Titel: Haarspaltereien
Autor: Esther
Teil: 05/11

Genre: Reale Welt
Rating: PG-16
Warnung: rheinhessisch, sap!!
Verfasst: 8. Juni 2002
Kommentar: Antwort auf Blubbsies Friseur-Ballett-Challenge
Disclaimer: alles mir ^^
Feedback: immer her damit ^^
Inhalt: Friseur meets Macho – Was passiert, wenn ein schwuler Friseur ausgerechnet den größten Macho weit und breit als männliches Haarmodell für einen Friseurwettbewerb aussucht – und zu dem Wettkampf noch die nymphomanische Schwester des Machos mitkommt O.o;;


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Kapitel 05: Böses Erwachen

Eine warme Hand, die sich auf seine Schulter legte, holte ihn aus seinen Gedanken zurück.
"Was machst du nur für Fissemadenten?" [1], hörte er Richards besorgte Stimme.
Mark grinste, löste aber nicht seinen Kopf aus der Betrachtung des Beckens, so dass der Andere es nicht sehen konnte. Hielt der es etwa auch nicht mehr bei Sabine aus?!
"Mir wurde Sabines Gelaber nur zu dumm.", nuschelte er trunken.
"So?!" Der schalkhafte Unterton in der Stimme des Friseurs war nicht zu überhören.
"Was genau war denn so "dumm" an ihrem "Gelaber"?!"
"Alles.", erwiderte der Langhaarige kurzerhand.
Richard grinste. "So?! Du hast doch gar nicht zugehört, oder?!"
"Nö.", gestand Mark jetzt ehrlich. "Aber ich weiß ja auch schon, was sie so standartmäßig von sich gibt."

Der Wuschelkopf lachte. "Du bist echt unmöglich! Die arme Sabine!"
Langsam richtete sich der Angesprochene auf, drehte sich um und blickte seinen Gegenüber ernst an.
"Magst du sie?"
"Hä??" Richard verstand den Sinn der Frage nicht so ganz. Wie kam Mark plötzlich auf dieses Thema?!
"Klar.", antwortete er schließlich. "Sie ist doch ein nettes Mädchen."

Mark stöhnte gequält. "Wenn du meinst!"
/Was soll er auch sonst schon antworten, du Idiot! Dass er sie NICHT mag? Das würde er DIR dann auch grade ins Gesicht sagen! - Und was wolltest du mit dieser Frage eigentlich erreichen? Was fragst du sowas überhaupt?/ Tja, das wusste er selbst nicht so genau.
/Kann dir doch egal sein, ob er sie mag, liebt oder eben nicht!! Liegt wahrscheinlich daran, dass ich betrunken bin. Sonst lasse ich nicht solchen Müll ab./

Richard lachte. "Was sollte die Frage? Willst du wissen, ob ich sie liebe?! Oder was willst du jetzt hören?" Er grinste schelmisch, trat näher an den Langhaarigen heran und legte seine Hände auf dessen Schultern. Währenddessen beugte er sich dichter vor und flüsterte ihm mit dunkler Stimme ins Ohr: "Bist du etwa eifersüchtig?". Mehr eine Feststellung als eine Frage.

Mark lief es kalt den Rücken herunter und er zuckte kurz zurück. Wusste aber nicht genau, ob es nun wegen der körperlichen Nähe des Anderen oder wegen dem, was dieser sagte, war.
/Blödsinn! WIESO oder WEGEN WAS sollte ich denn auf sie eifersüchtig sein??/ Er blickte den Anderen verwirrt an. Nach der durch den Alkohol verzögerten Reaktionsgeschwindigkeit wurde er jedoch plötzlich knallrot, als dann schließlich der Groschen bei ihm fiel /Lass liegen Mark, iss eh nix mehr wert seit der Einführung des Euro.../ und er verstand, was der Andere gemeint hatte.

"Ach, du Depp!!", rief er empört und versuchte ihn wegzustoßen, doch er griff nur in leere Luft, weil er wegen des Alkohols schon die Koordinationsfähigkeit verloren hatte, und stolperte nach vorne.
Richard musste den Strauchelnden auffangen, damit dieser nicht gen Boden segelte.

"Du bist ja völlig besoffen!", murmelte er trocken und zog die Augenbrauen enger zusammen.
Mark wollte protestieren, musste jedoch wehrlos über sich ergehen lassen, dass Richard einen Arm um seine Taille legte und ihn eng an sich zog.
"Komm, ich bring dich ins Bett." Mit diesen Worten schleifte er den Betrunkenen aus der Herrentoilette.
Kraftlos ließ Mark sich gegen den Anderen sacken. Er hätte ihm ja liebend gerne so richtig schön eins in die Fresse gehauen /Bruchtest [2] mit Rosakäppchens Nase, uh yeah!/, aber ihm fehlte schlicht und einfach die Kraft zur Durchsetzung seines Plans.

~*~*~*~*~

Zurück am Tisch bei Sabine, blieb der Friseur kurz stehen und legte ein paar Scheine auf den Tisch.
"Dein Bruder hat sich abgefüllt.", meinte er mit einem bedeutungsvollen Blick zu der Person, die halb dösend an ihm hing. "Am Besten wir bringen ihn gleich ins Bett. Tut mir leid, dass der Abend jetzt schon rum ist."
Er sah mit einem bedauernden Blick zu der Blondine, die nur traurig lächelnd nickte.
"Ja, komisch. Sonst trinkt er nie so viel. Betrunken habe ich ihn eigentlich noch nie erlebt."
Sie stand nun auch auf und griff nach ihrer Jacke.

Marco merkte, dass sein Freund gehen wollte und kam zum Tisch.
"Was ist passiert?", fragte er verstört.
Richard lächelte ihn freundlich an.
"Nichts. Das Essen war wunderbar, wie immer. Unserem Freund geht es nur nicht so gut. Wir bringen ihn wohl besser ins Hotel zurück."

Der Kellner nickte mit einem Blick auf den bleichen Mark. "Mhh. Du hast Recht."
Er sah zum Tisch herunter, auf dem das Geld lag.
"Das ist aber doch viel zu viel!!", protestierte er. "Außerdem sagte ich doch, der Wein geht aufs Haus!!"
Der Wuschelkopf schüttelte den Kopf. "Schon okay. Nimm den Rest als Trinkgeld oder so..."

Marco lachte. "Davon kann ich mich eine Woche lang betrinken, und ich vertrage mehr als der da!"
Er deutete auf Mark.
Ein Grinsen stahl sich in Richards Gesicht. "Ja. Ich weiß."
Er ließ sich von den beiden Anderen helfen den Langhaarigen in seine Jacke zu wurschteln [3] und verabschiedete sich dann von dem Italiener.

~*~*~*~*~

Sabine rief ein Taxi, während der Friseur den Betrunkenen abstützte und dafür sorgte, dass dieser nicht umkippte. Sie hätten um diese Uhrzeit auch noch einen Bus nehmen können, aber mit einem Mark in diesem Zustand, war das unmöglich.
/Ja, ja... Der starke Mann verträgt noch nicht mal ein bisschen Wein!/, dachte er schadenfroh aber zugleich mitleidig. /Hoffentlich ist sein Kater morgen früh nicht so schlimm... Sonst wird das mit der Färberei eine einzige Quälerei für ihn./

Sie bestiegen das Taxi und Richard erteilte der Fahrerin die Anweisung sie zu dem entsprechenden Hotel zu bringen. Immer noch hatte er eine Hand um Marks Hüfte geschlungen und zog ihn mit sich in den Wagen. Ab und zu kam ein bisschen Gebrabbel von Seiten des Langhaarigen, das aber nicht als richtige Sprache gedeutet werden konnte.
Sabine stieg auf der anderen Seite ein. Zum ersten Mal saß Mark nicht in der Mitte und bekam es nicht mit!! Ironie des Schicksals...

Richard lächelte ein wenig, als sich der Macho-King im Wagen näher an ihn ankuschelte.
/Er bekommt wahrscheinlich gar nichts mehr mit. Ist vielleicht auch besser so. Da macht er wenigstens keinen Aufstand./
Sein Lächeln vertiefte sich noch, als der Andere seinen Kopf an seine Schulter lehnte und ihn dessen Mähne am Hals kitzelte.
/Oh Mann! Wie kann dieser Junge nur so miesepeterisch und so verschmust zugleich sein?!/
Er strich unbewusst die Haare ein wenig beiseite, die dem Langhaarigen ins Gesicht hingen.

Sabine saß nur stumm daneben und starrte aus dem Taxifenster. Toll! Da war sie schon mal mit Richard Essen und nicht nur, dass ihr doofer Bruder auch dabei sein musste, nein, er hatte sich ja auch noch betrinken müssen, um ihr den Abend so richtig zu verderben.
Frechheit! Der festen Überzeugung, dass er sich nur hatte volllaufen lassen, um ihr eins auszuwischen, stieß sie im Stillen wüste Flüche auf ihn aus.

~*~*~*~*~

Endlich erreichten sie ihr Domizil. Sabine musste zuerst aussteigen und den anderen Beiden die Tür aufhalten. Mit etwas Mühe gelang es Richard den fast schon Schlafenden aus dem Wagen zu manövrieren. Schnell bezahlte er die Frau und machte sich dann mit den Geschwistern auf den Weg zurück in ihre Zimmer.

Wieder verabschiedete er sich von Sabine im Aufzug und ging dann mit seinem lebenden
Ballast(stoff ^^) in Richtung ihrer Zimmer.
"Mark?"
"Mhh, was iss?!", nuschelte der im Halbschlaf.
"Wo ist dein Zimmerschlüssel?"
Keine Antwort, der Andere schien wieder zu dösen.

"Maaaahaaark!!"
Immer noch keine Reaktion. Mensch, er war doch eben kurz wach gewesen!
Leicht schüttelte er den Anderen, doch dieser antwortete immer noch nicht.
/Na gut, dann wollen wir mal sehen wo der Osterhase sein Eier versteckt hat.../ Er grinste.
Hätte er das eben zu einem nüchternen, wachen Mark gesagt, wäre dieser ob dieser anzüglichen Bemerkung sicher wieder knallrot geworden.

Vorsichtig tastete Richard in Marks Jacke nach dem Schlüssel, konnte ihn aber nicht finden.
/Vielleicht in der Hose?!/
Auch nichts.
Langsam wurde der Friseur ungeduldig. Also, wenn das so weiterging, würden sie noch am nächsten Morgen im Hotelflur rumstehen und darauf hatte er absolut Null Bock.
/Obwohl, weiter an Mark rumdatschen.../ [5]
Er überlegte ernsthaft, schüttelte dann aber den Kopf. Ne, lieber nicht. - So mitten auf dem Hausgang kam das nicht so gut.

Seufzend schleppte er sich mit seinem Modell zur Nachbartür und schloss dann sein Zimmer auf.
/Pech! Dann schläft er eben heute Nacht hier!/ Er grinste bei dem Gedanken.
/Na Kleiner, dass du so schnell in meinem Bett landest, hättest du wohl nicht gedacht, oder?!/

Er legte den Langhaarigen auf das große Bett und ging dann zur Tür, um sie abzuschließen.
Mark rührte sich nicht. Er schien wirklich noch im Gehen eingeschlafen zu sein.
/Unmöglich! Dieser Kerl kann echt in den unbequemsten Lagen pennen...!/
Schmunzelnd dachte er an den Vormittag zurück. /Dabei hatte er heute doch eigentlich schon genug Schlaf, oder?!/

Langsam drehte er ihn auf den Rücken und betrachtete ihn eingehend. Wie friedlich er da lag.
Wenn man ihn so sah, hätte man es nicht für möglich gehalten, was er manchmal für eine schlechte Laune versprühen konnte.
Seine langen Haaren hingen verwuschelt um sein Gesicht herum. Die Lippen waren leicht geöffnet und glänzten feucht. Seine zarten Wangen
/So feine Knochen bei so einem Dickschädel.../
schimmerten rötlich, die Auswirkungen des Alkohols.

Richard kniete sich neben das Bett und strich nachdenklich durch das seidige Haar.
/So weich... Unglaublich./
Mit dem Zeigefinger berührte er vorsichtig die sanft geschwungenen Lippen des Anderen und strich kurz und flüchtig darüber. /Wie wohl ein Kuss von diesen Lippen schmeckt?/
Plötzlich überkam es ihn und er konnte sich nicht mehr halten. Ehe er sich versah, hatte er sich über den Schlafenden gebeugt und presste seine Lippen gegen die des Anderen. /Ich will die Situation nicht ausnutzen, aber ... nur ein Kuss... das wird mir doch wohl vergönnt sein.../

Die Berührung war nur flüchtig. Jagte jedoch angenehme Schauer durch den Körper des Älteren.
Seufzend ließ er sich zurück auf den Boden sinken.
/Wie lange werde ich mich noch in deiner Gegenwart beherrschen können? Wann werde ich es nicht mehr aushalten und dich einfach an mich reißen?/
Bereits als er den mürrischen Jungen das erste Mal gesehen hatte, hatte es ihn voll erwischt. Liebe auf den ersten Blick! Auch dessen ablehnende Haltung ihm gegenüber hatte daran nichts geändert, sondern dieses Gefühl von ihm angezogen zu werden nur noch verstärkt.
Wie schaffte dieser Sturkopf es nur so seine Gedanken zu beherrschen?!
Er schüttelte den Kopf und stand auf, um ins Bad zu gehen.
/Du musst dich beherrschen! Er ist BETRUNKEN!! Also lass deine Finger von ihm, du Schwein!!/, versuchte er sich wieder zur Besinnung zu bringen.

Als er fertig und in einen Schlafanzug gekleidet zurück zum Bett kam, überlegte er nur kurz,
was er jetzt mit Mark schaffen [6] sollte. Einfach so schlafen lassen?
Wenigstens die enge Jeans sollte er ihm ausziehen und die Jacke, damit er halbwegs
vernünftig schlafen konnte.

Etwa eine viertel Stunde später lag das Haarmodell nur in Boxershorts und T-Shirt gekleidet in Richards Bett.
Nach einem Rundumblick durchs Zimmer und der damit verbundenen ernüchternden Feststellung, dass er keine weitere Schlafmöglichkeit hier hatte, legte er sich kurzerhand neben den Anderen ins Bett.
/Er wird mich schon nicht gleich deswegen umbringen./ war das Letzte, was er dachte, bevor er einschlief. /Hoffe ich zumindest./

~*~*~*~*~

Durch die Helligkeit der Morgensonne wachte Mark schließlich auf. Sein Kopf tat ihm irgendwie schrecklich weh und er hatte Probleme die Augen zu öffnen. Als er schließlich die schweren Lider nach oben gestemmt /Hau ruck!!/ hatte, sah er aufgrund des hellen Lichts erstmal - gar nichts.
Er rieb sich die Stirn. Obwohl er inzwischen immer noch kaum mehr als Umrisse wahrnahm, schien sich alles zu drehen und eine merkwürdige, ungekannte Übelkeit machte sich in ihm breit. Außerdem hatte er einen komischen Geschmack im Mund. Träge ließ er sich zurück in die Federn sinken und schloss erneut die Augen. Was war eigentlich gestern passiert, dass er sich heute so scheiße fühlte?! Er konnte sich nicht mehr so recht entsinnen.

Wieviel Uhr war es eigentlich? Müde tastete er nach rechts, wo neben seinem Bett sonst immer der Wecker stand. Doch anstatt auf seinem kleinen Nachttisch den runden Plastikgegenstand zu ertasten, griff er in flauschig weiches Haar.
/Hä?! - Mhh, das Katzenvieh ist wahrscheinlich mit ins Zimmer gekommen, als ich es nicht mitbekommen habe.../
Sanft streichelte er durch das vermeintliche Fell.

Er öffnete noch einmal vorsichtig, um nicht wieder vom hellen Licht geblendet zu werden, die Augen, um seine geliebte Minnie anzusehen, aber statt den flauschigen Balineserwollknäuel [7] zu erblicken, sah er neben sich einen anderen Menschen liegen, einen Mann, um genau zu sein, RICHARD, um noch genauer zu sein.
Erschrocken sog er die Luft ein, bevor er einen wütenden Schrei von sich gab und die Bettdecke schützend vor sich zog.

Durch Marks Organ geweckt, blinzelte der Wuschelkopf zu dem Langhaarigen herüber, der ihn immer noch verängstigt und verwirrt anstarrte.
"Was ist denn los?", fragte Richard leicht genervt und drehte sich zur anderen Seite um, von Mark weg, als sei es völlig normal, dass er mit diesem in einem Bett lag. "Lass mich noch ein bisschen schlafen, okay?!"
Wutentbrannt riss Mark ihm das Kopfkissen weg und schubste ihn vom Bett herunter. Mit einem lauten Knall, landet der Friseur unelegant auf dem Teppichboden.

Okay, er war also NICHT zu Hause, er war in diesem Hotel wegen dieses Friseurwettbewerbs. Soweit kam er ja noch mit, aber...
"Was machst DUUUU in meinem Zimmer??? Und vor allem..." Er stockte. "... in meinem Bett?!"

Richard rappelte sich langsam wieder auf.
"Hö?! Was heißt hier DEIN Zimmer, DEIN Bett?! Wir sind in MEINEM!!"
Mark sah ihn nun nur noch geschockter an. "DEIN Zimmer?!" /Wieso sehen diese blöden Hotelzimmer aber auch gleich aus?!/
Er wurde langsam aber sicher wieder rot. /Scheiße! Was mach ich hier? Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße!!/

"Aber ich bin hier doch mit Sicherheit nicht FREIWILLIG!", mutmaßte er, sich an den letzten Strohhalm klammernd.
Richard lachte: "In diesem Augenblick schon, denn du kannst gerne jederzeit in dein Zimmer zurückgehen. - Vorausgesetzt du findest den Zimmerschlüssel, denn das habe ICH gestern Abend nicht getan."
Mark blickte nur noch dämlich drein. Schließlich artikulierte er seine Gedanken in einem äußerst wortgewandten "Hä?!".

Inzwischen konnte sich Richard gar nicht mehr beherrschen und lachte laut vor sich hin. Er schmiss seinen Oberkörper auf das riesige Bett und kicherte in das Laken.
"Was ist so lustig?!", krächzte Mark den Tränen nahe. Er kam sich so gedemütigt vor. Er wusste nicht mehr, was am vorangegangenen Abend passiert war. Er wusste nur noch, dass er getrunken hatte - und zwar ganz bestimmt viel zu viel, wenn er seine Kopfschmerzen jetzt genauer bedachte - und hier in Richards Bett aufgewacht war.
/Oh nein!/ Er riss die Augen auf. /Er wird doch nicht etwa die Situation ausgenutzt haben?! Scheiße!! Ich will wissen, was passiert ist!!/

"Dein... dein dummes Gesicht!", gluckste der Friseur derweil als Antwort auf Marks Frage.
"Ich find das überhaupt nicht komisch!" Er musste sich schon sehr bemühen, dass seine Stimme nicht hysterisch klang. "Ich wache hier im Bett eines Anderen auf, kann mich an die vergangene Nacht nur noch bruchstückhaft erinnern, weil ich mich zum ersten und wahrscheinlich letzten Mal /Nie wieder Alkohol!/ in meinem Leben betrunken habe und ... und ..." Er brach ab und wischte sich hastig über die Augen, um die aufkommenden Tränen zu beseitigen, die er zu seinem Ärgernis nicht ganz unterdrücken konnte. Er wollte Richard nicht auch noch den Triumph gönnen und vor seinen Augen losheulen, es war auch so schon erniedrigend genug.

/Weint er? Weshalb denn?!/ Richard, der immer noch auf dem Laken lag, hatte die ganze Zeit über interessiert zu ihm nach oben gesehen. /Widert dich die Vorstellung einer Beziehung mit mir so an?!/ Der Gedanke machte ihn traurig. Eigentlich sollte er jetzt ja beleidigt sein, aber er versuchte dennoch Marks Ängste zu verstehen.
Langsam setzte er sich auf und dicht neben den Anderen, der noch nicht einmal vor ihm zurückwich, weil er noch zu geschockt war. Sachte legte er seinen Arm um dessen Schulter und fuhr ihm mit der anderen Hand durch die langen Strähnen, wogegen Mark sich komischer Weise kein bisschen wehrte. /Wahrscheinlich denkt er, dass eh schon alles zu spät ist/, vermutete der Friseur und wurde noch trauriger.

"Keine Sorge.", murmelte er besänftigend. "Es ist nicht so, wie du jetzt denkst... Du warst einfach nur betrunken und ich konnte deinen Zimmerschlüssel nicht finden. - Deshalb hab ich dich hier schlafen lassen."

Mark sah schüchtern in Richards Augen. "Wirklich?" Er klang wieder hoffnungsvoll, auch wenn seine hellen Augen bedenklich feucht waren.
Richard nickte und strahlte ihn an, während er weiter beruhigend über seinen Kopf streichelte.
Mark seufzte erleichtert und senkte dann den Blick. "Entschuldige, dass ich dich so angeschriehen habe und ..." Deutlich war zu erkennen, dass er mit sich kämpfte. "...danke."

Willenlos ließ sich der Langhaarige von Richard wieder zurück in eine liegende Position manövrieren, denn jetzt, wo die erste Aufregung gewichen war, meldete sich dafür sein Kater wieder. Er grübelte schon ernsthaft darüber nach [8], ob er ihm nicht einen Namen geben sollte. /"Felix" vielleicht?!/

Richard beugte sich über Mark, um ihn zuzudecken und beinahe hätte er ihm einen Kuss auf die Stirn gegeben, doch er merkte noch rechtzeitig, was er im Begriff war zu tun, und verhinderte diesen Fauxpas [9]. So wie Mark eben reagiert hatte, hatte er ja wohl /leider!/ sehr deutlich gezeigt, dass er ihn dafür wahrscheinlich bewusstlos schlagen würde. /Schade eigentlich!/

"Ich hol dir ´ne Aspirin.", bemerkte Richard noch kurz und vertiefte sich in Wühlereien in seiner Reisetasche.
Mark sagte gar nichts mehr.

~*~*~*~*~

Kommentare:

[1] Fissemadenten; eigentlich "Fisimatenten" aber die Rheinhessen sprechen es anders aus = Blödsinn, unüberlegte Sachen, Umstände
Stammt angeblich von dem französischen Begriff "Visite ma tente" (Besuch mein Zelt) ab, das die Franzosen hier zu den Mädchen gesagt haben sollen, als unsere Gegend französische Besatzungszone war (Was sie nur von den Mädchen wollten ^_~ *zwinker*).
Die Mütter sagten dann zu ihren Töchtern "Mach mir keine Fissemadenten"...^^ *esthers geschichtsstunde* *alle inzwischen auf ihren tischen liegend schlafen und sich spuckebläschen in ihren mundwinkeln bilden*

[2] Bruchtest = eine Disziplin beim Kampfsport, bei der man Bretter, Backsteine und dergleichen zertrümmert

[3] wurschteln = wursteln

[4] Moment, irgendwas an dem Satz stimmt nicht: Sabine? Stumm?? - Es geschehen eben noch Zeichen und Wunder!!

[5] rumdatschen = rumtatschen, rumfummeln

[6] schaffen = machen, tun

[7] Wir haben auch ´ne Balinese namens Minnie ^^ Voll süß!! *esther wieder viel zu viel unnötiges labert* O.o;;

[8] darüber nachgrübeln = darüber nachdenken - kein wirklich gutes Deutsch, ich weiß T_T

[9] Fauxpas (frz. "Tu´s nicht!") = Taktlosigkeit, Verstoß gegen gesellschaftliche Regeln; also etwas, das man nicht unbedingt tun sollte, wenn man sich Ärger ersparen will ^^


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