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Rashomon
von Akutagawa Ryunosuke

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Rashomon-Cover

2001 in Deutschland erschienen im Luchterhand Verlag,
ISBN: 3630620124
11,50€

Akutagawa(1892-1927) war einer der einflussreichsten Autoren in Japan. Er gilt als Vorbild für viele Schriftsteller in folgenden Generationen und man findet durchaus viele Bezüge und Verweise auf seine Werke, wenn man sich eingehender mit der Schreiberei dieses Landes befasst.

Rashomon ist eine Zusammenstellung einiger Kurzgeschichten aus den Jahren 1915 und 1927 die repräsentativ für sein gesamtes Schaffen stehen. Die Entwicklung des Autors kann man so auch zumindest indirekt nachvollziehen.
Es finden sich surreale und sehr komische Geschichten in diesem Buch. So zum Beispiel Lieblingsgeschichte und Evergreen "Die Nase" in der es um den angesehenen Zenchi Naigu geht, der aber aus praktischen und ästhetischen Gründen sehr an seiner fünf, sechs Zoll lange Nase zu leiden hat.
"Aus zwei Gründen verdross ihn seine Nase. Der eine war, dass ihre Länge tatsächlich manche Unbequemlichkeit mit sich brachte. Vor allem beim Essen konnte er sich nie allein behelfen, denn ohne fremden Beistand wäre seine Nasenspitze unweigerlich auf das Essen in der Schüssel zu liegen gekommen. So musste sich stets ein Klosterschüler ihm gegenüber setzen und ihm während der Mahlzeit mit einer zwei Fuß langen und einen Zoll breiten Latte die Nase hochhalten."

Die Erzählung über die Kappa, kleinen Flußwesen, die sich je nach Umgebung tarnen können mit einer schüsselartigen Vertiefung auf dem Kopf, scheint auch schon als Märchen in das kulturelle Bewusstsein eingekehrt zu sein, da sie mir auch, ohne Nennung des Autors, schon mal als Verweis in einem anderen Buch begegnet ist.

Im Verlauf stellt man fest, dass die einzelnen Geschichten ernsthafter werden. Die letzte Geschichte trägt scheinbar autobiografische Züge. In "Zahnräder" begleitet man einen schlaflosen Autoren, oder vielmehr wird man förmlich durch die Handlung gehetzt. Durch die metaphorische Sprache und einer immer drückend werdende Atmosphäre irgendwo am Rande der Wirklichkeit gewinnt man einen vagen Eindruck von den Ängsten eines Autors in der immer feindlich werdenden Umgebung eines Japans in den späten zwanziger Jahren, welches ebenfalls kurz vor einer Zeit des Faschismus stand.

Emo
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