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Amrita
von Banana Yoshimoto

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Amrita-Cover

erstmals erschienen 1994
bei Fukutake Publishing Co., Tokyo
2000 in Deutschland
im Diogenes Verlag,
ins Deutsche übertragen
von Annelie Orthmanns,
510 Seiten,
ISBN: 3-257-23329-9
11,90€

Dies ist die Geschichte einer modernen Patchwork Familie.
Es ist jedoch keine tragische Geschichte, wobei sich in oder um das Geschehen herum allerdings einige Tragödien ereignen.
Es scheint kommen zu können was will, nichts vermag die Unbeschwertheit des Romans schmälern zu können.

Sakumi ist die Erzählerin der Geschichte. Ihre kleinere Schwester Mayu war Filmschauspielerin und ist an dem Druck zerbrochen. Sie starb als sie betrunken mit dem Auto gegen einen Strommast gefahren ist. Sakumi selbst erlitt nach einem Sturz von der Treppe einen schweren Gedächtnisverlust. Ihr Bruder Yoshi beginnt sich plötzlich vollkommen zurückzuziehen. Er geht nicht mehr zur Schule, statt dessen sitzt er in seinem Zimmer und schreibt. Später erzählt er, dass er anfing Stimmen von anderen Menschen in seinem Kopf zu hören. Im Laufe ihrer Genesung verändert sich Sakumis Leben immer mehr. Sie kommt mit den früheren Freund ihrer Schwester zusammen. Ryūichirō ist selbst Autor und eigentlich ständig weg.
Die Bar in der sie arbeitet schließt, da der Besitzer, eine Art Alt-68er, verschwunden ist um sich irgendwohin abzusetzen, oder eine Reise zu machen? Man kann dem Schicksal bei seiner Arbeit förmlich über die Schulter sehen.

Faszinierend ist auch, dass es der Autorin Yoshimoto-san gelingt Stimmungen und Situationen so zu beschreiben, dass sie auch für den mitteleuropäischen Leser irgendwie bekannt wirken. So fühlte ich mich zwischendrin (man will ja nicht zuviel verraten) in die Ostseeurlaube in meiner Kindheit zurückversetzt.
Mit einem sehr feinen Gefühl für Nostalgie und einem Hauch Wahnsinn wird der Leser hier durch die Geschichte geführt.
Obwohl das Buch angesichts der Handlungsdichte vielleicht etwas lang geraten ist, hat man hier allemal einen wunderbaren Schmöker fürs Kopfkissen, lange Zugfahrten oder langweilige Nachmittage.

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