pennt, wird der garantiert nicht so leicht aufwachen!/ Er grinste.
/Vielleicht sollte der Prinz ihn wachküssen?!/
Er ließ den immer noch dösenden Mark unter dem Föhn sitzen, während er selbst sich erst einmal erschöpft auf einem Plastikstuhl in der Nähe niederließ.
Verständnislos schüttelte er den Kopf. /Du alte Schlafmütze!/
Verträumt musterte er weiter den Langhaarigen, der still und leise vor sich hin schlummerte.

Plötzlich legten sich aus heiterem Himmel von hinten Arme um seinen Hals und pressten ihn an eine andere Gestalt. Knurrend zog Richard an den Greifarmen (des Tentakels ^^;;) - allerdings ohne Erfolg. Der Andere hielt ihn zu fest. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, *wer* ihm da die Luft abdrückte. War das vielleicht ein Versuch mit unlauteren Mitteln den Wettbewerb zu gewinnen - indem er seinen Konkurrenten erstickte?!
"Conny!", fauchte er giftsprühend.
"Ja, Schätzchen?!"

Der Wuschelkopf wusste, auch ohne es sehen zu können, dass der grünhaarige Friseur jetzt siegessicher grinste. Er hörte es bereits an dessen Stimme.
"Lass. Mich. Los!", spauzte [8] er. "Nimm deine Finger von mir und lass mich endlich in Ruhe!"
Tatsächlich ließ Conny daraufhin seine Arme sinken, trat um Richards Sitzplatz herum und sah ihn traurig an.
"Also Schatzi! Es gab Zeiten, da wolltest du nicht, dass ich meine Finger von dir lasse!"
Einen auf gekränkt machend, spielte er mit seinen dürren Griffeln.
Richard taxierte ihn mit bitterem Blick. "Jeder macht mal Fehler..."

~*~*~*~*~

Mehr oder weniger erfolgreich gelang es Richard den aufdringlichen Ex-Liebhaber abzuwehren.
Gerade als die wandelnde Geschmacklosigkeit sich wieder von hinten an den Wuschelkopf heranmachen wollte, wachte Mark unter seiner Trockenhaube auf.
Er musste erst ein wenig den Blick schweifen lassen, um sich zu orientieren und den Verbleib seines "Kopftherapeuten" auszumachen. Als er das giftgrüne "Ding" in Richards Nähe fixierte, verfinsterte sich sein Blick innerhalb von Sekundenbruchteilen.

Irgendwie wütend und aufgebracht durchbohrte er Conny mit dem "Bösen Blick", auf dessen gewünschte fluchbringende Wirkung er seit geraumer Zeit vergeblich wartete, denn er probierte ihn schon seit Jahren erfolglos an seiner Schwester aus - und die lebte ja immer noch...
Der Grünling musste gemerkt haben, dass ihn jemand anstarrte, sah sich suchend um und traf schließlich auf Marks zornesfunkelnde Augen. Auf der Stelle zuckte er zurück und suchte das Weite. Marks Ausraster am Vortag, der ihm fast einen gebrochenen Arm eingebracht hatte, war ihm noch zu gut in Erinnerung, als dass er sich mit diesem anlegen würde.

Der Langhaarige registrierte mit Wohlgefallen die Reaktion der Giftschlange. Conny musste wohl in Marks Augen gelesen haben, dass dieser ihm wahlweise einen oder beide Arm/Arme ausreißen würde, wenn er nicht sofort aus seinem Blickfeld verschwand.
Richard sah zu ihm herüber.
Bildete er sich das ein oder guckte der Friseur erleichtert und dankbar?!
Mark lächelte ihn an. /Gern geschehen! Jederzeit wieder!/
Er stand auf und ging zu einem der Spiegel - seine neue Frisur bewundern...
und stolperte erst mal fünf Schritte rückwärts, fiel beinahe über seine eigenen Füße.
Richard beobachtete ihn dabei amüsiert.

"Was hast du mit meinen Haaren geschafft?!!", krächzte er hilflos und starrte entsetzt seinem Spiegelbild entgegen.
"Wieso?" Er blinzelte scheinbar ahnungslos zu ihm herüber.
Mark wurde wieder rot - aber diesmal vor Wut.
"DIE SIND VIOLETT, FALLS DU ES NOCH NICHT GEMERKT HABEN SOLLTEST!!!!!"
Er verspürte plötzlich den unbändigen Wunsch farbenblind zu sein - aber zuvor einem gewissen Friseur gemächlich und genüsslich jeden einzelnen Fingerknochen zu brechen.

"Na, na, na." Der Friseur schüttelte den Kopf und wedelte ermahnend mit dem Zeigefinger.
"Nicht ganz! Nur ein paar Ponysträhnen und die langen Strähnen rechts und links vorm Ohr!", verkündete er oberschlau - als wenn Mark das nicht selbst gesehen hätte...
Er grinste. "Oder wäre dir rosarot lieber gewesen?!"

Mark verengte die Augen zu Schlitzen. "Du legst es wohl wirklich auf einen langsamen und schmerzhaften Tod an, was?!"
Nun war Richard eindeutig beleidigt. Er hatte doch gute Arbeit geleistet. Es sah doch super aus!
Schmollend meinte er: "Sieht es denn sooo schlimm aus?!"
Sein trauriger Hündchenblick ließ Mark stocken.
"Ne..nein... aber die Farbe hätte es doch echt nicht sein müssen, oder?!", erwiderte er schon fast kleinlaut.
Richard schmollte immer noch. "Aber Lydia hat es auch gefallen!! - Da drüben ist sie! Frag sie doch!"
/Na um so schlimmer!!/
Mark wedelte hilflos mit den Armen. "Nicht doch, nicht doch!!"
/Was soll ich mit dieser Lydia? ... Der will ich überhaupt nicht gefallen."

Richards Kichern lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Friseur.
Weshalb der plötzliche Stimmungswechsel?
"So, so. Ihr willst du also nicht gefallen? Wem denn dann?!" Er grinste wieder anzüglich.
Erschrocken sprang Mark zur Seite. "Wah!! Hab ich das eben laut gesagt?"
Richard nickte. "Naja, nicht wirklich laut - eher geflüstert."
Mark guckte ihn missmutig an. /Toll! Das beruhigt mich jetzt aber ungemein, du Spinner. Ich sag gar nichts mehr... Und laut denken werd ich auch nicht mehr.../

~*~*~*~*~

Konzentriert blätterte Mark in der Speisekarte des Hotelrestaurants.
Irgendwie - aus für ihn selbst unerklärlichen Gründen - hatte er die Anschläge von Lydia und Conny im Frisiersalon überlebt. Naja, gut, Conny war auch nicht wieder aufgetaucht - aber diese Blicke ständig... als wolle er ihm am Liebsten jeden Augenblick an die Gurgel springen.
Er verzog den Mund zu einem überheblichen Lächeln. Pah! Das hätte sich dieser feige Hund doch NIE getraut - das hat man ja gemerkt. So ein Volldepp! Was wollte der eigentlich dauernd? War das Richards Ex oder was?
Bei dem Gedanken wurde er rot. /Was denn? Auf einmal Probleme mit der Vorstellung, dass dein neuer Freund vielleicht mehr als Freundschaft von dir will?!/

Mark schüttelte unwillig den Kopf. So etwas durfte er nicht denken! So etwas WOLLTE er nicht denken! An Richard war bis auf die rosa Haarsträhnchen und die Tatsache, dass er Friseur von Beruf war, nichts Schwules! Und außerdem... schien er was für Sabine übrig zu haben, sonst hätte er sie ja wohl kaum mitgeschleppt, obwohl sie mit dem Wettbewerb nix zu tun hatte. Da konnte er ja wohl schlecht schwul sein, oder?!...

Sabine plapperte aufgedreht vor sich hin und laberte sie damit zu, welche Themen in den Talkshows, die sie während der Abwesenheit der beiden Männer gesehen hatte, palavert worden waren.
Mark gähnte provozierend und bestellte sich dann bei der jungen Kellnerin, die gerade an ihren Tisch getreten war, ein Steak - blutig...
Richard sah ihn stirnrunzelnd an und orderte dann für sich und Sabine, die ihm gesagt hatte, dass sie sich ganz auf seinen guten Geschmack verlasse. [9]
Außerdem würde sie sowieso noch mindestens zwei mal nachbestellen. Schließlich hatte sie einen harten Talkshow-Tag hinter sich und mächtig Kohldampf. [10]

~*~*~*~*~

Vor ihren Türen verabschiedeten sich Mark und Richard.
Der Wuschelkopf sah zu Mark herüber. "Bist du sehr sauer?"
"Hä?!"
"Na, wegen der Haarfarbe..." Er senkte den Kopf vorsichtshalber schon mal reumütig und sah zu Boden. "Morgen werd ich Deine Haare eh kurzschneiden. Ein "Herrenschnitt" ist vorgeschrieben - und der ist nun mal kurz. Dann kann ich das auch wieder überfärben, wenn du willst."
Mark knurrte ein wenig unwillig, schüttelte dann aber den Kopf.
Richard sah ihn verwundert an. /Hä?!/
Bei dem dummen Gesicht des Friseurs musste Mark lachen und schlug ihm kichernd auf die Schulter. "Guck doch nicht so betroffen. Ist doch nur ´ne Haarfarbe... Und...", gestand er dann leise "...es sieht echt ganz annehmbar aus."
Er grinste ihn gutgelaunt an. "Gehen wir morgen früh wieder joggen?"

Richard nickte perplex. Er hätte gedacht, dass ihm Mark das noch mindestens so lange übel nehmen würde, bis die Farbe wieder raus war.
Dann verabschiedeten sie sich endgültig von einander und Richard hatte in dieser Nacht äußerst angenehme - wenn auch nicht sonderlich jugendfreie - Träume, in denen ein gewisser starrköpfiger Karate-ka eine nicht unwesentliche Rolle spielte.

~*~*~*~*~

Knurrend drehte sich Mark auf die andere Seite. Wieso musste es auch schon so hell sein, dass er deswegen aufwachte? Unwillig rekelte er sich von einer Seite auf die andere.

Als er nach mehreren erfolglosen Versuchen wieder einzuschlafen schließlich gegen das Sonnenlicht anblinzelte und die Augen vollständig aufzwang, konnte er sein Umfeld nur schemenhaft erkennen.
Gähnend rieb er sich über die verklebten Augen und kratzte sich am Kopf.
Verzweifelt bemüht nirgendwo anzuecken, was sich als gar kein so leichtes Unterfangen herausstellte, da er vor Müdigkeit - wie er vermutete - kaum etwas sah, schlurfte er ins Badezimmer. Träge stützte er sich auf das Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf, schöpfte sich etwas des kühlen Nasses ins Gesicht.
Wenig motiviert hob er den Kopf und starrte müde seinem Spiegelbild entgegen - und kippte fast aus den Latschen.

"Wahh! Ein Elwetritsch!!" [11]

Erschrocken war er zurückgesprungen und starrte nun fassungslos in die Glasfläche. Ungläubig trat er wieder näher heran, betastete und betrachtete sein Gesicht genauestens, um sich des ganzen Ausmaßes der Katastrophe gewahr zu werden.

Pickel und Pusteln lieferten sich eine wilde Schlacht, nicht gewillt die jeweils andere Partei den Sieg erringen zu lassen. Besonders schlimm sah es um den Haaransatz herum aus. Mit größter mentaler Anstrengung unterdrückte er den Drang sich zu kratzen und damit das Gesicht wund zu scheuern.
Die Krönung der Verunzierung stellten seine Augen dar. Sie waren dermaßen zugequollen, dass es schon an ein Wunder grenzte, dass er überhaupt noch etwas sah. - Und er hatte sich schon gefragt, ob er plötzlich eine Brille brauchte - so, wie er *nichts* gesehen hatte.

/Na toll./, dachte er, wieder mal völlig unbeteiligt. /Ich seh so richtig scheiße aus./
Schulterzuckend drehte er sich vom Spiegel weg, blieb aber dann wie erstarrt stehen.

/Scheiße!.../ Er klatschte sich gegen die Stirn. Was sollte jetzt aus dem Wettbewerb werden? So konnte er ja wohl kaum als Richards Modell agieren, oder?!

"Scheiße!"
Mark ließ seine Faust auf das völlig unschuldige Waschbecken niederschnellen.
Richard hatte ihn und seine Schwester hier drei Tage durchgefüttert und sich in mordsmäßige Unkosten gestürzt - und alles umsonst?!

Nicht nur, dass Mark jetzt nicht mal imstande war ihm seine Mühen zu vergelten, nein, für Richard war auch noch der Wettbewerb gelaufen, weil er auf die Schnelle weder ein neues Modell finden, noch dieses rechtzeitig bis zum Kontest am Nachmittag vorbereiten konnte!
Kraftlos klammerte er sich an das Marmorbecken. Er hatte plötzlich ein völlig ungutes Gefühl in der Magengegend.
/Nein! Das darf doch alles nicht wahr sein!! Das geht doch nicht!! Der arme Richard!!!.../

Ein hilfloses Zittern lief durch seinen Körper und er konnte den Drang zu heulen nicht länger unterdrücken.
Super! Er hatte es mal wieder geschafft. Wegen IHM konnte Richard die Sache nun vergessen.

"Verdammt, was bin ich auch so empfindlich!!", fluchte er laut und drosch mit der Rechten gegen die hellen Fließen der Wand, woraufhin seine Knöchel entsetzlich schmerzten. Doch noch mieser konnte er sich ohnehin nicht mehr fühlen.
Er hatte doch sonst nie Allergien oder Pickel gehabt. Wieso bekam er so etwas ausgerechnet an diesem Tag?!
Scheiße, das Leben war aber auch zu unfair!!
"Richard... Scheiße!!"
Völlig niedergeschlagen schleppte er sich zurück ins Bett und schluchzte in das Kissen.

/Ich blödes Weichei!!... Jetzt heul ich auch noch da rum!... ... Wie bring ich das nur Richard bei?!/
Mit den Nerven am Ende zog er das große Kopfkissen an seinen Bauch, drückte das entstellte Gesicht hinein und weinte lautlos. Zusammengerollt wie ein Fötus harrte er der Dinge die da kamen - und zwar vor allem in Form von depressiven Gedanken.
Irgendwann wurde er dann durch einen unruhigen Schlaf vom Wachzustand erlöst.

~*~*~*~*~

Richard wachte gegen neun Uhr auf und konnte nicht mehr schlafen, obwohl er eigentlich noch hundemüde war. /Och Mensch... ich hatte grade so süße Träume... wieso muss ich jetzt schon aufwachen?/
Seufzend zog er sich erst mal an und wählte die Nummer des Nebenzimmers. Mark ging nicht dran.
Was jetzt? Doch rübergehen und ihn wecken? Wieso war dieser Kerl auch so unberechenbar in seinen Launen?!
Tief durchatmend schob er die Brille auf seiner Nase zurecht. Gut. Auf in die Höhle des Löwen. Wenn Mark ihn versohlen wollte, konnte er immer noch hoffen, dass er ihn vielleicht verschonte, weil er Brillenträger war.
Mutig trabte er zu Marks Zimmertür und klopfte an.

"Mark?! Bist du wach?"
Keine Antwort. Naja, was hatte er auch anderes erwartet?! Wenn er schon nicht ans Telefon ging...
"Mark!"
Immer noch nichts.
Vielleicht hatte er ja wieder nicht abgeschlossen?!...

Vorsichtig drückte der Wuschelkopf die Türklinke nach unten und stand in der Tat einen Augenblick später im Zimmer des Anderen.
Und tatsächlich: der lag noch im Bett und schien zu pennen!!
/Scheint ja echt einen gesunden Schlaf zu haben, wenn ihn weder Klingeln, Klopfen noch Rufen wecken können.../

Richard schmunzelte in sich hinein. Sollte er wirklich noch mal die Gelegenheit haben einen friedlich schlummernden Mark zu beobachten?!
Langsam schlich er sich näher zum Bett.

Mark lag mit dem Rücken zu ihm und hatte sich wie ein Fötus zusammengerollt. Mit beiden Händen hielt er das große Kopfkissen eng umschlungen, drückte es fest an seinen Bauch. Die langen, nun dunklen Haare hingen wild um seinen Kopf herum, verdeckten das Gesicht.
Richard grinste. /Ja, ja. Von wegen groß und stark!/, drückte doch diese Schlaflage gerade das Bedürfnis beschützt zu werden aus.
Wenn er schlief, sah dieser Macho doch immer wieder zu niedlich aus. Er hätte ihn so stundenlang betrachten können. Man hätte, wenn man ihn so sah, niemals für möglich gehalten, wie mürrisch er in wachem Zustand doch war.

Vorsichtig ließ er sich auf die Matratze sinken und kämmte dem Langhaarigen sachte einige Strähnen aus dem Gesicht.

Keine Sekunde später wäre er vor Schreck fast vom Bett gefallen.
Mark sah absolut fürchterlich aus! Die Augen völlig zugequollen, überall Pusteln im Gesicht und besonders extrem um den Haaransatz herum. Und außerdem... schien er geweint zu haben, denn seine Wangen waren ganz feucht und gerötet.
/Wie ist denn das... Oh nein!!/ Entsetzt sprang er auf, als ihn die Erkenntnis traf, dass ER höchstwahrscheinlich derjenige war, der Mark so zugerichtet hatte.
/Das Färben! Ich hätte doch erst mal testen müssen, ob er gegen irgend einen Inhaltsstoff des Färbemittels allergisch ist!! Aber dazu war es ja gestern auch schon zu spät... Und ich Idiot hab auch noch DREI Mal hintereinander die Farbe drübergekippt, damit die Haare auch ja schön glänzen. Ich riesen Trampeltier!! Und dann hab ich *natürlich* auch noch die Augenbrauen färben müssen...!!/
Entkräftet sank er auf seine Knie. /Nein!!/

~*~*~*~*~

Der Langhaarige wälzte sich unruhig im Bett. Irgend etwas hatte ihn geweckt. Er strich sich vorsichtig über die wunden Augen, bevor er sie langsam öffnete.
Müde blinzelte er zu dem Störenfried. Als er Richard erblickte, der völlig am Boden zerstört neben dem Bett hockte, zuckte er zurück.
/Was macht DER denn hier? Und... warum weint er...??/
Er spürte plötzlich einen unheimlichen Kloß in seinem Hals.

"He. Was ist denn passiert?", fragte er vorsichtig und kroch näher an den Anderen heran.
Der Friseur sah zu ihm auf. "Es tut mir... so leid..."
Mark sah ihn begriffsstutzig an. "Hä? Was denn?"
/Von was redet der Typ?/

"Du siehst aus wie Karl Napp auf der Flucht..." [12], hauchte er weinerlich.
Mark verzog das Gesicht. Was für eine Begrüßung!
"Danke, aber es kann halt nicht jeder so gut aussehen wie du!", gab er beleidigt zurück.
Dann griff er sich allerdings erschrocken ins Gesicht, als er plötzlich begriff, was Richard meinte. Stimmte ja!! Der schreckliche Ausschlag, wegen dem er selbst vor ein paar Stunden geweint hatte. Irgendwie hatte er den total vergessen, als er Richards Tränen gesehen hatte.
"... und ich allein bin Schuld daran.", vollendete der Friseur seinen Satz.
Mark guckte immer noch nicht wesentlich intelligenter und schüttelte den Kopf.
"Hä? Nein, wieso solltest du denn daran Schuld sein, dass ich so empfindlich bin? Tut mir leid, dass ich Dir den Wettbewerb versaut habe... Für ein neues Modell ist es ja nun leider zu spät."

Richard schluckte trocken und biss sich auf die Unterlippe. Super! Jetzt machte Mark sich wegen SEINES Fehlers auch noch Vorwürfe!!
Er griff nach der ihm am nächsten liegenden Hand des Dunkelhaarigen und drückte sie fest.
"Und ob es meine Schuld ist!", schluchzte er. "...ich hab anscheinend kein Glück bei eurer Familie..."
Traurig dachte er an die arme Sabine, die sich an der Herkulesstaude so zugerichtet hatte.
"Du hast wahrscheinlich ´ne Allergie gegen einen Inhaltsstoff des Färbemittels.", erklärte er endlich, während er sich die Tränen von den Augen wischte.

"Tut mir leid.", meinte Mark aufrichtig. Es tat ihm *wirklich* leid. Warum war er auch so ein Weichei? So ein bisschen Farbe - und schon sah er aus wie ein Schreckgespenst.
Richard fiel ihm heulend um den Hals und drückte ihn so fest, dass er kaum noch Luft bekam. Er wollte sich nochmals bei Mark entschuldigen, brachte aber außer einem Schluchzen nichts heraus.
Der Langhaarige lag völlig hilflos unter dem Anderen begraben auf dem Bett. Er hatte keine Ahnung wie er ihn trösten oder wenigstens so weit wieder beruhigen sollte, dass er nicht gleich von ihm zerquetscht wurde.
Zögerlich legte er dem Anderen die Arme um den Rücken und streichelte beruhigend darüber.
Er kam sich irgendwie komisch dabei vor. Immerhin war Richard der Größere und Ältere von ihnen beiden und er versuchte ihn wie ein kleines Kind zu besänftigen.

"Pscht. Ist doch nicht so schlimm." Gar nicht so leicht, fröhlich zu klingen, wenn einem selbst nicht gerade zum Lachen zumute ist. "Mir tut es nur für deinen Wettbewerb leid... Mann, ich seh jetzt vielleicht scheiße aus! Aber du musst doch zugeben: viel Unterschied zu vorher macht das ja nicht, oder?!"
Sein unglückliches, schiefes Grinsen bekam Richard jedoch nicht mit. Auch dachte der Friseur keineswegs daran sich so leicht zu beruhigen. Zu behaupten, er wäre von Weinkrämpfen geschüttelt worden, wäre sicherlich noch untertrieben gewesen. Er klammerte sich wie ein Ertrinkender an den Anderen und schnürte diesem dabei die Luft ab. Es fehlte nur noch, dass er in Marks T-Shirt schnäuzte, um das Klischee perfekt zu machen.

"Öh...", röchelte Mark. "Nicht so fest! Ich ersticke!!"
Tatsächlich ließ Richard daraufhin locker und schob Mark ein wenig von sich, hielt ihn aber immer noch an den Schultern fest. Für einen Augenblick trafen sich ihre Blicke.

Wieder musste der Dunkelhaarige bitter schlucken, als er das deprimierte Gesicht und die verweinten Augen hinter dem Designergestell sah.
Entschlossen blinzelte er die eigenen Tränen weg, die sich - ausgelöst durch diesen Anblick - wieder ihren Weg bei ihm bahnten. Bevor er etwas dagegen tun konnte, hatte er wie aus Reflex eine Hand gehoben, an Richards Wange gelegt und dem Wuschelkopf mit dem Daumen die Tränen unter den Brillenrändern weggewischt.

Richard schien durch diese Berührung wie elektrisiert.
Mark versuchte ihn zu trösten! Er war diesem "Macho" also doch nicht völlig egal. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung, auch wenn er es wieder mal geschafft hatte, in sämtliche herumstehenden Fettnäpfchen zu treten.
Er dachte nicht nach, als er sich langsam dem Gesicht direkt vor ihm näherte, das nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war.

Verwundert beobachtete Mark wie der Ältere seinem Gesicht immer näher kam.
"Was...", setzte er an, doch Richard hatte sofort diese Gelegenheit genutzt und seine Lippen auf die weichen seines Modells gepresst, stieß mit seiner Zunge in dessen Mund und kostete den süß-herben Geschmack des Langhaarigen aus, vergaß fast vollends, was um ihn herum war.
Jedoch entging es ihm bei seiner Erkundungstour in Marks Mundhöhle nicht, dass sein Modell nur wie erstarrt dalag und den Liebesbeweis anscheinend über sich ergehen ließ. Er wehrte den Friseur zwar nicht ab, erwiderte dessen Kuss aber auch nicht.

~*~*~*~*~

CLIFFHANGER!!!!!! *freudig umherspringt und dämonisch lächelt*

Tja, wie es jetzt wohl weitergeht?

Variante 1: Mark schlägt Richard k.o.
Variante 2: Conny materialisiert sich in einer rosa Wolke und schlägt Mark k.o. Danach stürzt er sich auf den völlig hilflosen Richard.
Variante 3: Sabine taucht auf, erwürgt ihren Bruder und vergewaltigt Richard.
Variante 4: Marks Eltern tauchen auf, enterben ihren Sohn und lassen ihn kastrieren, woraufhin dieser dem Minsker Knabenchor beitritt...
Variante 5: ... Die ist noch viel abartiger als die vorherigen... das tu ich euch lieber nicht an... (Lydia kommt in dieser Variante vor...)
Variante 6 (sex): .... tja... denkt euch selbst was aus! *lacht*

Vorschläge für weitere mögliche und unmögliche Varianten nehme ich gerne per eMail in Empfang ^_^

~*~*~*~*~

Kommentare:

[1] Har har!! Da muss er aber schon sehr taub sein!! ^^

[2] Tus = kurz für "Tussi" ^^;;;

[3] Boah ey! Pass nur auf, dass du Richard nicht zu sehr magst, Mark!! -_-;;

[4] Säckel = Hosentasche; Portemonnaie - macht in dem Zusammenhang wenig Sinn, aber der Ausdruck "jmd. am Säckel hängen" heißt so viel wie "jmd. auf die Pelle rücken/ nicht von jmd. ablassen"... irgend so was in der Richtung

[5] fuhrwerken = herummachen, herumprobieren

[6] Okay, die Antwort darauf kennen wir doch alle. Er hätte...-ZENSIERT-...und... -ZENSIERT-...und vor allem hätte er...-ZENSIERT-...^_~

[7] Und was lernen wir daraus? > Mark hat sich vorhin wohl verzählt!!! ^^;;;

[8] spauzen = (an)fauchen

[9] Öhm... guter Geschmack?! Hast du dir schon mal Richards Haarfarbe angesehen, Bine?! >_<

[10] -_- Was denn?! Fernsehgucken ist anstrengend!!

[11] Elwetritsch = hier als Synonym für "Monster" oder "Schreckgespenst" verwendet, ist es eigentlich die rheinhessische Variante des bayrischen "Wolperdingers". Das Wort bedeutet aber eher so was wie "Grabgeist" oder so... *schulterzuck* Ich hab in allen möglichen Lexika danach gesucht, um hier ´ne gescheite Erklärung abzuliefern, aber nix gefunden. Ich hab nur irgendwann vor *Jahren* mal ´nen Fernsehbericht darüber gesehen, an den ich mich allerdings auch nur noch dunkel erinnern kann... 

[12] Karl Napp: war ein Kabarettist während dem 2. Weltkrieg in den 40er-Jahren. Irgendwie hat sich sein Name als Synonym für jemanden, der doof (oder jämmerlich) aussieht / herummacht entwickelt. Das "auf der Flucht" kam hinzu, als der Film "Dr. Kimble auf der Flucht" in den Kinos lief. > jaja... Esthers Geschichtsstunde... ich weiß ich weiß... ich laber zu viel... aber da Sabine nur einen kleinen Auftritt in diesem Teil hatte...


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